Es gibt dieser Tage kaum ein Wetterereignis, oder Nichtereignis, das nicht als Zeugnis für den anthropogenen Klimawandel herhalten muss. Beispielsweise versicherte uns Wetter- und selbsternannter Klimaexperte Marcus Wadsak via Twitter bis Anfang April, dass Österreich vor der Austrocknung stünde – aufgrund des Klimawandels natürlich. Als ob das nicht ohnehin offensichtlich wäre, konnten der ausgetrocknete Zicksee sowie die Pegeltiefstände des Neusiedlersees als Beweis angeführt werden.
Tatsächlich war im Osten Österreichs rund zwei Jahre lang wenig Regen gefallen. Seit Ende 2020 hat sich etwa in Eisenstadt so ein Regendefizit von ca. 350mm aufsummiert, etwa ein Viertel weniger als im langjährigen Schnitt. Und 2022 war dort überhaupt das trockenste Jahr seit 1961.
Dennoch stimmte an dem Narrativ so einiges nicht. Da wäre zunächst einmal die Tatsache, dass es eben keinen statistisch signifikanten Trend zu weniger Niederschlag gibt. Nachzusehen bei zamg.ac.at übrigens. Zwei unterdurchschnittliche Jahre machen noch keinen Trend.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Selbst die Klimaforschung prophezeit keine Dürren für Europa, auch da hat sich Herr Wadsak eine kleine künstlerische Freiheit erlaubt. Und auch der Narrativ, dass Wasser wegen der Hitze schneller verdunsten würde, will nicht recht funktionieren. Als der Pegelstand des Neusiedlersees im April rund 600mm unter „normal“ lag, war das durchaus auf die lokal mangelnden Niederschläge zurückführen.
Wie das mit dem Wetter aber halt so ist, folgt auf Regen wieder Sonnenschein, und umgekehrt. Seit April hat es viel geregnet, ganz besonders im Osten Österreichs, womit 2023 so weit zu den nasseren Jahren gehört.
zamg zamg.ac.at
In Eisenstadt lag die Niederschlagsmenge seit Anfang April 200mm über dem Schnitt und ähnliches dürfte für die benachbarte Seenregion gelten. Die Folgen: der zuvor ausgetrocknete Zicksee führt wieder Wasser und der Pegelstand des Neusiedlersees erholt sich. Statt 600m unter „Soll“ sind es aktuell nur mehr 280mm. Wohl gemerkt, von 350mm Regendefizit wurden in den letzten Monaten rund 200mm aufgeholt. Wären die übrigen 150mm auch noch gefallen, wäre der See wieder „voll“. Ich sage das deshalb, weil es schön zeigt, dass eben nicht Hitze den See austrocknete, sondern der mangelnde Niederschlag, der wiederum ein regionales Phänomen war und keinen statistischen Trend aufweist. Wetter eben. Die blaue Linie im Chart unten zeigt übrigens den heurigen Wasserstand des Neusiedlersees an.
bgld.gv.at wasser.bgld.gv.at
Das ständige Verknüpfen von Wetter mit dem Thema Klimawandel kann man getrost als Volksverblödung bezeichnen. So soll das Thema einfach nur ständig wiederholt werden und ein „Selbstverständnis“ entstehen. Wenn man dann widerspricht und auf den Quatsch hinweist, ist die Empörung um so größer. „Jetzt haben wir doch schon so oft und bemüht gelogen und ihr glaubt uns immer noch nicht?!“. Ja, nein, aus Lügen werden keine Wahrheiten, auch wenn sie noch so oft wiederholt werden. Ich könnte viele Beispiele anführen, aber diese sind gleichermaßen irrelevant wie zahlreich. Darauf angesprochen, ob die Austrocknungsstory in Anbetracht der Niederschläge noch aktuell ist, hat mich Herr Wadsak auf Twitter sofort blockiert. Dünnhäutig sind wir halt auch. Egal..
Was wir außer Streit stellen können..
Dabei bräuchte es solche Nebelgranaten gar nicht. Es wird wärmer, ganz besonders in Europa. Wer den Messungen und den daraus resultierenden Zeitreihen nicht traut, kann auch einfach mal auf die sich zurückziehenden Gletscher blicken. Da gibt es nichts zu leugnen. Tatsächlich beträgt die Erwärmung in Europa denn fast schon 2.5°C, und in den Städten sind es dank Wärmeinseleffekt deutlich mehr.
Ebenso darf man ausser Frage stellen, dass wir Menschen den CO2 Gehalt der Atmosphäre erhöhen. Wer etwas anderes behauptet redet Quatsch. Es sollte für jeden einsichtig sein, dass das von uns emittierte CO2 nicht einfach verschwindet und stattdessen das CO2 aus Vulkanen oder Ozeanen kommt, wie das manche „Klimaleugner“ behaupten. In den Ozeanen steigt der CO2 Gehalt übrigens ebenso, was eine Komponente der naturlichen CO2 Senken ist.
Nein, die Wissenschaft ist nicht gesichert..
Von daher wäre alles ganz einfach. Wir sind tatsächlich für den CO2 Anstieg in der Atmosphäre verantwortlich UND es wird wärmer. So einfach KÖNNTE es sein - ist es aber nicht. Gleichwohl CO2 zweifelsfrei eine gewisse Klimawirkung entfaltet, ist diese nüchtern betrachtet recht gering und vernachlässigbar. Viel mehr als 0.5°C Klimasensitivität kommen nominal nicht raus, „feedbacks“ inklusive.
