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Der Antisemitismus nimmt selbst mehr als 70 Jahre nach dem Holocaust einen Platz in der Gesellschaft ein. In unserer polarisierenden Zeit habe ich das Gefühl, dass es Bemühungen gibt, den Antisemitismus salonfähig zu machen.

Die Spuren der jüdischen Weltverschwörung

Einerseits erleben wir, dass Leute versuchen, ihren Antisemitismus durch den “Antizionismus” zu rechtfertigen, wobei beides auf dasselbe hinausführt: Die jüdische Verschwörung. Selbsternannte Experten, die “es durchblickt” haben, sehen überall jüdische Spuren - egal, ob die von Rothschild oder die der Rockerfeller. Es wird nicht besser, wenn man den Judenhass unter dem Namen “Antizionismus” verpackt. Abgesehen davon, dass an der Grundidee des Zionismus (jüdische Staatlichkeit) aus meiner Sicht kein Verbrechen zu erkennen ist (genauso wie an einer palästinensischen Staatlichkeit), wird versucht, dem Begriff einen negativen Beigeschmack zu geben. Das ist genau dieselbe NS-Rhetorik, die wir vor nicht langer Zeit in Europa hatten. Eine konstruktive Kritik sollte an jeden Staat, darunter auch Israel oder Palästina, erlaubt sein und diskutiert werden. Das, was wir hierbei dennoch erleben, sind entweder einseitige Israel- oder Palästina-Bashings. Es handelt sich hier um einen vielschichtigen und komplexen Konflikt, bei dem beide Seiten aktuell Fehler machen (Siedlungspolitik auf der einen Seite, Hamas-Attacken auf der anderen Seite). Die Vergleiche des israelischen Vorgehens in Palästina mit dem Vorgehen Hitlers gegenüber Juden auf eine Stufe zu stellen, ist sehr makaber und nicht haltbar. Genauso erwarte ich mir natürlich auch, dass Israelis oder Palästinenser konstruktive Kritik nicht in “Erdogan-Anhänger”-Manier im Keim ersticken.

Der "importierte" Antisemitismus

Neben unseren “einheimischen” Antisemiten hat sich in letzter Zeit verstärkt ein Antisemitismus entwickelt, der “importiert” wurde. Dabei meine ich weniger die aktuellen Flüchtlinge, sondern viel eher bereits eingelebte aber wenig integrierte ethnische Vereine und/oder Parallelgesellschaften. Der Anlass, wieso ich diesen Beitrag verfasse, ist die Einstellung eines Strafverfahrens, bei dem die FATIH-Moschee (DITIB, Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) verstärkt dazu aufgerufen hat, jüdische Firmen und Produkte zu boykottieren und unterschwellige Hetze gegen arabische Christen betreibt (die übrigens aktuell verstärkt verfolgt werden) – und in jedem Konflikt die Spuren der jüdischen Weltverschwörung sucht. Dabei wurde das Strafverfahren eingestellt, da der Judenhass und die Hetze durch Koranstellen begründet werden konnten. Keine Art von Hetze und Gewalt darf durch religiöse Schriften, unabhängig davon welche es sind, rechtfertigt werden. Dieses Urteil ist an Absurdität nicht zu überbieten. Wir leben in einer säkularen Gesellschaft und dieses Wertesystem muss akzeptiert werden, wenn hier jemand leben will. Es kann nicht sein, dass türkische Erdogan-Anhänger Europa “scheiße finden”, die Menschenrechtsverletzungen durch Erdogan rechtfertigen und trotzdem alle Freiheiten hier genießen.

Instrumentalisierung der Parteien

Der Antisemitismus ist zweifelsohne ein Phänomen, welches es bereits bei den Römern gab und auch in Zukunft leider geben wird. Es ist wichtig den Extremismus auf allen Seiten zu bekämpfen, unabhängig davon ob dieser seitens von Rechts- oder Linksextremisten, Einheimischen oder Menschen mit Migrationshindergrund ausgeht. Heute wird der Antisemitismus von rechtspopulistischen Parteien wieder aufgegriffen, um sich nicht nur als Retter des Christentums zu positionieren, sondern des “jüdisch-christlichen” Abendlandes. Zwar heiße ich die Kernidee willkommen (gegen Antisemitismus einzustehen), dennoch geht es diesen Parteien weniger um die Juden, sondern viel mehr darum Stimmenprofit zu machen und Stimmungsmache zu betreiben, weswegen Vorsicht geboten ist.

71 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist es nicht wichtig in der deutschen und österreichischen Gesellschaft Schuldkomplexe aufzubauen, sondern aus der Geschichte zu lernen und Verantwortung zu zeigen.

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