In den USA werden gute und schlechte Erfahrungen mit der Legalisierung von Marihuana gemacht. Als Suchtmediziner trete ich dafür ein, diesen Vorgang differenziert zu betrachten.
Natürlich gibt es, gerade jetzt, wo die Wiener Straßendrogenszene im Fokus medialer Berichterstattung steht, einige Vorteile bei der Legalisierung von Cannabis. Eine Entkriminalisierung entlastet die Polizei und die Gerichte. Steuern auf Cannabisprodukte würden Geld in die klammen Staatskassen spülen, wenn sich der Steuersatz in etwa an jenem von Zigaretten orientiert. Zudem könnte aus demokratischer Sicht die Meinung vertreten werden, dass der Staat seine Bürger möglichst wenig bevormunden sollte.
Es gibt aber auch viele Einwände, die dagegen sprechen. Etwa, dass ein leichterer Zugang zu einer Droge die Anzahl der Konsumenten, gerade bei Kindern und Jugendlichen, erhöhen kann. Schon rund um Energydrinks gibt es eine Jugendkultur. Wollen wir wirklich, dass Kinder mit offiziellen Cannabisherstellerlogos am Kapperl herum laufen?
Klar ist, dass Cannabis süchtig machen kann. Des Weiteren ist erwiesen, dass es bei regelmäßigem Konsum Psychosen auslösen kann sowie die Menschen vom regelmäßigen Marihuanarauchen antriebslos werden. Im Fahrverkehr zudem ist Cannabis auch nicht empfehlenswert. Amerikanische Studien haben ergeben, dass in Kalifornien die Anzahl der Unfälle unter Cannabiseinfluss mit der Zulassung von Marihuana als Medizin zunahmen, während andere drogeninduzierte Verkehrsunfälle nicht anstiegen.
Marihuana ist nicht harmlos!
Zudem müsste eine Legalisierung mit einer breit angelegten Aufklärungskampagne einhergehen, was wiederum einiges an Geld kostet. Dass es eine solche Kampagne in ausreichendem Ausmaß in Österreich geben würde, glaube ich leider nicht. Beziehungsweise. können meist Versuche, die Bevölkerung über Gefahren aufzuklären, nicht mit der Werbung von Herstellern und Anbietern schritthalten.
Anzumerken ist noch, dass es ein Mythos ist, dass nur Cannabisrauchen ein geeignetes medizinisches Mittel bei gewissen Erkrankungen ist. Da fällt die Dosierung sehr schwer. Es gibt mittlerweile für alle Krankheiten, bei deren Behandlung Marihuana eine positive Rolle spielt, synthetische Mittel, die besser und treffsicherer wirken als ein Joint.
Die Legalisierung von Marihuana ist letztlich ein Politikum. Aus suchtmedizinischer Sicht ist festzuhalten, dass ein leichterer Zugang die Anzahl der Süchtigen erhöht. Meine persönliche Meinung wäre, aufgrund der Eingangs erwähnten Vorteile der Entlastung der Strafverfolgungsbehörden, aus dem Konsum (!) ein Verwaltungsdelikt zu machen, das Dealen aber strafrechtlich zu verfolgen.
