Ich habe früher einfach unmöglich verstehen können, wie es Deutschland, wie es unsere Großeltern und Urgroßeltern zulassen konnten, dass Hitler an die Macht kommt, und dass in Deutschland ein totalitäres System etabliert wurde.

Inzwischen verstehe ich es. Und jeden Tag passiert etwas Neues, was diese Verständnis verstärkt.

Trotzdem würde ich meine Mitmenschen niemals als Nazis bezeichnen. Da bin ich weit entfernt. Also ja, es gibt in Deutschland eine viel größere Menge an "Nazis", als ich jemals gedacht habe. Und wenn ich "Nazi" sage, dann meine ich nicht den Holocaust. Ich meine einfach einen totalitären Staat, der Minderheiten unterdrückt und sich nicht an rechtsstaatliche Grundsätze hält. Solche Menschen gibt es viel mehr in Deutschland, als ich jemals gedacht hätte. Die also klar und zweifelsfrei rechtsextrem sind. Das ist erschreckend.

Die sind aber gar nicht das Problem. Das viel größere Problem sind alle, die totalitäre Methoden akzeptieren, zumindest aber wegschauen oder sich selbst etwas vormachen (lassen) wenn das nur ihrer eigenen Bequemlichkeit oder Sicherheit dient. Leider gibt es inzwischen sogar Politiker von ehemals in der Mitte der Gesellschaft verankerten Parteien, welche (zugunsten der Mehrheiten) offen Minderheiten diskriminieren und die rechtsstaatliche Grundprinzipien verletzen.

Die alle legitimieren die extremen Kräfte immer mehr. Und so steigt auch die Akzeptanz des Rechtsextremismus. Viele akzeptieren ihn, weil er den eigenen Interessen ja auch irgendwo nützt, und alle Gründe gegen den Extremismus werden eingeschäfert und zurückgedrängt - sei es mit dem Argument, dass die negativen Folgen ja "nur Minderheiten" betrifft. Und so lange man sich im Mainstram befindet, spürt man die negativen Folgen ja nicht.