Murat von Sebastia (Sepastatsi Murad) war ein bekannter armenischer Freiheitskämpfer (Fedayi), der im Osmanischen Reichen armenische nationale Befreiungsbewegung aktiv war.
Er wurde 1874 als Murat Chrimian in dem armenischen Dorf Govdun, etwa 20 km östlich der Stadt Sivas oder Sebastia (woher er seinen Spitznamen Sepastatsi erhielt), in eine arme ländliche Familie geboren, die kurz vorer in das Dorf gezogen war. Nachdem er in seiner Kindheit als Schafhirte und Landarbeiter gearbeitet hatte, zog er als Jugendlicher nach Konstantinopel, wo er für einen geringen Verdienst als Portier arbeitete. Er schloss sich der sozialdemokratischen Hunchakian-Partei an und beteiligte sich in den 1890er Jahren an Demonstrationen der christlichen Minderheiten gegen die Behandlung ihrer als Menschen zweiter Klasse durch das Reich das blutigen Sultan Abdülhamit II.
Nachdem er einen Landsmann ausgeschaltet hatte, der ein Verräter im Dienst des Sultans war, floh er erst nach Griechenland und dann nach Ägypten. Danach wurde er Mitglied der Armenischen Revolutionären Föderation, schloss sich Fedayi-Gruppen an und beteiligte sich an Guerilla-Aktivitäten als Reaktion auf die Repression, Staatsterror und Massenmord durch die Staatsgewalt Abdülhamits II.
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1903 kam er zusammen mit der Gruppe "Sturm" unter dem Kommando von Torgom nach Sasun. Seine Heldentaten verschafften ihm große Aufmerksamkeit und Bekanntheit. Er wurde Kommandant, lehnte aber den Vorschlag ab, den zweiten Aufstand von Sasun zu kommandieren. Er bestand darauf, dass Antranik die natürliche Wahl sei: "Antranik ist der Anführer, und selbst wenn er tot ist, muss sein Leichnam zusammen mit unserer Fahne an die Front gehen, für den Kampf und die Freiheit."
Seine Rolle während des Aufstandes war legendär. Nach dem Fall von Gelieguzan am 22. April 1904 durchbrach er die türkische Blockade und erreichte Van. Im Sommer, nach dem berühmten Treffen der Fedayis auf der Insel Akhtamar, als sie von türkischen regulären Truppen umzingelt waren, eroberte Murat ein türkisches Schiff und evakuierte die Bevölkerung und die Fedayis (Guerillakämpfer) sicher nach Persien. An den Wänden des Klosters St. Thaddäus hinterließ Murat eine Inschrift, wie es die Freiheitskämpfer zu tun pflegten: "Wir sind durch Feuer und Wasser gegangen, und ich füge hinzu, durch Blut, und wir gehen wieder in Richtung Feuer und Blut." Während des armenisch-tatarischen Konflikts von 1905-1907 wurde er zum Verteidigungschef der Region Zangezur ernannt und verteidigte an der Spitze einer Gruppe von 50 Reitern die armenische Bevölkerung von Ghapan (Kapan) gegen die tatarische Gefahr. Anschließend nahm er an der Vierten Generalversammlung der LWV in Wien (1907) teil.
Eine Amnestie nach der osmanischen Revolution von 1908 ermöglichte Murat die Rückkehr in das Osmanische Reich, wo er sich in Sivas niederließ. Er beteiligte sich insbesondere an der Organisation eines Netzes von Schulen und Wohltätigkeits- und Frauenvereinen. Außerdem unterrichtete er Körperkultur und Theaterkunst an armenischen Schulen. Er heiratete im Jahr 1910. Sein Patenonkel, der berühmte Dichter Taniel Varoujan, widmete ihm das Gedicht "Pegasus".
Zu Beginn des Völkermordes hielt sich Murat in Sivas auf. Nach dem Deportationsbefehl im März 1915 wurden türkische Gendarmen geschickt, um Murat auf Befehl des Vali von Sivas zu verhaften. Die Behörden hatten der armenischen Bevölkerung versprochen, dass sie von den Deportationen ausgenommen würden, wenn sie Murat auslieferten. Viele Armenier, insbesondere die Älteren, die ihren Besitz und ihre Heimat nicht verlassen wollten, begannen, den osmanischen Behörden über seinen Aufenthaltsort zu berichten. Murat jedoch entkam der Gefangennahme und zog mit einer kleinen Gruppe von Landsleuten in die Berge, wo er einen Guerillakrieg gegen die türkischen Kavallerie- und Infanterieeinheiten führte, die auf der Suche nach ihm waren. Im Herbst 1915 zog er an die Schwarzmeerküste (griechisch: Pontos). In Samsun kaperte er zusammen mit einigen griechischen Rebellen ein Segelschiff und floh in den russischen Hafen Batum (heute Georgien). Anschließend reiste er nach Tiflis (heute Hauptstadt von Georgien) und schloss sich dem ersten armenischen Freiwilligenbataillon der russischen Streitkräfte an. In Tiflis berichtete er von seinen Abenteuern und dem Schicksal der armenischen Bevölkerung im Vilayet von Sivas, das in dem Bericht von James Bryce und Arnold Toynbee, "The Treatment of Armenians in the Ottoman Empire", veröffentlicht wurde.
Er nahm mit dem armenischen Freiwilligenbataillon an der Schlacht von Erzurum (Februar 1916) teil und organisierte in Erzinga (heute Erzincan) einen Fonds, der Hunderte von armenischen Frauen und Kindern rettete, die in türkischen und kurdischen Haushalten festgehalten wurden. 1918, nach dem Fall der russischen Front im Kaukasus, befehligte Murat die Verteidigung von Erzinga und organisierte die Evakuierung der dortigen armenischen Bevölkerung. Sowohl er als auch ein anderer bekannter Föderalist, Sebuh (Arshak Nersesian), kämpften dort, wo es darauf ankam. Die osmanischen Truppen und die Tataren (heute würde man von Azeris / Aserbaidschanern sprechen) bedrohten die Armenier von Baku (heute Hauptstadt von Aserbaidschan, damals ethnisch und religiös sehr heterogen besiedelt).
Am 4. August 1918 starb Murat bei einem Angriff auf die türkischen Stellungen in der Schlacht von Baku den Märtyrertod für sein Volk und alle verfolgten Christen.