Wenn wir an Sucht denken, sehen wir oftmals einen Menschen vor uns, der sich auf der Bahnhofstoilette eine Substanz spritzt. Doch das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Suchtthematik.
Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass Alkohol und Nikotin die bei weitem verbreitesten Süchte in Österreich sind. Aber bleiben wir kurz bei der Sucht, die glücklich macht. Denn wer Substanzen wie Heroin oder Kokain zu sich nimmt, der fühlt sich (zumindest kurzfristig) glücklich. Chemisch gesehen kommt es zu Dopaminausschüttung im Hirn und dadurch zu einem Glücksgefühl, dem Rausch. Und der Körper verlangt dann immer mehr, braucht eine höhere Dosis.
Eine andere Art des Konsums von Substanzen mit Suchtpotenzial zielt auf das Beseitigen von negativen Gefühlen ab. Hier sucht man also weniger das Glücksgefühl als vielmehr die Vermeidung von Unglück(sgefühlen). Weit verbreitet sind dafür Beruhigungsmittel wie die sogenannten Benzodiazepine, in der Szene Benzos genannte. Diese wirken beruhigend, angstlösend, muskelentspannend, zum Teil so, dass die Menschen vergessen, was während der Wirkdauer passiert.
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Viele Drogen wie Alkohol können für beides (also mehr Glück oder weniger Unglück) eingesetzt werden.Eine ganz andere Gruppe von Substanzen, die süchtig machen können, ist jene, die ursprünglich als Medikament gegen körperliche Beschwerden eingesetzt wird. Die Beschwerden verschwinden und das wird als angenehm empfunden. Da spreche ich gar nicht von Alkohol oder anderen Dingen oder dem Junkie auf der Bahnhofstoilette. Häufig sind hier ältere Menschen betroffen.
Ein Beispiel dafür sind etwa Laxanzien. Das sind abführende Medikamente. Wenn durch das Alter der Stuhlgang nicht mehr reibungslos möglich ist, bekommen viele Menschen abführende Medikamente, so genannte Laxanzien verschrieben. Diese helfen durch den Tag. Doch der Körper gewöhnt sich an die Zufuhr des Medikaments und irgendwann ist es fast unmöglich, ohne Laxanzien groß auf die Toilette zu gehen. Dadurch entsteht ein ständiges Bedürfnis nach diesen Mitteln, die ähnlich ist wie bei klassischen Suchterkrankungen. Ein weiteres Beispiel sind Schmerzmittel. Wer chronische Schmerzen hat, greift dann oftmals zu diesen.
Natürlich gibt es auch Verhaltensweisen, die Glückszustände und/oder Verdrängungseffekte haben können. Exzessiver Sport beispielsweise; klarerweise auch die Spielsucht. Wobei hier auch unterschieden werden kann: Suche ich den Kick (also das Dopamin, das kurz glücklich macht), dann wird oft mit großen Beträgen und viel Risiko gezockt. Oder suche ich die Beruhigung bzw. Ablenkung von meinen Sorgen, dann wir mit kleinen Beträgen und wenig Risiko gespielt, um die Spieldauer möglichst zu verlängern.
Die Trennlinien zwischen der Sucht nach letztlich Dopmainaussschüttung oder der Beruhigung ist fließend. Nehmen wir beispielsweise den Alkohol. Dieser kann zum Glücksgefühl führen, oftmals auch zum Vergessen von Problemen. Eine Sache scheint klar: Wir müssen endlich davon wegkommen, Sucht nur mit dem „Junkie mit Spritze am Bahnhofsklo“ zu verbinden.