Seit Jahren bin ich auf der Strecke Aspern - Kagran mit dem Bus unterwegs. Immer wieder begegnet mir dabei ein Mann, er ist sowohl leicht geistig behindert, als auch körperlich auf einen großen elektrischen Rollstuhl angewiesen.
Das Ein- und Aussteigen mit diesem riesigen Gefährt gestaltet sich zur herausfordernden Aufgabenstellung jedes Buslenkers. Er muss den Motor in der Station abschalten, aussteigen, Schienen auspacken, diese zwischen Bus und Gehsteig deponieren, und danach den Mann einweisen, damit die Räder des Rollstuhls genau auf den Schienen Platz finden.
Dies ist eine ca. 10 min. lange Prozedur. Noch nie bin ich auf einen Busfahrer gestoßen, der dabei nicht geduldig, freundlich unterstützend, und hilfsbereit gewesen wäre! Die restlichen Fahrgäste bleiben meist mit stoischer Miene sitzen, nicht alle sind gerade glücklich über die Verzögerung. Heute will jeder schnell irgendwo hin. Wenn dann der nachfolgende Bus unseren überholt, wird es für manche ärgerlich.
Diese Beobachtung möchte ich zum Anlass nehmen, über Busfahrer allgemein zu schreiben. Ich kenne einen sehr gut, und seine Tätigkeit ist nicht leicht.
Wir benützen jeden Tag die Öffis, und es interessiert uns höchstens, ob sie pünktlich sind, aber wir verschwenden keine Gedanken daran, was und wer dahinter steckt. Eigentlich ist dies unsere Haltung allen Dienstleistern gegenüber, egal ob Busfahrer, Krankenschwester, Kanalräumer, oder die Müllabfuhr. Hauptsache alles läuft reibungslos.
"Mein" Busfahrer fährt in gesamt Wien. Das bedeutet, er muss JEDE Busstrecke in Wien auswendig kennen. Blöd, wenn er an der falschen Kreuzung abbiegt! Die eingeteilten Strecken wechseln täglich.
Es gibt zwar sogenannte "Radel-Dienste", das bedeutet eine Woche Frühdienst, eine Woche Spätdienst, aber die Dienst-Tage sind immer diesselben. Da nicht alle Fahrer am Wochenend3e frei haben können, bedeutet das, viele Fahrer haben NIE am Wochenende frei. Eine sehr große Belastung für die Familie, und Freundschaften lassen sich auch schwer pflegen. Ganz abgesehen davon, dass Radel Dienste ohnehin eine große Belastung für den Körper darstellen.
Am schlimmsten sind sogenannte "Unterbrecher", da beginnt der Dienst um etwa 3 Uhr morgens, endet zum ersten Mal gegen 8 Uhr, dann hat man eventuell Bereitschaftdienst (falls ein Fahrer ausfällt) und am Nachmittag geht der Dienst weiter bis in die Nacht.
Im Bus gibt es keinen Fahrscheinautomaten. Wusstet ihr, dass der Fahrer eure Fahrscheine zuerst selbst einkaufen und bezahlen muss? Er ist eigenverantwortlich dafür zuständig, abzuschätzen, wieviel er in den nächsten Monaten verkaufen wird. Verschätzt er sich bleibt er entweder auf den Scheinen sitzen(besonders schlimm, wenn sich die Fahrpreise ändern) oder er hat keinen parat, wenn Fahrgäste einen benötigen. Dann darf ihn ja kein "undercover" Kontrolleur der Wr.Linien erwischen, die unterwegs sind, um die Busfahrer zu kontrollieren.
Von der großen Verantwortung gegenüber den Fahrgästen im täglichen Verkehr, ganz zu schweigen!
Wenn ihr euch also einmal über Busverspätungen ärgert, oder euch der Bus vor der Nase davon fährt, vielleicht denkt ihr daran, dass diese Menschen keinen leichten Job haben, bei keiner guten Bezahlung!
Und für die besonders Gescheiten, natürlich freiwillig gewählt, aber was täten wir ohne sie?