Zwei bekannte Journalisten sind in den letzten Tagen gestorben, ich kannte beide nicht (persönlich), aber die tiefe Betroffenheit über ihren Tod ist spürbar.
Es veranlasst mich, über drei - von vielen - Verstorbenen in meinem Leben, und über die Erkenntnisse, die ich daraus gezogen habe, zu berichten:
Meine kleine Schwester (eigentlich war sie "nur" meine Cousine, aber wir standen uns von Anfang an so nahe) starb mit knapp 19 Jahren, an einen Ostermontag, durch einen Autounfall. In dieser verhängnisvollen Nacht bekam sie genau 3 Mal die Möglichkeit geschenkt, einen anderen Weg einzuschlagen, einen, bei dem sie nicht gestorben wäre. Doch sie wählte die Mitfahrgelegenheit in einem kleinen VW, der schließlich auf einer schmalen Landstraße, vollbesetzt mit 3 weiteren Mädels, frontal, gegen einen entgegegen kommenden Mercedes prallte, indem ebenfalls 4 junge Männer saßen. Von den 8 Unfallbeteiligten, überlebten nur 4.
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3 Tage nach ihrem Tod, kam mir im Stiegenhaus die Kindergartentante meiner Sprösslinge entgegen, mit einem auffälligen, schwarzen, langen Lackmantel, demselben, den meine kleine Schwester besaß. Sie blieb kurz am Treppenabsatz stehen, und vielleicht war es nur eine Luftspiegelung, aber sie lächelte und strahlte mich mit grünen Katzenaugen an, genau wie meine kleine Schwester. Aprupt blieb ich stehen, holte tief Luft, und wollte etwas sagen, da war sie schon weg. 2 Jahre lang betreute diese Frau noch meine Kinder, doch nie wieder trug sie einen solchen Mantel, noch lächelte sie mich jemals wieder an, oder sah ihr überhaupt ähnlich.
Meine Tante, die mir sehr nahe stand, starb an Krebs. Ihr Weg war lang und grausam, und es war qualvoll für mich, ihr langsames Dahinsiechen miterleben zu müssen. Sie wollte über den Tod nie sprechen, ich glaube, sie hatte große Angst davor, und ich respektierte es. Heute bedauere ich dies, denn vielleicht hätte es ihr doch geholfen. Ein paar Monate vor ihrem Tod, erzählte sie mir, sie hätte geträumt, ein schwarzer Mann mit Sichel wäre in ihrem Haus gewesen, vor ihrem Schlafzimmer stehen geblieben, und hätte hinein geschaut. Ob ich wohl glaube, dass sie tatsächlich sterben müsse? Ich konnte ihr nicht antworten. ich konnte ihr nicht sagen: Ja, ich fürchte es! Hättet ihr gekonnt? Wäre es wichtig gewesen? Ich weiß es nicht. An ihrem letzten, bewusst erlebten Tag, besuchte ich sie im Spital. Die Schwester hob sie in den Rollstuhl und wir saßen am Fenster, und beobachteten das Schneegestöber, draußen im Hof. Sie wirkte sehr ruhig und gelassen, nach einiger Zeit der gemeinsamen Stille, meinte sie plötzlich: Schau, wie wunderschön die Schneeflocken tanzen, und welch prächtiges Gewand der Baum da drüben jetzt hat! Es ist so schön! Ihre Stimme klang so rein, so unverfälscht, so staunend, wie von einem kleinen Kind. Am nächsten Tag fiel sie ins Koma, und hatte laut Ärzte höchstens noch 1-2 Tage. Nach 10 (!) Tagen beschloss meine Mutter endlich, sich zu verabschieden. Gemeinsam mit einer Krankenschwester betrat sie das Zimmer, und dann passierte das, medizinisch gesehene, absolute Wunder:
Die Schwester grüßte, wie immer: Guten Morgen, Frau..... und meine Tante wachte aus dem Koma auf, öffnete die Augen und murmelte: Morgen, morgen bin ich schon bei den Sternen! In der Nacht darauf starb sie.
Meine geliebte Oma wurde sehr alt, und so hatte ich das große Glück, noch eine Oma zu besitzen, als ich bereits selbst (eine junge) Oma wurde. Eines Tages rief mich ihre Hausärztin an, und meinte, ich müsse sofort kommen, wenn ich mich von meiner Oma noch verabschieden möchte. Als ich in ihr Zimmer trat, war sie nicht mehr bei Bewusstsein. Es fühlte sich für mich so an, als wäre sie auch nicht mehr in ihrem Körper, sondern bewegte sich im Zimmer, jung und frisch, als würde sie tanzen. Sie war glücklich, so fühlte ich es, sie hatte ihren alten, verbrauchten, schmerzenden Körper abgelegt. Nachdem sie starb, besuchte ich sie lange und regelmäßig am Friedhof, und hatte dabei immer das Gefühl, ich kann Zwiesprache mit ihr halten, und sogar Antworten hören, bis sie eines Tages für mich auch in ihrem Grab nicht mehr spürbar, wurde.
Mit meiner Oma habe ich oft über das Sterben gesprochen, und wie wichtig es ist, sich und anderen schon zu Lebzeiten, zu verzeihen. Groll, Wut, Zorn, Unzufriedenheit mit sich selbst und den Nächsten, sind eine schwere Bürde, nicht nur im Leben, sondern auch beim Übergang in einen anderen Seins-Zustand. Sie machen das Loslassen schwer.
Der Satz: Gehe hin in Frieden, hat eine enorme Bedeutung für jeden Sterbenden.
In diesem Sinne: Friede für Kurt Kuch und Werner Kopacka!