Nicht weit vom Süden, doch auch nah an Großbritannien

Die Sonne brennt herab auf eine mittelalterliche Dachlandschaft aus roten Terracottaziegeln. Tische und Stühle im Freien vor den Lokalen und Auftritte von Straßenkünstlern sind beredte Zeugnisse einer lebendigen Café-Kultur und aufstrebenden Kunstszene.

Der „Guardian“ hat Graz, die Landeshauptstadt der Steiermark, ja bekanntlich als „Vienna’s cooler little sister“ bezeichnet – die gelassenere kleine Schwester Wiens. Als jemand, der in Wien lebt und es mit Oscar Wilde hält, was die „Abscheulichkeit des Vergleichens“ angeht, kann ich dazu nichts sagen. Aber als ich neulich nach über 30 Jahren zum ersten Mal wieder nach Graz kam, war ich beeindruckt davon, wie diese Stadt, die jahrzehntelang etwas abgeschnitten zwischen den Bergen und dem Eisernen Vorhang lag, seit der Öffnung Osteuropas nach 1989 aufgeblüht ist.

Die Steiermark insgesamt unterhält langjährige gute Beziehungen zu Großbritannien. Von 1945 bis 1955 waren hier britische Besatzungstruppen stationiert, die dank ihrer Unvoreingenommenheit gern gesehen waren. Und das leistungsstarke Automobil-Cluster in Graz, wo der neue elektrische Jaguar I-Pace gebaut werden soll, ist so eng mit der aufstrebenden britischen Automobilbranche in den englischen Midlands verknüpft, dass eine regelmäßige Flugverbindung zwischen Graz und Birmingham eingerichtet wurde.

Bei meiner Reise nach Graz besuchte ich auch die AVL-List GmbH, ein bedeutendes Unternehmen der Automobiltechnologie mit 1.500 Patenten und 8.600 Mitarbeitern, davon 400 in Großbritannien, wo das Unternehmen Ausbaupläne hat. Hier wird wirklich beeindruckende Technologie entwickelt.

Außerdem stattete ich einen Besuch bei der Division Mobility von Siemens Österreich ab, das in Graz ein riesiges Werk betreibt – auch dies ein Beispiel für ein großes österreichisches Spezialmaschinenbau-Unternehmen mit bedeutenden Interessen in Großbritannien.

Dass dann auch noch Gelegenheit zur Begegnung mit führenden Persönlichkeiten der Politik in Graz bestabd, fand ich sehr erfreulich. So traf ich u.a. mit Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Bürgermeister Siegfried Nagl und Vizebürgermeisterin Elke Kahr zusammen. Die Grazer Kombination aus Politik, Wirtschaft und Kultur sorgt für reiche Vielfalt – es ist eine sehr lebendige, dynamische Stadt mit großem wirtschaftlichen Potenzial – und zahlreichen Verbindungen zu Großbritannien. Darauf wurde ich bei einem Besuch bei der Kleinen Zeitung aufmerksam. Das ist die Zeitung mit der zweitstärksten Auflage in Österreich, die ihren Hauptsitz in Graz hat. Aber vor kurzem war ich auch einmal in ihrem Büro in Klagenfurt zu Gast.

Wie viele Städte Österreichs besitzt auch Graz einen mittelalterlichen Kern, dessen dickwandige Häuser mit ihren Gewölbekellern rätselhafterweise im Winter warm und behaglich sind und im Sommer ein angenehm frisches Klima haben. Ich freue mich schon darauf wieder hierher zu kommen, und weiter zu erforschen, was diese phantastische Stadt zu bieten hat.

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