Das neue Jahr ist nun gut drei Wochen alt und die meisten von Ihnen werden die guten Neujahrsvorsätze auch schon wieder über Bord geworfen haben. Das liegt daran, dass Neujahrsvorsätze ziemlich sinnlos sind, weil Sie Ihr Verhalten eigentlich gar nicht ändern wollen. Gesünder ernähren, mehr Sport machen, weniger Alkohol trinken oder mit dem Rauchen aufhören - vor gut drei Wochen werden viele von Ihnen mit dem Sektglas in der Hand gesagt haben, was 2015 alles anders werden soll. Und jetzt ist doch wieder alles beim Alten. Ich kann Ihnen sagen, woran das liegt: Sie wollten gar nicht aufhören. Denn wer eine Verhaltensänderung an den 1. Jänner knüpft, will gar nichts ändern. Es ist ein konstruierter Anlass. Klar, man denkt darüber nach, wie man sich sein Leben verbessern kann. Aber wollen tun Sie es nicht!
Aus psychoanalytischer Sicht trifft man die Neujahrsvorsätze deshalb, weil man sie nicht einhalten will. Wenn man wirklich innerlich dazu bereit wäre, eine Diät zu machen, nicht mehr zu Rauchen oder mehr Sport zu betreiben, dann kann man an allen 365 Tagen des Jahres beginnen. Sobald man den Vorsatz benötige, der ja in der Zukunft liegt, heißt das im Unterbewusstsein: Jetzt noch nicht. Und eigentlich niemals. Eigentlich meint man damit, dass man es gar nicht ändern will. Es ist ungefähr so, als ob Staaten sich auf einer Weltklimakonferenz treffen und sagen, sie wollen ab 2025 weniger Kohlendioxid produzieren – sie wollen es jetzt nicht und in Wirklichkeit gar nicht. Sie gehen bewusst oder unbewusst davon aus, dass sie dann sowie so nicht mehr an der Macht sind.
Genau so sind die Vorsätze Verhaltensweisen, die ich gar nicht ändern will und deren mögliche gesundheitliche Negativfolgen genau so weit weg sind von heute wie in der Politik das Jahr 2025. Wer will schon weniger leckeres Essen essen, sich von null auf hundert drei Mal die Woche nach der Arbeit ins Laufgewand schmeißen oder auf die Zigarette zum Kaffee verzichten, die so gut schmeckt? Die Vorsätze sind oft bewusst genau so diffus formuliert. Man bestätigt sich dadurch letztlich nur, dass man weiß, dass diese Verhaltensweisen nicht gut für uns sind. Da genügt es auch, wenn ich mein Gewissen kurzfristig beruhige. Dann hat man halt drei Tage ein bisschen weniger oder gar nicht geraucht, zwei Äpfel gegessen und war einmal Laufen. Es waren ja weniger Zigaretten und ein Apfel ist gesund. Da braucht man sich nicht selber vorwerfen, dass man es nicht getan hat, weil auch 19 Zigaretten eine weniger als 20 sind.
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Insofern verstehen Sie mich, wenn ich sage, dass Neujahrsvorsätze gar nicht wirklich umgesetzt werden wollen. Umsetzen kann man nur, was man will. Und was man will, kann man sofort beginnen. Niemand würde sagen, dass sie oder er ab 1. Jänner mehr Schokolade essen will. Dazu brauche ich keinen Vorsatz machen. Damit fange ich im Moment an.Weil ich es will. Darum auch mein Tipp: Es ist jeder Tag gut, um Dinge zu ändern. Man sollte es nicht in die Zukunft auslagern. Jetzt anfangen. Es ist morgen kein besserer oder schlechterer Tag als der 13. Februar. Und der 1. Jänner ist sowie so kein guter Tag dafür. Wer ist denn schon nach einer Silvesterparty meistens übermüdet und verkatert in der Stimmung, diese Verhaltensweisen zu ändern?