Iran: die Zivilisation zwischen Orient und Okzident - eine Analyse

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Seit einigen Tagen stehen die Unruhen im Iran im medialen Fokus. Dabei kursieren bereits viele Mutmaßungen über die innenpolitische Situation im Land. Mittlerweile sind bereits über 20 Personen bei den Unruhen gestorben. Welche Faktoren spielen bei den Unruhen eine Rolle? Eine Analyse über die innenpolitischen Probleme und die geopolitische Wichtigkeit Irans.

Gesellschaftliche Öffnung bis 1979

Die Zeit der jüngeren Geschichte des Iran lässt sich in eine Zeit bis und nach 1979 einteilen. Bis 1979 war Iran unter der Herrschaft der Schah-Dynastie Phalavi und den Regierungen von Mossadegh. In dieser Zeit konnte der Iran von einem Schwellenland zu einer Industrienation aufsteigen. Erwähnenswert sind auch die politischen und sozialen Reformen, sowie die Bekämpfung sowohl links- (marxistischer) als auch rechtsextremer (islamistischer) Bewegungen. Dadurch konnte bis in die 1979er Jahre ein weitgehend säkularer, gesellschaftlich moderner Staat ohne großen religiösen Einfluss gefestigt werden. Zu erwähnen gilt, dass die persische Bevölkerung auf eine sehr alte Kultur zurückblicken kann und tendenziell säkular geprägt war/ist.

Islamische Revolution ab 1979

1979 kam es zu einer Revolution, infolgedessen ein theokratisches Regime installiert wurde. Wahlen finden im Iran zwar statt und verlaufen größtenteils problemlos, dennoch werden Kandidaten im Vorfeld vom religiösen Wächterrat aussortiert und der religiöse Oberhaupt hat nachwievor einen großen Einfluss. Zwar hat der Iran ein großes wirtschaftliches Potential und versucht dieses auch auszuschöpfen, treffen die Sanktionen den Iran hart. Die Ära der weitgehend liberale Gesellschaft wurde ab 1979 nach und nach zum Symbol von einem theokratischen Staat mit vielen Verboten für vieles, was in Europa zum Alltagsleben gehört - wie etwa freizügigere Kleidung, Selbstbestimmung, Alkoholkonsum. Heute noch ist Iran für den Kopftuchzwang bekannt. Der Gegensatz zwischen einer teils liberalen Gesellschaft, weitgehend gebildeten Jugend und einem strengreligiösen System ist faktisch unüberbrückbar.

Iran im Fadenkreuz der Geopolitik

Neben den inneren Unruhen vor allem im gesellschaftlichen Bereich, war der Iran ähnlich wie der Kaukasus immer schon geostrategisch wichtig. Britische, amerikanische und sowjetische/russische, arabische und israelische Agenten waren immerschon im Iran involviert und versuchten ein Partnerschaften zu knüpfen. Oft wurde daraus eine temporäre Zweckgemeinschaft, welche nach dem einen oder anderen Sturz wieder geändert hat. Der Iran gehört zusammen mit Saudi Arabien und Israel, den Rivalen, zu den regionalen Playern und versucht ähnlich wie Saudi Arabien eine pro-iranische Dominanz in der Region aufzubauen. Damit lässt sich die Iran-Syrien-Hezbollah-Brücke oder Saudi Arabien-Türkei Bündnis. Auch heute ist der Iran ein Instabilitäts- und Stabilitätsfaktor zugleich in der Region. Einerseits relevant für das Gleichgewicht am Kaukasus, andererseits im ständigen, gegenseitigen Zündeln mit Israel und Saudi Arabien.

Unruhen 2017/18 - die Gefahr der Relativierung

Die aktuellen Unruhen kann man nun ausgehend aus den vorher genannten Punkten besser erklären. Einerseits spielen gesellschaftliche und innenpolitische Faktoren eine relevante Rolle. Personengruppen, die die Stimme gegen Verbote erheben und für Selbstbestimmung eintreten - insbesondere gegen den Kopftuchzwang. Andererseits ist der Iran für eine Vielzahl von anderen Mächten entweder ein wichtiger Partner oder ein gefährlicher Rivale. Realpolitisch treffen türkische, saudi-arabische, amerikanische, russische und israelische Interessen im Iran aufeinander. Es ist aber brandgefährlich die tatsächlich vorhandenen Probleme der Unfreiheit durch die Geopolitik zu verharmlosen und den Leuten das Recht auf eine freie Gesellschaft abzusprechen. Es ist wichtig nüchtern die geopolitische Lage Irans zu berücksichtigen, gleichzeitig aber innenpolitische Probleme des Regimes zu benennen und nicht in verschwörungstheoretischer Manier nur ausländische Geheimdienste verantwortlich zu machen.

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