Die Touareg, das blaue Volk Teil 3

Das ist die Geschichte von Muhamed, einem Touareg:

Muhamed wurde 1976 in einem kleinen Dorf namens Azel, in der Nähe von Agadez/im Niger, geboren. Bis 1960 war der Niger eine französische Kolonie. Die Menschen lebten vom Handel und vom Tourismus, viele Touristen wollten die Sahara sehen. Nach der Unabhängigkeitserklärung kam es zu Aufständen der Touareg. Dieses Volk zog schon immer durch die Wüste, und lebte frei und unabhängig, in Zelten, und plötzlich sollten sie sesshaft werden. Dagegen wehrten sie sich, doch es half ihnen nichts. Zu groß war die Übermacht. So ließen sie sich teilweise freiwillig, teilweise unter Zwang nieder. Die meisten von ihnen wählten dafür die Stadt Agadez.

Der Niger gehört zu den ärmsten Ländern der Erde, beim Human Development Index von 2013 belegte der Niger den letzten Platz. Das Land leidet unter extremen Dürren und großen Hungersnöten.

Doch zurück zu Muhamed. Er ist 37 Jahre jung, sein genaues Geburtsdatum kennt er allerdings nicht, das in seiner Kultur nicht wichtig. Muhamed lebt mit seinen Eltern und seinen 7 Geschwistern, seiner Frau - welche von seinen Eltern ausgesucht wurde - und seinen 4 Kindern im Alter von 14, 9, 6 Jahren und die Kleinste ist 10 Monate alt, zusammen. Insgesamt umfaßt seine Familie 21 Personen.

In seiner Kultur heiraten Frauen zwischen dem 16 - 20 Lebensjahr, und die Männer mit 25-30 Jahren. Vor einer Geburt ziehen sich die Frauen zurück und die Männer sehen ihren Nachwuchs erst, wenn er etwa 1-2 Monate alt ist.

Muhameds Haus ist aus Stroh und Erde gebaut, so wie alle anderen Häuser auch. Es gibt eine Art Haupthaus, wo die Küche ist, und Nebenbereiche. Wenn ein Mann mit seiner Frau schläft, geht er nach dem Akt, oder auch nachdem sie eingeschlafen ist, in seinen Bereich zurück.

Die Sprache der Touareg ist Tamacheq, und sie haben eine eigene Schrift, die sich Tifinagh nennt. Muhamed spricht außerdem noch Haoussa, eine weitere Landessprache, und sehr gut französisch, und ein wenig Englisch. Er ging zur Schule, so wie auch seine Kinder, er hätte jedoch sehr gerne studiert, aber das konnte er nicht, dafür fehlte einerseits das Geld, und andererseits ist er der Familienälteste, und trägt die Verantwortung für die ganze Sippe. In seiner Familie sind alle männlichen Nachkommen Silberschmiede. Schmied ist ein hoch angesehener Beruf unter den Touareg. Schmied wird man nicht einfach, sondern diese Ehre wird vom Vater an den Sohn/die Söhne weiter gegeben. Um Überleben zu können wir Jemand aus der Familie bestimmt (meist ist es das Familienoberhaupt), der durch Westafrika und anschließend auch Europa reist(speziell Frankreich, Deutschland und Österreich) um den Schmuck, den die Familie herstellt, zu verkaufen. Muhamed betont dabei, dass dies nur möglich ist, weil seine Frau damit einverstanden ist. Dafür genießt sie seine größte Dankbarkeit und Wertschätzung, ohne ihr Einverständnis, könnte er nicht reisen. Seine gesamte Familie übergibt ihm dazu den hergestellten Schmuck und hofft, dass er wieder gesund und mit Geld nach Hause kommt. Es ist schon ein paar Mal vorgekommen, dass er mit leeren Händen heimwärts kam, wenn er zu wenig verkaufen konnte, und die Einnahmen, durch Flugkosten, Unterbringungskosten, Reisekosten und Standkosten (z.B. das Afrikafest auf der Donauinsel ist nicht gerade günstig) verschlungen wurden.

Muhamed beschreibt einen typischen Tag seiner Familie:

Um 6 Uhr morgens steht seine Mutter auf, und kocht für die gesamte Familie einen Hirsebrei. Dazu wird Tee getrunken, den der Vater zubereitet. Alle kommen da zusammen. Um 7:30 bringen die Mädchen die Kinder in die Schule und kümmern sich anschließend, mit den Frauen um den Haushalt. Muhamed, sein Vater und seine 5 Brüder gehen in die kleine Schmuckwerkstatt. Sie arbeiten durch bis gegen 17 Uhr. Danach packen sie ihre Schmuckstücke zusammen und gehen täglich auf den Markt, in die Stadt. Nur wenn sie 1-2 Schmuckstücke verkaufen, können sie wiederum um dieses Geld Hirse, Weizen, Mais oder Reis für den nächsten Tag einkaufen. Das bedeutet, die Familie lebt von einem Tag zum nächsten, ohne Sicherheiten, ohne Vorräte. Das, was sie besitzen ist ihr Silberschmuck, den sie sehr kunstvoll herstellen und gestalten........

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