Wahnsinn über Zeltweg – Airpower 2016

Wes Geistes Kind sind wir denn? Da bejubelten an diesem Wochenende in Zeltweg Hunderttausende jene Flugzeuge, die auch irgendwo in den Kampfgebieten dieser Welt im Einsatz sein könnten. Aus den Volksbudgets werden die Kampfjets mit unglaublich hohen Aufwendungen finanziert. Die größten Profiteure sind die Rüstungskonzerne. Die Verlierer sind jene Hunderttausende, die in Kriegssituationen leben und aus ihnen fliehen. Verlierer sind die Empfänger von Sozialhilfen, für die angeblich dann die Finanzmittel fehlen, die Kranken, weil mancherorts die Zahl der Spitalsbetten gekürzt wird, die Flüchtlinge, für deren Versorgung unser Staat zumindest laut Kronenzeitung und FPÖ zu wenig Geld habe.

Beispiel Eurofighter-Kampfflugzeug, der das Spektakulum in der Obersteiermark eröffnen konnte. Eine einzige Flugstunde – so eine Berechnung im DER STANDARD – kommt auf 67.000 Euro, wenn alle direkten und indirekten Kosten mit ins Kalklül genommen werden. Der gegenwärtige Chef im Verteidigungsministerium sonnt sich im Windschatten der Kampfjets. Der Sparkurs im Heeresbudget ist längst beendet. Doskozil und mit ihm die österreichische Armee haben Aufwind.

Dabei ist der österreichische Verteidigungsminister auch Teil jener Regierung, die sich auf die Klimaziele von Paris geeinigt hat und auf deren Umsetzung verpflichtet ist. Die Turbinen der Eurofighter verbrauchen unglaubliche Mengen an Treibstoff. 4500 kg Treibstoff fassen die Tanks. Pro Stunde werden 3.500 kg Kerosin verbrannt. Die Gesamtmenge der Umweltbelastungen und des Ressourcenverbrauchs werden nie genau berechnet werden. Schätzungen zufolge dürften es aber bis zu einer halben Million Liter Kerosin sein, die für die Show an diesem Wochenende im obersteirischen Aichfeld verbrannt werden. Solcher Ressourcenverbrauch und solche Umweltbelastungen sind unverantwortlich.

Dass Red Bull werbeeffizient diese Show unterstützt, passt zum Gesamtbild der Abertausenden, die sich stundenlang in Autos zwängen, um das Spektakel über Zeltweg zu sehen. Wer eine Dose mit dem Red Bull-Logo in der Hand hält, frisst tatsächlich unglaubliche Energien: Er befördert mit der Wegwerfpackung den Bauxitabbau in den Regenwäldern dieser Welt. Für die ungeheuren Energieaufwendungen für die Produktion von Aluminium werden ebendort riesige Landstriche dem Bau von Stauseen und Kraftwerken geopfert. Stier und Opfer – auch das passt kulturhistorisch zusammen.

Als Vorsitzender der Katholischen Aktion der Diözese Innsbruck und Religionslehrer frage ich mich nun: Wo bleibt hier die kritische Stimme eines Militärbischofs? Wo bleibt die Stimme jener Kleriker, die als Offiziere in der heimischen Armee dienen? Wer die Öko-Enzyklika „Laudato Si“ aufgenommen hat, wird sich jedenfalls angewidert von dem Spektakel an diesem ersten Septemberwochenende abwenden.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 04.09.2016 18:24:14

tantejo

tantejo bewertete diesen Eintrag 04.09.2016 08:47:54

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