2020 war das Jahr, in dem die Demokratie den Demokraten langsam lästig wurde. Verständlich. Es liegt ja nicht an ihnen. Besonders die jungen Linken ohne Familie und Berufsausbildung wissen genau, wie wir künftig leben und arbeiten müssen. Sie wollen unsere Hirten sein. Nur müssen wir dafür auch Schafe werden, weich und flauschig, willig, uns scheren zu lassen. Viele Deutsche sind da offen. Sie checken, dass die Visionen der Progressiven wichtiger sind als ihre Rechte. Entschuldigung, ihre Privilegien.
Früher haben die Alten den Jungen die Welt erklärt. Heute ist es zum Glück umgekehrt. Schüler und Studenten aus besserem Hause wissen genau, wie wir Volkswirtschaft und Energieversorgung umkrempeln müssen. Und zwar sofort bitteschön. Auch die kritische Reflektion von Familismus und Weißsein kommt besonders in der jungen Altersgruppe voran. Sterilisation beugt beiden Tendenzen vor und hilft noch dazu der Umwelt, verkünden hoffnungsfrohe Frauen via Gemeinsamen Freien Rundfunk. Weiße Frauen natürlich. Alles andere wäre ja auch irgendwie krank.
Die ein oder andere Milliarde, die während der Pandemie von den alten an die Neuen Deutschen verschoben wurde, ist ebenfalls hilfreich, auch wenn es natürlich nie genug ist. Immerhin zucken die meisten Almans nicht mal mehr, wenn Frau of Color ihnen vom strukturellen Rassismus erzählt. Sie sind sensibel genug, um nicht nachzufragen, ob es angesichts dieser systemischen weil nicht belegbaren Mißstände nur menschlich sei, wenn die Opfer die Täter gelegentlich umboxen, ausrauben oder vergewaltigen, was ganz „weiß“ (nach Zahlen, statistisch) betrachtet, deutlich häufiger vorkommt als umgekehrt. Nein, gerade Vertreter der verbildeten Schichten sehen ein, dass sie das Diversity-Training brauchen, nicht der 12-jährige mit Spuckdrang, der im passablem Street-Deutsch anbietet, sie zu ficken wenn sie zu lange in seine Richtung gucken.
Das sind brauchbare Voraussetzungen, um den Kampf gegen Rechte zu gewinnen und die sozial-ökologische Transformation durchzuboxen. Leute, deren visionärer Blick nicht durch falsche Bescheidenheit verstellt ist, also Journalisten, Kreative und Margarete Stokowski, sind sich doch im Großen und Ganzen einig, wohin die Reise gehen soll: Grenzen auf, Industrien zu, alles verteuern, was das Klima verpestet, zuerst reaktionäre Ansichten. Wir können auf so viel verzichten. Sogar auf Kinder. Nur nicht auf einen der knapp 100 Gemeinwohl-Sender. Natürlich darf es Streit geben. War Trump ein brandgefährlicher Demagoge oder doch der neue Hitler? Benziner jetzt oder erst in zehn Jahren verbieten? Gibt Merz oder Söder überzeugender den bürgerlichen Pappkameraden, der markige Sprüche klopft und trotzdem alles abnickt, was die grünen Vordenker ausbaldowern? Spannende Fragen. Da ist genug Raum für Freigeister, um sich auszutoben. Warum also Querdenker oder Rechter werden? Oder mit Querdenkern und Rechten auf Demos gehen? Oder Meinungen äußern, die auch ein Querdenker oder Rechter äußern könnte? Eben.
Obwohl es also keine guten Gründe dafür gibt, dass es sie gibt, gibt es zu viele von ihnen: Covidioten, Klima-Leugner, Trump-Fans, weiße cis-Männer, you name it. Unsere Antifa kann aber nicht überall gleichzeitig sein. Nicht jeder von uns ist woke genug, um für die Demokratie Knochen zu brechen und persönlich dafür Sorge zu tragen, dass Mob-Gewalt heute nur noch die Rechtigen trifft. Auch die Elternteile des Grundgesetzes konnten nicht ahnen, dass ihre Urenkel*innen einmal die Machtübernahme der Nazis und den Klimazid simultan werden verhindern müssen. Vom Homeoffice aus! Dafür ist unsere alte Tante Demokratie nicht auf der Höhe der Zeit. Wir brauchen endlich Gute Demokratie statt einfach nur Demokratie. Beharren wir also auf Rechtsprinzipien, die sowieso nur den Falschen nützen oder immunisieren wir uns nachhaltig gegen schlechte Vibes und Nörgelei über Islam und Wohlstandsverbrennung? Auch die Eindämmung der Coronaprotestpandemie bedurfte bekanntlich einer breiteren gesetzlichen Grundlage.
2021 wird das Jahr, in dem wir den Reset der Demokratie wagen müssen. Ein Gute-Demokratie-Gesetz ergänzt Hygiene- und Quarantänevorschriften, ohnehin Thema für die Überreste von Gastwirtschaft und Einzelhandel, Arbeitgeber und Familien beim Umgang mit der Risiko-Oma, um die politische Komponente. Es sichert die Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen, die von psychischen Auffälligkeiten betroffen sind. Es verschafft einer Klimanazinotstandsregierung die nötige Beinfreiheit, um die Verschrottung unserer Industrie sozialverträglichst abzuwickeln und das Grundgesetz mit den neuesten Erdreistungen der Kritischen Rassentheorie upzudaten. So wird es vielleicht doch noch was mit dem Alptraum, den wir mal unsere Heimat nannten.