Mit welchem Video habe ich in meiner bisherigen Zeit als Botschafter in Wien wohl meinen überraschendsten Treffer auf Twitter gelandet?
Die Antwort ist wirklich nicht die, die Sie erwarten würden.
Vor kurzem habe ich das westlichste Bundesland Österreichs besucht, Vorarlberg. Am Bodensee gelegen und mit Grenzen zu Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein, ist Vorarlberg sowohl geographisch als auch – wie manche sagen würden – kulturell weit von Wien entfernt. Die Vorarlberger weisen gern darauf hin, dass die Entfernung zu Paris so groß ist wie die zu ihrer eigene Hauptstadt: ca. 500 Kilometer.
Die Unterschiede wurden deutlich, als wir auf dem Weg von Tirol nach Vorarlberg aus dem 14 Kilometer langen Arlbergtunnel herauskamen in eine spektakuläre Landschaft verschneiter Berge und Wälder.
Unseren ersten Termin in Vorarlberg, bei dem ich von unserem langjährigen britischen Honorarkonsul Paul Senger-Weiss begleitet wurde, hatte ich bei Landeshauptmann Markus Wallner. Wir sprachen über den Brexit, die Wirtschaft und die zukünftige Zusammenarbeit. Vom Büro des Landeshauptmanns aus kann man tatsächlich drei Länder sehen – ein echtes Scharnier in Europa!
Unser Besuch in Vorarlberg hatte einen wirtschaftlichen Schwerpunkt. Wir besuchten Zumtobel, einen österreichischen Hersteller von Leuchten, der mit über 1300 Mitarbeitern in Großbritannien einer der größten österreichischen Investoren in unserem Land ist. Als wir auf den Brexit zu sprechen kamen, erfuhr ich, dass Großbritannien schon immer der zweite „Heimatmarkt“ des Unternehmens war, wobei die Produktionskapazitäten in Großbritannien eindeutig Vorteile bieten, und dass der Ausgang des Referendums bisher keine spürbaren Auswirkungen hatte. Ich war erstaunt, wie „high-tech“ die Branche ist – die Beleuchtungstechnik wird nicht nur selbst immer moderner, lichtstärker und energieeffizienter, sondern sie wird auch mit Bewegungssensoren und anderen Teilen kombiniert, um die Nutzung von Raum und Energie zu optimieren.
Außerdem besuchten wir die Firma Julius Blum, die in Europa zu den führenden Herstellern von Beschlägen gehört. Wenn Sie sich die Scharniere Ihrer Küchenschränke anschauen, haben Sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein Produkt von Blum vor sich. Auch dieses Unternehmen hat in Großbritannien investiert, und wir haben über weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesprochen.
Bei Blum haben wir einen Videoclip aufgenommen, auf dem man sieht, wie ich ein Schubladensystem öffne und schließe. Ich würde jetzt nicht sagen, dass das Video viral gegangen ist, aber es ist doch recht populär.
In Vorarlberg trafen wir auch mit dem Präsidenten des Landtags, Harald Sonderegger, zusammen. Und schließlich hatte ich noch Gelegenheit, in den eindrucksvollen Büros der Vorarlberger Nachrichten ein Interview zu geben.
Mein Besuch in Vorarlberg hat mich wieder einmal an die enorme geographische und kulturelle Vielfalt in Österreich erinnert. Bei einer Bevölkerung von weniger als 400.000 Einwohnern ist die Wirtschaftsleistung von Vorarlberg geringer als die anderer Bundesländer. Aber dank seiner hochentwickelten, exportorientierten Wirtschaft hat es einen besonders starken Außenhandel.
Das Einzige, was ich bei diesem Besuch bedauere, ist, dass ich es nicht geschafft habe, die berühmten Vorarlberger Kässpätzle zu probieren. Ein Grund mehr, bald einmal wiederzukommen.