Der Ehrengast nimmt auf dem Podium Platz. Es wird still im Saal. Er beginnt zu sprechen.

Vor Kurzem war ich zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Dr. Hugo Portisch im prachtvollen Wiener Rathaus eingeladen. Ich hatte Dr. Portisch in meiner Dienstzeit in Wien von 1984-87 als Zweiter Sekretär bei der Botschaft kurz kennengelernt (seine Karte habe ich immer noch) und freute mich, ihn wiederzusehen. Er schien sich kaum verändert zu haben.

Hugo Portisch ist eine der herausragenden Figuren des österreichischen Journalismus des 20. Jahrhunderts. Geboren 1927 im heutigen Bratislava, in einer Zeit, in der die Bevölkerung dort Slowakisch, Deutsch und Ungarisch sprach, verließ er die Stadt 1945 beim Einmarsch sowjetischer Truppen. Es folgte eine glänzende Karriere, unter anderem als Chefredakteur des Kurier, Auslandskorrespondent in London und Fernsehjournalist.

Wie es in seinem Wikipedia-Eintrag heißt, besitzt Hugo Portisch die besondere Gabe, komplizierte Zusammenhänge auch für den Laien verständlich zu erklären. Ich erinnere mich an seine Fernsehdokumentation “Österreich II” über die Geschichte der Zweiten Republik, die ich damals mit großem Interesse verfolgte.

Während Herr Portisch sprach, natürlich ohne Manuskript, hing das Publikum an seinen Lippen. Die Rede war ein Meisterwerk der Kommunikation, klar, humorvoll und geistreich. Dr. Portisch erzählte, wie er 1945 in der gerade wiedereröffneten Universität von Wien sein Studium aufnahm; wie er als Student in der Stadt Schutt wegräumte – sogar in einigen berühmten Gebäuden. Witzig und klug reflektierte er über die Höhepunkte seines weiteren Lebens, unter anderem als Korrespondent für den ORF in London. Und er gab die berühmte Geschichte zum Besten, wie er 1955 mit einer Extraausgabe des Kurier mit der Schlagzeile “Österreich wird frei” die historische Nachricht über die Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags zu verbreiten half.

Es war ein Privileg, Dr. Portisch wiederzusehen. Möge er seine Ehrenbürgerschaft – im Englischen sprechen wir von „Stadtfreiheit“ – einer der großartigsten Städte der Welt genießen. Und ich werde mir “Österreich II” jetzt noch einmal ansehen.

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Iris123

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Shardik

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