Welches sind die kostbarsten Schätze in Wien? Welche kann man sehen? Und welche sind verloren gegangen?
Ich durfte kürzlich an einer Pressekonferenz im Jüdischen Museum in Wien teilnehmen, bei der Viktor de Waal und Museumsdirektorin Danielle Spera eine Neuigkeit bekanntgaben, die Großbritannien mit Österreich verbindet.
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Die Familien de Waal und Ephrussi überlassen dem Museum das Ephrussi-Familienarchiv als Schenkung. Außerdem erhält das Museum als Dauerleihgabe einen Teil der berühmten Sammlung von Netsuke (kleine geschnitzte Figuren aus Japan), die den britischen Autor Edmund de Waal zu seinen bemerkenswerten Memoiren “Der Hase mit den Bernsteinaugen” inspirierten.
Das Jüdische Museum in Wien ist herausragend. An seinen zwei Standorten – eines befindet sich unweit dem Ort einer 1421 bei einem Pogrom zerstörten Synagoge – bietet es „einen einzigartigen Überblick über die Geschichte und Gegenwart der Wiener Juden”.
Dass die Familien de Waal und Ephrussi beschlossen haben, diesem Museum ihr Archiv zu schenken und einige Netsuke-Figuren zu leihen, wird ihm sicherlich weiter zugute kommen. Eine Ausstellung der Neuerwerbungen ist für 2019 geplant.
Bei der Pressekonferenz äußerte sich Viktor de Waal, Edmund de Waals in England lebender Vater, in sehr bewegenden Worten darüber, wie er als Kind das Palais Ephrussi in Wien besuchte, bevor es 1938 von den Nazis enteignet wurde. Er beschrieb sein Verhältnis zu Verwandten, die während des Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern umkamen – darunter Frauen, die mit als erste ihres Geschlechts eine Universität besucht hatten. Und er erzählte, wie das Archiv und die Netsuke-Figuren Edmund de Waals Interesse an der Familiengeschichte weckten und ihn zu dem Buch “Der Hase mit den Bernsteinaugen” motivierten.
Viele der historischen Ereignisse, die auf der Pressekonferenz angesprochen wurden und auch in dem Buch vorkommen, sind in der Tat düster. Nach dem Anschluss konnte ein Teil der Familie Ephrussi nach Großbritannien fliehen. 264 der Netsuke-Figuren wurden, wie in dem Buch beschrieben, aus dem Palais Ephrussi gerettet. Andere fielen Diebstahl oder Zerstörung zum Opfer oder sind nicht mehr auffindbar. Viele Mitglieder dieser wie auch zahlloser anderer jüdischer Familien in Europa verloren damals ihr Leben. Die Behandlung dieses Themas in “Der Hase mit den Bernsteinaugen” – insbesondere die Entwicklung der Handlung aus der Geschichte der Familie Ephrussi, die in der Ukraine und im Paris des 19. Jahrhundert beginnt, bis hin zu den katastrophalen Ereignissen von 1938 und danach – ist ebenso einfühlsam wie knallhart.
Es war ein Privileg, Viktor de Waal kennenzulernen. Die Schenkung des Archivs und Leihgabe der Netsuke-Figuren ist ein großes Ereignis für Wien. Ich freue mich, dass diese denkwürdigen Schätze, mit all ihren düsteren Assoziationen, 2019 nach so vielen Jahren Abwesenheit nach Wien zurückkehren werden.