Die Geschichte, die es nie gab – und die, die wir gerade schreiben
Stellt euch vor, der tschechoslowakische Präsident hätte 1938 nicht nachgegeben. Frankreich und Großbritannien hätten das Münchner Abkommen nicht unterschrieben. Polen hätte die Bedrohung durch Hitler rechtzeitig erkannt. Hitler hätte die Tschechoslowakei überfallen – und wäre in die Falle getappt.
Gemeinsam hätten die Tschechoslowakei, Polen, Großbritannien und Frankreich die Wehrmacht zerschlagen. Fast ohne Widerstand wären sie bis nach Berlin vorgedrungen. Hitler wäre verhaftet worden – doch nicht erst 1945 in einem zerstörten Deutschland, sondern noch 1938, bevor er die Welt in einen Krieg mit Millionen Toten stürzen konnte.
Bereits damals hatte er mit seiner Nazi-Führung genug Verbrechen begangen: Die Einrichtung von Konzentrationslagern wie Dachau, die brutale Verfolgung politischer Gegner, die systematische Entrechtung von Juden, die Militarisierung der Gesellschaft, offene Kriegsvorbereitungen und die Zerschlagung demokratischer Strukturen. All das reichte aus, um ihn und seine Komplizen vor Gericht zu stellen. Er wurde verurteilt – und hingerichtet, bevor er die Chance hatte, seine verbrecherischen Pläne in vollem Umfang umzusetzen.
Es gab keinen Zweiten Weltkrieg. Keinen Holocaust. Keine Millionen Toten.
Doch die Geschichte verlief anders. Die Welt gab nach. Sie ließ sich auf faule Deals ein. Sie dachte, man könne mit einem Diktator verhandeln. Das Ergebnis kennen wir alle.
Jetzt, im Jahr 2025, haben wir eine neue Chance, aus der Geschichte zu lernen.
Russland hat bereits bewiesen, dass es sich mit halben Maßnahmen nicht aufhalten lässt. Putins Invasion der Ukraine war nicht das Ende, sondern nur der Anfang. Ein „Münchner Abkommen“ für die Ukraine – ein fauler Kompromiss, ein erzwungener Frieden ohne Sicherheitsgarantien – würde genau das Gleiche bewirken wie 1938: Er würde den Aggressor ermutigen, sich das nächste Opfer zu suchen.
Doch diesmal wird es nicht passieren. Selenskyj ist nicht Beneš. Die Ukraine ist nicht allein.
Die USA unter Trump mögen versuchen, Kiew in einen Deal zu drängen – einen Deal, der Putin Zeit verschafft, um später erneut zuzuschlagen. Doch Selenskyj wird nicht kapitulieren, genauso wenig wie die Ukrainer, die seit 2022 nicht kapituliert haben. Ob mit oder ohne die Unterstützung der USA – die Ukraine wird weiterkämpfen.
Doch dies ist die letzte Chance für Europa, die Ernsthaftigkeit der Lage zu erkennen.
Europa darf nicht warten, bis es selbst in den Strudel eines neuen Weltkriegs gezogen wird. Putin testet, wie weit er gehen kann, und wenn er in der Ukraine gewinnt, wird er weitermachen. Dann ist es nicht mehr nur die Ukraine, sondern Moldau, dann das Baltikum, dann Polen.
Die USA sind ein unsicherer Verbündeter geworden – doch Europa kann sich nicht leisten, sich wegzuducken. Die einzige Möglichkeit, einen Dritten Weltkrieg zu verhindern, ist jetzt zu handeln: mit Entschlossenheit, mit Stärke, mit der vollen Unterstützung für die Ukraine.
Die Ukraine wird nicht fallen. Aber wie viele Leben es noch kosten wird, liegt nicht mehr in Kiews Händen. Es liegt in den Händen Europas. Je länger gezögert wird, desto mehr Tote wird es geben. Jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr, das Europa sich wegduckt, zahlt die Ukraine den Preis in Blut.
