Wer sich dieser Tage die diversen Sonntagsfragen in Deutschland ansieht, der kratzt sich etwas verwirrt am Kopf. Irgendwie wollen die erhobenen Werte keinen rechten Sinn ergeben.
Bundesweit würde die AfD nach mehreren Umfragen bei 18% liegen, laut INSA sogar bei 18,5%. Besonders stark wäre die AfD in den neuen Bundesländern, wo sie mit 27% deutlich auf Platz 1 käme.
Oberflächlich betrachtet würde man meinen wollen, dass dieses starke Abschneiden im Osten die hohen Werte auf Bundesebene begründet. Allerdings übersieht man dabei den recht kleinen Anteil der neuen Bundesländer an der Gesamtbevölkerung. Alle 5 Länder zusammen, Berlin mal ausgenommen, haben weniger Einwohner als Bayern (ca. 15% der Gesamtbevölkerung). Um bundesweit 18,5% zu schaffen, müsste die AfD nebst 27% in den neuen Ländern auch noch 17% in den restlichen Ländern erreichen. Nur so ginge sich die Rechnung aus.
Damit wäre die AfD allerdings auch in den alten Bundesländern quasi zur Volkspartei aufgestiegen und der (stupide) Narrativ vom "rechten Osten" obsolet. Politisch dürfte diese Erkenntnis höchst unwillkommen sein und so wird sich daran vorbeigeschummelt. Keines der alten Bundesländer kommt laut Umfragen auch nur annähernd an diese logischen 17% heran, was ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Den Vogel schießt in dieser Hinsicht Bayern ab. Dort läge die AfD, geht es nach ZDF und ARD, bei lediglich 10%. Wohl gemerkt, Bayern wiegt etwa so schwer wie alle neuen Bundesländer zusammen. Somit würden die 27% im Osten neutralisiert, der Durchschnitt wäre exakt (10+27)/2 = 18,5%, und die AfD müsste in den übrigen Ländern dann ebenfalls bei 18,5% liegen. Die CSU würde jedenfalls massiv verlieren und auf 33 bzw. 35% kommen. Rechnerisch kämen CSU und AfD damit auf deutlich weniger als die 47,7%, die die CSU alleine 2013 errang.
Ein Desaster wäre die Wahl für die SPD, die auf lediglich 11-12% käme, was jedoch durch massive Zugewinne für die Grünen (18%) und auch die Linke (4,5%) überkompensiert würde. Zusammen würden die bekennenden Linksparteien rund 3% gewinnen, was zugleich den Verlusten von CSU+AfD entspräche.
Ob das so kommen wird, darf naturgemäß bezweifelt werden. Auch wenn die CDU unter Merkel eine explizit linke Agenda verfolgt, und sich der gesunde Wähler so im moralischen Notstand befindet, AfD (allenfalls FDP) wählen zu müssen, aber nicht zu dürfen, gab es in den letzten Jahren keine einzige Wahl mit einem argumentierbaren Linksruck.
Wir dürfen also gespannt sein. Entweder ist Bayern DIE Ausnahme und rückt am kommenden Sonntag deutlich nach links, nebstbei die Regeln der Arithmetik weitgehend aufgehoben wären, oder aber man darf die von ARD und ZDF veröffentlichten Umfragen als illegitimen Manipulationsversuch gegenüber dem Wähler verstehen.