Die eben erst verkündeten Arbeitsmarktdaten des Septembers deuten eine seltene Gezeitenwende an. Die Arbeitslosigkeit ist nur mehr um 522 Personen (im Jahresvergleich) gestiegen, und in den kommenden Monaten wird sie mit ziemlicher Sicherheit sogar allmählich zu fallen beginnen. Das ist eine nicht unwichtige Trendwende, denn seit Ende 2011 kannte dieser Benchmark nur eine Richtung: nach oben.
(Zu- und Abnahme der Arbeitslosigkeit gegenüber Vorjahr)
Bevor wir jetzt in Euphorie ausbrechen, sei aber schon gesagt, dass das wenig an der inzwischen sehr hohen Sockelarbeitslosigkeit ändern wird. Das lehrt uns allein schon ein Blick in die Vergangenheit. Während in den langen Krisenzeiten die Arbeitslosigkeit um zwei Schritte zunahm, ging sie in konjunkturellen Hochphasen bestenfalls einen halben Schritt zurück.
Wann konnten wir zuletzt solche Gezeitenwenden sehen? Das war im Juni 2010, und davor im April 2006. In den dazugehörigen Quartalen lag das Wachstum bei 2,5 bzw. 3,3%, nach österreichischen Maßstäben herrschte also Hochkonjunktur. Und genau da stehen wir wieder einmal.
Ob Sie es glauben oder nicht, wir haben wieder einmal Hochkonjunktur, so fühlt sich das heute an. Andernfalls wäre es auch kaum zu erklären, dass Magna in der Steiermark tatsächlich 3.000 neue Stellen schafft. Immerhin prognostizieren WIFO, IHS und die OECD allesamt so um die 1,5% Wachstum für 2016. Ob das nun tatsächlich Wachstum im eigentlichen Sinne, oder nur statistisches Artefakt ist, sei mal dahingestellt. Es ist jedenfalls besser als das was wir zuvor hatten.
Bedenkt man die Rahmenbedingungen, sollte das aktuelle Hoch nicht verwundern. Die Energiepreise sind niedrig, China kriselt ein wenig (was entgegen der landläufigen Meinung Europa eher nützt als schadet) und Geld ist nicht nur billig, man bekommt sogar noch was oben drauf geschenkt.
An dem Punkt wird es denn etwas heikel. Mit ein wenig Lebenserfahrung wissen wir natürlich womit noch eine jede Hochkonjunktur geendet hat, und welche Mittel es dann gegen die - freilich völlig unvorhersehbare - Krise einzusetzen gilt. Es sind all jene Dinge die jetzt in der Hochkonjunktur schon exzessiv betrieben werden.
Jetzt wäre die Zeit für Staaten ihre Schulden abzubauen, für Banken ihre Polster zu füllen, für die EZB die Zinsen raufzuschrauben und für Unternehmen ihre Beschäftigung auszuweiten, also zumindest jene die sie bei der nächsten Krise wieder vor die Tür setzen. Nur all das passiert nicht, oder kaum.
Ich bin sicher, dass sich die Regierung um Kern in den nächsten Monaten ob der Trendwende am Arbeitsmarkt hochjubeln wird, schon allein ob der anstehenden Wahlgänge. Etwas realitätsbezogener sollte man fragen: Was wenn die vorhersehbar kurze Phase des Höhenflugs endet? Wir werden so nackt vor einer Krise stehen wie nie zuvor.