Die liebe Bluesanne meinte, ich möge doch einmal einen Artikel über meine Discozeit schreiben, gar nicht so leicht!
Da muss ich doch etwas weiter ausholen. Als Kind war ich das typische hässliche Entlein. Aufgrund eines Augenfehlers musste ich Krankenkassabrillen tragen, meine feinen, dünnen bloden Haare wollten auch nicht wachsen, sodass ich selbst zum Zeitpunkt meiner Kommunion noch so wenig Haarwuchs besaß, dass kein Kränzchen auf meinem Kopf hielt. Ich war extrem schüchtern, verklemmt und unbeholfen. Meine Eltern stärkten mir auch nicht den Rücken, sondern eher im Gegenteil. Meinen Stempel hatte ich von Anfang an: Das in jeder Hinsicht missratene Kind. Und es gab da was, was mir meine Eltern nie verziehen.
Meine Eltern gingen eines Tages mit mir (da war ich ca. 2 Jahre alt) in Schönbrunn spazieren. Zufällig befand sich eine Filmcrew am Areal, und ich erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie wollten mich in ihre Dreharbeiten einbauen, ich sollte über einen Weg laufen. Das Interessante dabei ist, ich kann mich daran irgendwie bruchstückhaft, erinnern. Und zwar, dass ich ganz plötzlich die volle Aufmerksamkeit vieler Menschen hatte, die Etwas von mir erwarteten, und ich nicht genau wusste, was. Also strengte ich mich super toll an, so sehr, dass ich total verkniffen und mit heraushängender zunge herum lief. Dies war natürlich kein besonders ästhetischer Anblick, und so bin ich doch kein Filmstar, keine zweite Jodie Foster, geworden. Wer weiß, vielleicht würde sonst bereits ein Oscar irgendwo auf meinem Klo herum stehen!
Als Jugendliche, wollte ich die hässlichen Augengläser, die man mir verpasste, nicht mehr, also ging ich einfach ohne Brille, was des Öfteren zu verrückten Situationen führte, wenn ich mich z.B. auf's Herrenklo verirrte, und den Irrtum ein bisschen spät erkannte, oder wildfremde Menschen ansprach, oder sogar umarmte und abbusselte, weil ich sie verwechselt hatte. Diese Aktionen wurden teilweise mit Empörung, manchmal aber auch durchaus charmant quittiert.
Ohne Gläser hatte ich jedenfalls mehr Selbstvertrauen und war mit meinem Aussehen ganz zufrieden. Das Aussehen war in dieser Zeit halt besonders wichtig, das hatte mir auch meine eigene Vergangenheit gezeigt. In der Volksschule noch verspottet, ausgelacht und wirklich brutal gequält, wurde es mit jedem Jahr etwas leichter, indem ich hübscher und ein bisschen selbstbewusster wurde. Zu Hause hielt ich es aufgrund der ständigen Reibereien mit meinen Eltern kaum mehr aus. So begann meine wilde Discozeit mit verrückten und sogar manchmal gefährlichen Aktionen.
Meine Lieblingsdisco befand sich nämlich in Margareten am Moos. Damals noch eine kleine Dorfdisco, etwas später dann ein riesiger Tanzpalast. Dort wurde ich sowohl von den Stammgästen, als auch vom Besitzer immer herzlichst begrüßt, da hatte ich das Gefühl vollkommen willkommen zu sein, und so wurde es mein zweites Zuhause. Das einzige Problem bestand darn, dass die Disco ohne Auto nicht so leicht zu erreichen war.
Einmal war ich als Autostopper unterwegs, zum ersten Mal, und gleich erwischte ich einen Fahrer, der zudringlich wurde, ich kam gerade noch aus dem Wagen.
Ein anderes Mal versuchte ich zu Fuß eine Abkürzung über Felder, stürzte in einem Bach und kam triefend naß und schlammgebadetet vor der Disco an.
Noch unsicherer war allerdings der Heimweg. Ich fuhr jedesl Mal mit jugendlichem Leichtsinn (aus heutiger Sicht gefährlicher Dummheit) einen Teil der Strecke mit dem Bus hin, den Rest zu Fuß, ohne zu wissen, ob ich auf Bekannte stoßen würde, die mich die gesamte Strecke wieder heimbringen würden. Da gab es schon die eine oder andere Schreckminute.
Einmal fuhr ich mit einem oberflächlichen Bekannten mit, der plötzlich mitten auf der Landstraße stehen blieb, ausstieg und trocken zu mir meinte: Aussteigen!
Aussteigen, im Nirgendwo, mitten in der Nacht?????
Ich schob Panik und verriegelte von Innen die Tür. Er klopfte wie wild an die Scheiben und schrie: Stell dich nicht so an, ich will dich doch nur fahren lassen!! Kurz davor hatte ich ihm erzählt, dass ich mir so sehr wünschte, ich könnte Auto fahren......
Ein unvergessliches Erlebnis passierte eines Sonntags Nachts. Niemand in der Disco, den ich kannte, schließlich bot sich, auf Empfehlung des Besitzers ein Gast an, ein sehr großer, etwas bullig wirkender Typ im schwarzem Lederdress so um die 30 Jahre alt. Nein, ich traute ihm nicht, und doch sollte gerade Er mein Lebensretter werden..............Fortsetzung folgt