Vor dem Weißen Haus steht ein Mann im Anzug und spricht mit ernster Miene über „Seltene Erden“. Kevin Hassett, Trumps oberster Wirtschaftsorakel-Ersatz, hat sich tief in die Miene seiner eigenen Ahnungslosigkeit gegraben und dort etwas „Besorgniserregendes“ gefunden: China exportiert plötzlich nicht mehr die Metalle, aus denen unsere Smartphones, Drohnen, Raketen und nationalen Träume bestehen. Ein Albtraum für eine Regierung, die noch nicht weiß, wie USB-Sticks funktionieren.
„Wir schauen uns das sehr genau an“, sagt Hassett. Das bedeutet im Trumpschen Vokabular meist: „Wir haben absolut keine Ahnung, aber wir googeln gerade hektisch.“
Die Regierung sei jedoch „100 % sicher“, dass keine Rezession drohe – trotz der Tatsache, dass Präsident Trump mit der Zielsicherheit eines Betrunkenen auf einem Jahrmarkt Strafzölle verhängt, Bündnisse sprengt und Märkte zerschlägt wie ein Kleinkind auf Koffein. Die Wirtschaft, so versichert man, sei stark. Das glaubt man dort wie ein Pfarrer an die Jungfrauengeburt – laut, innig und völlig faktenfrei.
Während China die Schrauben anzieht – wortwörtlich, denn ohne Seltene Erden gibt es bald keine mehr – denkt das Weiße Haus über „alle Optionen“ nach. Das ist jener magische Satz, der immer fällt, wenn keine Option wirklich existiert. Man stelle sich eine Feuerwehr vor, die auf ein brennendes Haus schaut und sagt: „Wir studieren den Brand sehr sorgfältig.“ So klingt das hier. Nur ohne Heldenmut, aber mit Frisur.
Denn das Weiße Haus, das sich regelmäßig in wirtschaftlichen Selbsthypnosen suhlt („Rekordwachstum! Tollste Jobs! Beste Wirtschaft aller Zeiten!“), reagiert auf strategische Abhängigkeit mit denselben drei Reflexen: 1. Leugnen, 2. Schuld auf andere schieben, 3. Interview mit Fox.
Dass Seltene Erden nicht einfach bei Walmart nachgekauft werden können, scheint man dort übersehen zu haben. Ebenso wie die Tatsache, dass China längst weiß, wo es die Nerven der Supermacht trifft: nicht mit Raketen, sondern mit Rhenium, Neodym und Dysprosium. Namen, die im Oval Office klingen wie Pokémon, aber das Fundament der globalen Lieferketten bilden.
Am Ende steht also ein Regierungsteam, das sich auf einen Wirtschaftskrieg eingelassen hat, ohne den eigenen Werkzeugkasten zu kennen – und sich nun wundert, dass die Schrauben locker sind.
„Denn sie wissen nicht, was sie tun“, sagte einst ein anderer Prophet. Nur dass diese hier nicht gekreuzigt werden. Sondern wiedergewählt.