Der Dritte Weltkrieg ist noch nicht unausweichlich. Doch ob es dazu kommt, entscheidet nicht mehr Putin. Es entscheidet Europa. Jetzt gibt es noch eine Chance, ihn aufzuhalten. Bald nicht mehr.!
***
Die Behauptung, dass Deutschland 1938 „relativ problemlos“ in die Tschechoslowakei hätte einmarschieren können, ignoriert die militärische Realität. Die Tschechoslowakei verfügte über eines der am besten befestigten Verteidigungssysteme Europas, das selbst deutsche Generäle als kaum einnehmbar einstuften – zumindest mit den damals verfügbaren Kräften.
Die tschechoslowakische Verteidigungslinie: Ein Bollwerk gegen Hitler
Die Tschechoslowakei hatte massiv in ihre Verteidigung investiert und eine gut vorbereitete Grenzbefestigung entlang des Sudetenlandes errichtet. Diese bestand aus:
- 10.000 befestigten Stellungen, darunter Maschinengewehrnester, Artilleriestellungen und Panzerabwehrbunker
- Einem ausgeklügelten System aus Schützengräben, Panzersperren und Minenfeldern
- Einer Armee mit 1,5 Millionen mobilisierten Soldaten, darunter moderne Panzer wie der LT-35 und LT-38, die später von der Wehrmacht übernommen wurden
- Einer modernen Artillerie und Luftwaffe, die die Wehrmacht in den ersten Kriegswochen erheblich geschwächt hätte
Hitlers Dilemma: Ein riskantes Unterfangen
Hochrangige deutsche Generäle, darunter Ludwig Beck, warnten Hitler eindringlich vor einem Angriff auf die Tschechoslowakei. Die Wehrmacht sei noch nicht bereit für einen solchen Krieg, die Verteidigung zu stark und die Verluste inakzeptabel hoch. Ein Einmarsch hätte die Wehrmacht in einen Stellungskrieg gezwungen, der mit hohen Verlusten enden könnte – möglicherweise mit einem Scheitern.
Wäre es 1938 zum Krieg gekommen, hätte die Tschechoslowakei Deutschland erhebliche Verluste zugefügt. Selbst wenn Prag gefallen wäre, wäre Hitlers Armee so geschwächt gewesen, dass ein Krieg gegen Frankreich und Großbritannien kaum möglich gewesen wäre.
Der fatale Fehler: München 1938
Doch statt eines Krieges bekam Hitler das Sudetenland kampflos übergeben – mitsamt der tschechoslowakischen Verteidigungsanlagen und ihrer hochmodernen Waffenproduktion. Die Tschechoslowakei verlor nicht nur ihre strategischen Verteidigungsanlagen, sondern auch die wichtigsten Rüstungsbetriebe, darunter die Škoda-Werke, die später Panzer, Artillerie und Waffen für die Wehrmacht produzierten.
Mit anderen Worten: Die Appeasement-Politik ermöglichte es Hitler, sich ohne einen Schuss zu verstärken und wenige Monate später die gesamte Tschechoslowakei einzunehmen.
Die Parallele zu heute: Russland in der Ukraine
Die Lektion aus der Geschichte ist klar: Diktatoren lassen sich nicht durch Zugeständnisse besänftigen.
- Hätte die Tschechoslowakei 1938 Widerstand geleistet, wäre Hitlers Kriegsmaschinerie bereits im Keim erstickt worden.
- Heute steht Europa vor einer ähnlichen Entscheidung: Entweder Putin in der Ukraine stoppen – oder riskieren, dass er weiter vorrückt.
Wenn der Westen die Ukraine jetzt zu einem ungünstigen „Friedensvertrag“ zwingt, gibt er Putin genau das, was Hitler 1938 bekam: eine Atempause, um seine Kriegsmaschinerie weiter auszubauen. Die Tschechoslowakei wurde verraten – die Folgen waren der Zweite Weltkrieg.
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Die Welt hat 1938 versagt. Wird sie 2025 klüger sein?