Eine liebe Freundin von mir ist zusammen gebrochen. 3 Kinder im Alter von 8, 5 und 2 Jahren, Ehemann, Haus, Garten und ein 35 Stunden Job waren einfach zu viel.

Wievielen Frauen es wohl ähnlich ergeht?

Frauen, die verzweifelt versuchen, alles unter einem Hut zu bringen. Den Alltag straff und noch straffer organisieren, schauen, dass niemand auf der Strecke bleibt, und dann erst für sich selbst keine Zeit finden, um einmal frei durch zu atmen.

Ich weiß genau, wie sich das anfühlt!

In den 90iger Jahren hatte ich einen Job im Verlagswesen, Einzelhandel. Angestellt war ich für 25 Wochenstunden, nur, dass am Ende jedes Monats sich etwa 80 - 100 Überstunden ansammelten.

Außerdem war ich Alleinerzieherin von 2 Kindern, eines davon mit besonderen Förderbedarf, und wirklich täglich am Rande eines Nervenzusammenbruchs.

Mein Tag begann um 5 Uhr morgens, Samstags sogar um 4:30 Uhr, da ich im 14 Tage Rhythmus auch Samstagdienste schieben musste, die zeitiger begannen. Meine bereits schulpflichtige Tochter lies ich unter allergrößten Bedenken alleine zu Hause, meinen kleinen Sohn musste ich aus den Schlaf reißen, und dann ging es mit den ersten Öffis für diesen Tag, an meinen Arbeitsplatz. Mein armer Kleiner war meist so müde, dass ich ihm aus Bürostühlen eine Schlafstelle baute, wo er trotz ununterbrochenen Geklingel noch weiter döste. Um 7:15 weckte ich per Telefon (dafür musste ich jede Menge Kunden aus der Leitung werfen) meine Tochter, und wenn sie nicht gleich abhob, war ich einer Panikattacke nahe. Sie musste nun alleine in die Schule gehen, und ich betete jedes Mal, dass sie bei der großen, ungeregelten Kreuzung wirklich gut aufpasst. Wenn ihr etwas geschehen wäre, ich hätte es ohnehin nicht erfahren, denn es war fast unmöglich bei mir telefonisch durchzukommen. Ich, alleine im Büro mit 3 verschiedenen Leitungen, die permanent klingelten.

Unter der Woche sah es nicht viel besser aus. Wir waren dann zwar im Durchschnitt 4 Angestellte ( die Anzahl der Mitarbeiter wechselte laufend, weil es niemand lange aushielt), aber eben mit 7 offenen Leitungen. Das Geräusch, der andauernd bimmelnden Telefone verfolgte mich bis in meine Träume. Heute ist es für mich unvorstellbar, aber ich erledigte ständig drei Dinge gleichzeitig. Mit einem Kunden telefonieren, seine Bestellung handschriftlich notieren, sobald dieser aber nur spricht, gleichzeitig Retourware im Computer eingeben, und trotzdem noch aufmerksam verfolgen, welcher Nachlieferfahrer am anderen Apparat ist, um mich mit Handzeichen auch noch in diese Richtung verständlich zu machen. In den offiziellen, täglichen 5 Arbeitsstunden, führte ich im Durchschnitt 150 Telefonate, die ja auch noch nebenbei bearbeitet gehörten. So ähnlich stelle ich es mir am Börsenmarkt vor, nur dass dort der Gehalt sicher wesentlich besser ausfällt.

Irgendwann am Nachmittag bin ich dann, meist schon ziemlich am Ende, in den Hort gewankt, um meine Sprösslinge abzuholen, die munter drauf los, um meine Aufmerksamkeit kämpften. Weiter zum einkaufen, kochen, mit den Kindern spielen, und wenn sie endlich eingeschlafen sind, noch bügeln, putzen, etc.

5 Jahre meines Lebens habe ich so verbracht, 5 verlorene Jahre, denn für Bekanntschaften, Beziehungen oder Freundschaften, oder auch nur einmal Essen gehen, oder ins Kino, war ich einfach zu müde, zu erschöpft. Wenn tatsächlich mal jemand auf Besuch kam, bin ich schon mal mitten im Gespräch einfach eingeschlafen....

Nach 5 Jahren übersiedelte die Abteilung an das andere Ende von Wien, und ich wäre täglich 3 Stunden in den verschiedenen Straßenbahnen und Bussen gesessen. Samstags hätte ich mir auf eigene Kosten eine Taxi bestellen müssen, und da war ich endlich so weit, loszulassen, und den Job aufzugeben. Davor hatte ich einfach zu viel Angst, meine Kinder nicht ausreichend versorgen zu können. ......