Fakten gegen Propaganda: Russland unterstützte die NATO-Wahlfreiheit der Ukraine – und log später das Gegenteil

Ein entlarvender Blick auf Putins und Lawrows Aussagen – und wie sie später verdreht wurden

Wer heute den offiziellen Erzählungen des Kremls über den Krieg gegen die Ukraine zuhört, bekommt ein vermeintlich klares Narrativ: Die NATO-Osterweiterung sei eine „existenzielle Bedrohung“ für Russland gewesen. Der Wunsch der Ukraine nach einem NATO-Beitritt – so die Behauptung – habe Moskau keine andere Wahl gelassen, als militärisch zu reagieren.

Doch diese Darstellung ist historisch schlicht falsch. Und sie widerspricht offen den eigenen Aussagen der russischen Führung – dokumentiert, öffentlich, nachlesbar.

Im Januar 2005 sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Interview mit dem Handelsblatt:

„Das ist deren Wahl. Wir achten das Recht jedes Staates – unsere Nachbarn eingeschlossen –, sich seine Partner selbst zu wählen, selbst zu entscheiden, welcher Organisation sie beitreten wollen.“

Quelle: https://www.handelsblatt.com/politik/international/interview-mit-aussenminister-lawrow-russland-oeffnet-ukraine-den-weg-in-die-nato/2460820.html

Und bereits im Mai 2002 äußerte sich auch Präsident Wladimir Putin selbst unmissverständlich zur Rolle der NATO und zur Entscheidungshoheit der Ukraine:

„Ich bin absolut überzeugt, dass die Ukraine sich nicht von einer engeren Zusammenarbeit mit der NATO und den westlichen Verbündeten abwenden wird. Die Ukraine hat ihre eigenen Beziehungen zur NATO; es gibt den NATO-Ukraine-Rat. Am Ende ist es eine Entscheidung, die zwischen der NATO und der Ukraine zu treffen ist. Es ist eine Angelegenheit dieser beiden Partner.“

Quelle: http://en.kremlin.ru/events/president/transcripts/21598

Deutlicher kann man es kaum sagen: Russland akzeptierte damals ausdrücklich die Souveränität der Ukraine – einschließlich der Möglichkeit, sich außenpolitisch frei zu orientieren und NATO-Mitglied zu werden. Eine Position, die sowohl diplomatisch als auch öffentlich formuliert wurde.

Eine bemerkenswerte Haltung – nicht nur wegen ihrer Klarheit, sondern vor allem, weil sie in direktem Gegensatz zur späteren Erzählung des Kremls steht. Damals – vor und sogar noch nach der Orangenen Revolution – zeigte sich Moskau betont pragmatisch. Putin war sich offenbar sicher, seinen politischen Einfluss in Kiew bei den kommenden Wahlen wieder festigen zu können.

Erst mit der Maidan-Revolution 2013/14 änderte sich das Bild. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer gingen auf die Straße, um einen korrupten, russlandnahen Präsidenten abzusetzen. Für Putin wurde dieser Volksaufstand zum persönlichen Albtraum – ein Kontrollverlust mitten im post-sowjetischen Raum.

Von diesem Moment an wurde die mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine zur angeblichen „roten Linie“. Was zuvor akzeptiert und sogar öffentlich verteidigt wurde, wurde nun als Sicherheitsbedrohung dargestellt. Der Wandel war nicht sicherheitspolitisch begründet – sondern politisch motiviert.

Die NATO wurde zur Ausrede – zuerst für die Annexion der Krim, dann für den verdeckten Krieg im Donbass und schließlich für den Großangriff auf die gesamte Ukraine im Februar 2022. Eine Entscheidung, die nicht auf gebrochene Versprechen des Westens zurückzuführen ist, sondern auf den Verlust russischer Kontrolle über die Ukraine.

Russland hat die NATO-Wahlfreiheit der Ukraine über Jahre hinweg öffentlich respektiert – solange es davon ausging, weiterhin Einfluss auf die Ukraine ausüben zu können. Erst als sich Kiew nachhaltig emanzipierte, wandelte Moskau die freiheitliche Entscheidung eines souveränen Staates in eine angebliche Bedrohung um.

Was gestern noch akzeptiert wurde, wurde heute zur „Kriegsursache“ erklärt. Nicht, weil sich die NATO verändert hat – sondern weil die Ukraine es gewagt hat, sich ohne Russland zu entwickeln.

Diese historische Wahrheit ist dokumentiert. Und sie entlarvt das heutige russische Narrativ als das, was es ist:

Eine Lüge, die einen Angriffskrieg rechtfertigen soll.

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