Aus dem Netz:
Das Regime verhaftet Menschen, die Blumen für Nawalny ablegen und Kerzen entzünden wollen. Es hat Angst vor Blumen und Kerzen. Die aktuellen Bilder aus Russland erinnern mich an die DDR, dort war es auch so. Ich erinnere mich, dass ich SED-Regime und Stasi auch deshalb so verachtete, weil sie zu Entspanntheit und Großmut nicht in der Lage waren, sie fühlten ihre Macht durch Lappalien bedroht. Mein Schwager landete Mitte der 1980er im Stasi-Knast, nachdem er als junger Mann (gefrustet wegen der staatlichen Durchkreuzung seiner Berufspläne und nach Alkoholkonsum) mit Kreide „Erich nein – Franz Josef ja“ auf die Straße geschrieben hatte. So schwach war dieses Regime, dass es sich von Pillepalle bedroht fühlte. Die Kremlbande handelt heute nicht anders, weil sie genauso schwach ist. Sie ist so schwach, dass sie mit dem Kriegsterror gegen die Menschen in der Ukraine dem eigenen Volk zu demonstrieren versucht, sie sei stark. Mit dem Wegräumen der Blumen und Kerzen, mit der Verhaftung Demonstrierender outet sie aber ihre Lächerlichkeit und Schwäche.
Die westlichen demokratischen Gesellschaften, aus Sicht der Putinclique schwach, „verweichlicht“ und „degeneriert“, sind stärker. Im heutigen Deutschland wird niemand verhaftet, weil er Sprüche auf die Straße schreibt oder Blumen niederlegt. Auch AfD-Politiker und andere Rechtsextremisten, welche die politische Ordnung ja tatsächlich akut bedrohen, werden nicht eingesperrt. Selbst wenn die AfD verboten würde, gäbe es keine „Nacht der langen Messer“, weil politische Rache dem Wesen der freiheitlichen Gesellschaft fremd ist. Diese Freiheit bedroht die Macht der Kremlmafia, deshalb will sie diese Freiheit beenden, im eigenen Land und darüber hinaus. Die militärische Bedrohung Europas durch Russland ist real. Außer Repression nach innen und Aggression nach außen hat die Kremlmafia aber nicht viel zu bieten, Russland ist wirtschaftlich nicht besonders stark, sämtliche innere Strukturen sind von Korruption durchfressen, das geht nicht ewig gut. Wir sind stärker, und das sollten wir uns bewusster machen.
Wolfgang Wetzel