Dieser Herbst zeigt sich in seinen schönsten Farben. Wir haben milde Temperaturen, teilweise noch um die 20 Grad Celsius, sind merkwürdig, aber für mich eine super Sache. Kein Eis, kein Regen, kein Rutschen.

Meter für Meter erweitere ich auf meinen Krücken meinen Bewegungsradius. Gefährliche Dinger, diese Krücken. Vor allem wenn sie umfallen. Füße, besonders Zehen gesunder Mitmenschen sind bevorzugte Ziele ihrer heimtückischen Attacken.

Der Fuß, momentan etwas angeschlagen, soll immer noch entlasten.Immerhin, er hat mir vor 5 Monaten das Leben gerettet. Er prallte - vor diesem Jahrhundertsommer - als erster, in meinem Sinkflug vom Kirschbaumast auf die obersten Stufe der Leiter. Ich wollte schnell mal Kirschen mit nach Wien nehmen.

Meine Mutter stand dabei. Sie meint, sie habe ein Rascheln in den Blättern gehört, vermutete eine Windböe. Dabei war es das Streifen meines Körpers, an Blättern und Ästen vorbei. In einem weitem Bogen schleuderte es den Körper zuerst auf die obere Stufe der Leiter. Dann weitere zwei oder drei Metern rücklings zu Boden.

Ich rufe alle guten Geister zur Hilfe. Sie mögen mich am Leben lassen. Ich denke an meine Tochter. Ich kämpfe, gegen die Zeit. Endlich, das Rettungsteam nähert sich. Ich mag ihre Stimmen, sie beruhigen. Infusionen werden angeschlossen, ein Luftpolster unter mir, es wird leichter. Der Fuß, ein Trümmerhaufen. Wirbel, Rippen und Schulterblatt, Blutungen in das Rippenfell der Lunge.

Etwas viel, finde ich. "Ich soll froh sein, dass ich noch lebe", heißt es im Schockraum. Sonst noch was? Dann kommt das wahre Grauen. Drei Tage, am Rücken liegend, auf den gebrochenen Wirbeln. Der Schlaf ist nicht tief, Schmerzen, Erschöpfung.  Ein Patient fällt im Delirium nach der Narkose fast auf mein Bett. Ich werde wütend.Warten auf die OP, die Angst, dann endlich, die OP. Erfolgreich, ein Aufatmen.

Nun von Eile und Stress habe ich genug. Zuviel Wollen, nein danke. Weniger ist mehr. Achtsam, Schritt für Schritt, versuche den Boden unter den Füssen wiederzugewinnen. Leichtes Muskeltraining, Übungen nach Anleitung der Physiotherapeuten sind die täglichen bescheidenen Work-Outs. Schwimmen eine Herausforderung, nicht wegen des Schwimmens, sondern des Weges dahin. Aber was für eine Freude, wenn man sie meistert.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:16

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