Ich erinnere mich an Weihnachten, als ich noch ein ganz kleines Mädchen war. Meine Eltern bauten sich gerade erst eine Existenz auf, und so lebten wir bei meiner Oma in einer winzigen Wohnung. Da sich meine Tante erst in Ausbildung befand, wohnten insgesamt 5 Personen auf ca. 40 Quadratmeter. Weihnachten auf sehr beengtem Raum also, aber besinnlich. Das Christkind brachte mir einen weißen Teddybären, der ungefähr so groß wie ich selbst war, fortan schleifte ich ihn immer hinter mir her, bis er zu einem braun-grauen Teddybären mutierte.
Ich erinnere mich an Weihnachten, in der schönen, neuen, großen Altbauwohnung, in dir wir zogen, nachdem mein Bruder auf die Welt kam. An einen riesigen Weihnachtsbaum, geschmückt mit echten Kerzen und selbstgebastelten Strohsternen und im Kreise der gesamten Verwandtschaft(schließlich hatten wir ja jetzt Platz) Es war zwar feierlich, es wurden auch Weihnachtslieder gesungen, aber, obwohl ich noch klein war, spüre ich die Spannungen innerhalb der unterschiedlichen Familienmitglieder, und diese fühlten sich nicht angenehm an.
Ich erinnere mich an Weihnachten, die meine Mutter, mein Vater, mein Bruder und ich in kalten, unpersönlichen Hotelzimmern verbrachten, als der Schisport meinen Eltern extrem wichtig wurde. Ohne Christbaum, ohne Verwandtschaft, ohne Stimmung, auf engstem Raum mit kaltem Essen aus der Dose, und trockenem Brot.
Ich erinnere mich an Weihnachten, die ich in meiner Lieblingsdiscothek verbrachte, unter Menschen, die entweder von Zuhause flüchteten, oder sich einsam und alleine fühlten. Es gab keinen Baum, kein Essen, aber ein Gefühl von Wärme und Freundschaft, unter Gleichgesinnten.
Ich erinnere mich an Weihnachten, als meine nun eigenen Kinder noch sehr klein waren. An ihre leuchtenden Kinderaugen, wenn das Christkind geläutet hatte, und wie sie voller Erwartung und Freude in den Raum stürmten. Um alles vorzubereiten, den Christbaum zu schmücken, und die lange Tafel, weil nun die ganze Verwandtschaft zu mir kam, brauchte ich meist die komplette Nacht davor. Doch die strahlenden kleinen Gesichter meiner Kinder waren Lohn genug.
Ich erinnere mich an Weihnachten, als meine Kinder, nun bereits größer, vor den Weihnachtsbaum standen, und Geschenke abzählten. Das waren anstrengende Weihnachten. Immer schon eifersüchtig aufeinander, brach mir jedes Mal der Angstschweiß aus, wenn die Verwandtschaft ungleich ihre "Liebesbeweise" an meine Kinder, in Form von Geschenken, überbrachten. Mein einziger Gedanke damals war, wie gleiche ich die oft ungerechte Verteilung der Präsente, wieder aus?
Ich erinnere mich an ein Weihnachtsfest, welches ich im Spital verbringen musste. Dieses Erlebnis gehört zu den Traurigsten. Die Gänge im Krankenhaus waren festlich geschmückt, und auch das Personal war sehr bemüht, und trotzdem lag ich in meinem Bett und heulte die meiste Zeit, weil ich mich so einsam fühlte, wie irgendwo auf einem fremden Planeten abgeladen.
Ich erinnere mich an Weihnachten, die ich mit meinem damaligen Lebensgefährten und seiner Mutter verbrachte. Eine Rückkehr zum traditionellem, besinnlichen Abend. Ein kleiner Baum mit echten Kerzen, der Duft von Fisch aus der Küche, viele Weihnachtslieder singend, und festliche Geschichten einander vorlesend, und ein ganz kleines, von Herzen kommendes Geschenk.
In den letzten Jahren ist die Familie gewachsen, beide Kinder haben Partner, und die dazu gehörigen Familien sprengen den möglichen Rahmen, um gemeinsam zu feiern.
Diesmal werde ich den heiligen Abend bei meinem Sohn und seiner Lebensgefährtin, samt 8 Monat alten Enkel verbringen. Der Süsse ist noch ein bisschen zu klein, um zu verstehen, was los ist, aber ich freue mich darauf!
In diesem Sinne an alle lieben Fische da draußen:
Ein wunderschönes Fest mit Euren Lieben!