Die Armenische Kathedrale (14.-15. Jahrhundert) ist eine einzigartiges Denkmal der östlichen Kultur auf europäischem Gebiet, eine vollendete Vereinigung der Architektur der armenischen Gotteshäuser, des romanisch-gotischen Stils Osteuropas und der altukrainischen galizischen Baukunst.

Hasmik Tudandjian

In den 1360er Jahren begann die große armenische Gemeinde in Lviv den Bau ihres Gotteshauses. Der schlesische Architekt Doring baute die Kirche nach dem Vorbild der Kathedrale in Ana – der alten armenischen Hauptstadt auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Die Kirche wurde aus gebrochenem Stein gebaut und mit bossierten Steinplatten verkleidet, die Wanddicke erreicht eineinhalb Meter. Die Konstruktion der Kuppel ist einzigartig – sie stützt sich auf Hohlkörperrippen, die aus Tontöpfen bestehen. Aus dem Innenraum des Gotteshauses weht ein authentischer Wind des Ostens: aus Stein geschnittene Darstellungen von stilisierten armenischen Opferkreuzen („Chatschkaren“) aus dem 14./15. Jahrhundert, einzigartige Fresken an Fenstersimsen, Fragmente der ältesten monumentalen Inschrift in Lviv, ein neueres dekoratives Mosaik und Wandsignaturen im Stil der Moderne – als dies schafft unnachahmliche Formen und eine Koloristik, die man sonst kaum irgendwo in der Welt findet.

Einen unvergleichlichen Anblick bietet der südliche Hof, der sich zwischen der Straße und der Kirche befindet: Die Arkade mit Säulengang aus dem 15. Jahrhundert weist europäische Architekturtraditionen auf. Dort haben sich Reste eines alten armenischen Friedhofs erhalten: Grabplatten, von denen die ältesten 600 Jahre alt sind und die von den Friedhöfen anderer armenischer Kirchen und Klöster hierher gebracht wurden, die es in Lviv schon seit einigen Jahrhunderten nicht mehr gibt. Aber dieser Friedhof ist ganz und gar nicht typisch: Der Kirchenvorplatz ist gleichmäßig mit solchen Platten gepflastert, ebenso ein Teil der Wände. Wenn man den Hof von der Seite der Krakivska-Straße betritt, sieht man links und rechts vom Kircheneingang Grabsteine aus dem 16./17. Jahrhundert mit gut erhaltenen Inschriften. In der Kirche findet man in der Wand eingemauert den Epitaph des Patriarchen Armenien Stefan V., der 1551 in Lviv starb. Die geschnitzte lebensgroße Figur wurde von einem Lviver Meister hergestellt. Der Grabstein stellt das älteste erhaltene Relief dieser Art dar.

Noch eine Perle des armenischen Kirchenkomplexes stellt eine geschnitzte Holzkapelle aus dem 18. Jahrhundert auf dem Hof dar. In der Kapelle befindet sich ein Altar, der die Qualen Christi in Golgatha darstellt und 1726 aufgestellt wurde. Nebenan befindet sich das Gebäude des ehemaligen Palastes der armenischen Erzbischöfe und der armenischen Bank – dem ältesten Leihhaus Lvivs. Zum armenischen Gericht hingegen gelangte man durch ein steinernes verziertes Portal, das bis heute im bogenförmigen Durchgang zum Glockenturm erhalten ist. Der südliche Hof gehörte zum Kloster, denn er grenzt an ein Klostergebäude armenischer Benediktinerinnen aus dem 17. Jahrhundert.

Am 7. Januar 2001 fand die erste Liturgie nach der Sowjetzeit in der Kapelle auf dem Kirchenhof statt. In der armenischen Kathedrale der Entschlafung der Heiligen Gottesmutter betete am 25. Juni 2001 der römische Papst Johannes Paul II. Im Mai 2003 wurde der Eingang von der Krakivska-Straße geöffnet und fand die Einweihung der armenischen Kathedrale durch den höchsten Patriarchen der armenischen Kirche, den Katholikos aller Armenier, Harehin II., statt.

Das Hauptheiligtum einer der zahlreichsten Gemeinden vom mittelalterlichen Lwiw – die Armenische Kathedrale – ist das altertümlichste architektonische Denkmal der Stadt. Dieser einzigartige Tempel war lange Zeit das Zentrum des religiösen und kulturellen Lebens der Armenier – des Volkes, das die wichtige Rolle in der Geschichte von Lwiw spielte. Die Kathedrale befindet sich auf dem Territorium des historischen Zentrums – am Ort, wo einst die armenische Schule und die Druckerei lagen.

Die Errichtung des Tempels der Entschlafung von Maria begann im XIV. Jahrhundert auf die Mittel von zwei armenischen Kaufleuten. Im Laufe von zwei folgenden Jahrhunderten war der ungewöhnliche 35-meterlange Glockenturm neben der Kirche errichtet und ist die Renaissancearkade angebaut. In den langen Jahren der Existenz wurde die Armenische Kathedrale mehrmals erneuert, wurde von verschiedenen Anbauten umwachsen und änderte ihre Gestalt. Heutzutage bildet sie den bezaubernden eklektischen Komplex, wo ihre Reflexion die traditionellen armenischen, altrussischen und romanisch-gotischen Stile fanden.

Die Kathedrale gilt als das Zentrum des originellen Architekturensembles, das die interessantesten Bauten bilden: der Bischofspalast, das Kloster der Benediktinerinnen, das Gebäude der ehemaligen armenischen Bank (der ältesten in Lwiw), den hölzernen Altar mit der Komposition „Golgata“ und die Kolonne mit der Figur von Christophorus. Im Hof des Tempels ist die altertümliche Nekropole aufbewahrt, ihre Begräbnisse sind von den ХIV. – ХVIII. Jahrhunderten datiert.

Die Innenansicht der Armenischen Kathedrale – nicht als Beispiel seiner finsteren äußerlichen Gestalt – ist reich und orientalisch farbig. Die ungewöhnlichen Ornamente, die farbenreichen Buntglasfenster und das Mosaik schaffen den Eindruck des auflebenden Märchens. Aber der Hauptschmuck des Tempels – sind die Fresken im Stil der altrussischen Malerei, die seit den ХIV. – ХV. Jahrhunderten unbeschädigt blieben. Heutzutage bilden sie den großen historischen und künstlerischen Wert.

Nicht weniger beeindrucken auch die Fresken, die vom polnischen Maler Jan Rozen am Anfang des XX. Jahrhunderts geschaffen sind. Obwohl die Fresken im modernen Stil der europäischen religiösen Malerei erfüllt sind, ordneten sie sich in die authentische Innenansicht des Tempels ein, ihn noch mehr attraktiv gemacht.

Textquelle 1: http://lviv.travel/de/index/what_to_do/architecturelviv/historicalplaces/~1486/

Textquelle 2 und zu weiteren Bildern: https://discover-ukraine.info/de/places/western-ukraine/lviv/70

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