Heute ist es also soweit. Ich darf den Freund meiner Freundin kennen lernen, einen waschechten Touareg. Ein Bild von ihm, in seinem blauen Gewand mit Gesichtsschleier habe ich bereits gesehen, und war beeindruckt. Meine Freundin holt mich vom Bahnhof ab, und er ist mit dabei. Erste Begrüßung, ein Bussi auf die Wange. Überraschung, keine Verschleierung, auch kein traditionelles Gewand an, sondern ganz einfach mit Jeans und blauer Daunenjacke bekleidet. Erster Eindruck: sehr sympathisch, ein offener Blick, eine Begegnung auf Herzebene. Tut mir leid Männer aus Österreich, dass habe ich bei euch beim Erstkontakt, so, noch nicht erlebt! Während der Autofahrt zu meiner Freundin nach Hause, plaudern wir ganz offen, einfach drauflos, in einem Kauderwelsch aus Englisch und Französisch. Obwohl ich noch schnell ein paar französische Vokabel gepaukt habe, sind meine Kenntnisse einfach miserabel, aber wir kommen trotzdem zurecht. Mir meiner sprachlichen Schwächen sehr bewusst, habe ich vorweg schon ein paar Fragen notiert, und bitte ihn, sie mir schriftlich zu beantworten. Da ich keine Ahnung habe, was in seiner Kultur als zu privat oder persönlich empfunden wird, weise ich ihn noch darauf hin, dass er nichts beantworten muss, was er nicht will. Er schaut kurz auf den Zettel, nein, kein Problem, macht er. (meine Übersetzung kann ein paar Tage dauern) Wir scherzen miteinander, und er wirkt auf eine spezielle Art fast kindlich, weil er so etwas Reines, Offenes, Unverfälschtes an sich hat. Die Wüste, und der blaue Himmel fehlen ihm, bei uns ist es sooft grau in grau. Auch den Lärm der Großstädte in Europa empfindet er als sehr heftig. Er lebt in Agadez, dort haben sich viele Touraegs nieder gelassen, aber er reist trotzdem noch oft durch die Wüste. Er ist Schmied, Silberschmied genauer gesagt, und dies ist ein sehr hoch angesehener Beruf unter den Touareg. Angekommen im Haus meiner Freundin bietet er mir sofort einen Tee an - eine Freundschaftseinladung! Auf dem Tisch liegt sein Schmuck ausgebreitet. Wunderschöne Stücke aus Silber, teilweise sind rote, türkise und schwarze Steine eingearbeitet. Ohrringe, Armbänder, Halsketten, kleine verzierte Messer, alles Handarbeit. Für eine kleine Anfertigung braucht er etwa 2 Tage. Jedes Stück ein Unikat. Er bewegt sich im Haus meiner Freundin sehr natürlich und selbstverständlich. Seit er bei ihr zu Gast ist, hat er das Kochen übernommen und er räumt auch alles immer wieder weg! Außerdem bringt er ihr jeden Tag den Tee zum Frühstück ans Bett! Hallo? Wenn nicht gerade Muttertag am Kalender steht, oder Geburtstag, ist ein derartiges Verwöhn-Programm wohl eher die Ausnahme, oder habt ihr da andere Erfahrungen?................Fortsetzung folgt..............
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