In den letzten Monaten habe ich über Handysucht, Alkoholsucht, Zigarettenabhängigkeit oder Spielsucht gebloggt. Ganz wichtig dabei ist, dass die Sucht nie einen Menschen alleine betrifft.

Ein Aspekt ist die Co-Abhängigkeit. Das bedeutet, dass Menschen in der Umgebung (meist Familie, aber auch Freunde oder Arbeitskollegen) die Suchterkrankung des Betroffenen unbewusst unterstützen, indem zum Beispiel die Erkrankung verheimlicht wird oder notwendige Konsequenzen nicht durchgesetzt werden oder gar die Suchtmittelbeschaffung unterstützt wird (zur kurzfristigen Entlastung des Süchtigen und seiner Umgebung). Der Grund für die Co-Abhängigkeit ist meist entweder eine gutgemeinte, aber nicht sinnvolle Fürsorge für den geliebten Menschen oder die Abwehr der eigenen Schamgefühle. Manchmal passiert Co-Abhängigkeit auch zum kurzfristigen Eigenschutz („Mein Ehemann wird aggressiv, wenn er kein Geld zum Spielen hat.";).

Ein weiterer Aspekt ist die Mitleidenschaft. Von den 1,6 Millionen Rauchern schädigen viele durch ihr Verhalten auch den Rest. Der Papa beispielsweise, wenn er in der Wohnung raucht. Kinderlungen sind extrem empfindlich. Sind Kinder Rauch ausgesetzt, steigt die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken. Oder Alkohol: Die Hälfte aller tödlichen Verkehrsunfälle, die von jungen Fahrern verursacht werden, geschehen unter Alkoholeinfluss sowie 50 Prozent aller Gewaltstraftaten in Österreich. Und alkoholkrank sind 340.000 Österreicherinnen und Österreicher. Und bei der Spielsucht? Wenn der Vater das Geld verspielt, leidet die ganze Familie.

Nun muss man aber einhaken. Erstens sind Süchtige krank im Wortsinn. Sie zu stigmatisieren ist sicherlich der falsche Weg. Sucht ist eine Krankheit und muss behandelt werden. Aber warum ist das so schwierig? So gut wie alle Süchte, sei es Alkohol, Heroin oder Glücksspiel, weisen Gemeinsamkeiten auf. Das betrifft vor allem die Vertuschung, weswegen es sehr schwierig ist, die ersten Schritte zu setzen. Zunächst vertuscht der Suchtkranke selbst, dann zumeist die ganze Familie. Die heroinsüchtige Tochter ist laut Eltern auf Auslandssemester, sicher nicht auf Entzug. Die Kiste Bier? Ja, wir haben am Wochenende Gäste.

Die meisten Dinge, die süchtig machen, schütten Dopamin aus. Dieser Neurotransmitter wird landläufig als Glückshormon bezeichnet. Das erklärt auch, warum so viele Menschen süchtig sind. Durch die Vertuschung und den Umstand, dass es den Süchtigen durch die durch die Sucht vermehrt ausgeschütteten Glückshormone, geht es den Menschen zunächst auch gut.

Es gibt auch Unterschiede bei den Süchten, die auch auf der Hand liegen. Illegale Substanzen kosten, wie das Glücksspiel, Geld. Alkohol wiederum ist hierzulande zuweilen billiger als eine Flasche Mineralwasser. Manche Substanzen betäuben, Zigaretten nicht. Einige sind gefährlich für die eigene oder fremde Gesundheit, das Glücksspiel beispielsweise per se nicht.

Es gilt sich also vor Augen zu führen: Fast jeder Österreicher, fast jede Österreicherin ist mehr oder weniger direkt oder indirekt mit Sucht konfrontiert. Es ist eine Krankheit, die behandelt gehört.

4
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

liberty

liberty bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

Globetrotter

Globetrotter bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

8 Kommentare

Mehr von Kurosch Yazdi