Um auf wesentlich mehr Klimasensitivität zu kommen benötigt es ein komplexes Theoriegebäude, das aus vielen Annahme und Logiksprüngen besteht. Auch wenn dieser „Kern“ der Theorie gerne als gesicherte Wissenschaft bezeichnet wird, ist es in Wahrheit ein vielmehr fragiles und fragwürdiges Konstrukt. Auch wird darüber kaum gesprochen und es zirkuliert dementsprechend sehr wenig Sachkenntnis über diese „black box“. Wer meint er könnte die relevanten Fragen einfach mal so googeln, irrt. Selbst eine Komplettlektüre des IPCC Sachstandsberichts WG1, schlanke 2.400 Seiten, hilft da wenig weiter. Es steht nicht drin. Es wirkt ein wenig als wäre dieses Kapitel der „Wissenschaft“ peinlich. Aus guten Gründen, wie ich meine. Egal..
Eine andere Perspektive..
Diese Feinheiten zu diskutieren würde hier jeden Rahmen sprengen. Stattdessen gibt es da eine weit verständlichere Story, die wohl so ziemlich alles auf den Kopf stellt, was Sie über das Thema Klimawandel zu glauben wissen.
Erinnern wir uns mal (mit oder ohne Schrecken) an die Covid Lockdowns zurück. Da gab es im Frühjahr 2020 ein ungewöhnliches Phänomen: blaue Himmel! Als die Flieger am Boden blieben änderte der Himmel plötzlich seine Farbe. Statt dem gewohnten Hellblau mit Zirren war ein beeindruckend tiefes Azurblau zu sehen. Und das war nicht bloß eine optische Täuschung, oder ein rein subjektiver Eindruck, vielmehr zeigen viele Datenquellen, dass dem tatsächlich so war. Dieser Teil steht also außer Frage.
Logischer Weise sahen die Menschen hier einen Zusammenhang. Außergewöhnlich klares Wetter einerseits, kaum noch Flugverkehr andererseits, also ein Zusammenhang zwischen Wetter und menschlicher Aktivität. Im Prinzip genau das was uns Wadsak und Konsorten ständig einzureden versuchen, nur ohne zureden diesmal, die Leute verstanden es von alleine. Dementsprechend wurde dieser Umstand natürlich diskutiert, auch in sozialen Medien.
Die Verleugnung..
Seltsamer Weise war nun genau das unseren Klimaalarmisten ein Dorn im Auge. Schnell wurden „Faktenchecks“ publiziert, die jeden Zusammenhang in Abrede stellten. Nicht nur das, auch die Moralkeule wurde in gewohnter Manier geschwungen. Hier ein Beispiel von watson.de :
Diese und ähnliche Postings in sozialen Netzwerken stellen gerade augenscheinlich einen Zusammenhang her zwischen dem tatsächlich wunderbaren Wetter und der gefühlten Abwesenheit von Flugzeugen an unserem Himmel. Der Tenor: Dank des Coronavirus ist der Himmel so blau wie nie.
Das ist nicht nur ausgesprochen zynisch, denn dank des Coronavirus können wir diesen blauen Himmel nicht so genießen wie sonst üblich (mit Bier in der Hand und Freunden um uns herum). Dank des Coronavirus bangen gerade Unternehmen um ihre Zukunft, Selbständige um ihre Existenz und, ach ja, zehntausende Familien um ihre Angehörigen.
Nein, nicht nur das. Der Zusammenhang (Corona macht den Himmel blau) ist schlicht und ergreifend falsch. Ein Kurzer Faktencheck.
Wer hier also eine Zusammenhang sieht ist ein ganz, ganz böser Mensch. Wieso? Aehm, ja, schwer zu sagen. Die argumentierte Logik liegt etwa auf dem Niveau „bohr nicht in der Nase, sonst stirbt ein Eisbär“. Besser bekam der Autor die Moralkeule auf die Schnelle halt nicht hin. Angestachelt wurde er aber offenbar vom konsultierten DWD, wo reichlich Klimaalarmisten sitzen und wo man schon seine Gründe haben wird, diesen Zusammenhang zu leugnen.
Die selbe gibt es auch etwas „wissenschaftlicher“, etwa von Heerwarden et al 2021. Einerseits bestätigt dieser Artikel das vorhin schon gesagte, dass nämlich der Frühling 2020 mit Abstand der klarste seit Beginn der Aufzeichnungen war (siehe Grafik). Das Verhältnis von direktem zu diffusem (also gestreutem) Sonnenlicht ist der entscheidene Punkt.
heerwarden et al 2021 https://www.nature.com/articles/s43247-021-00110-0
Andererseits kommt man aber zum Schluss, dass es sich hier ausschließlich um „Wetter“ handelt:
The coinciding irradiance extreme and a reduction in anthropogenic pollution due to COVID-19 measures triggered the hypothesis that cleaner-than-usual air contributed to the record.
Our analyses show that the reduced aerosols and contrails due to the COVID-19 measures are far less important in the irradiance record than the dry and particularly cloud-free weather.
Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang, dass es schon zuvor analoge Beobachtungen gab. Also beispielsweise nach den 9/11 Anschlägen, oder als der Großteil des europäischen Luftraums wegen dem isländischen Vulkan gesperrt war. Stets klarte der Himmel auf und wurde deutlich blauer. Wir wissen also ganz genau, dass das kein Zufall ist.
Warum?
Worum geht es hier? Warum wird triviales Wetter fälschlich als „mensch-gemacht“ tituliert, während offensichtliche Kausalitäten verleugnet werden?
Dazu muss man wissen, dass sich die Klimawissenschaft in einem anderen Punkt, und zwar völlig zurecht, längst festgelegt hat. Zirren heizen die Erde auf! Man kann das vielfach in der Literatur nachlesen, etwa auch im IPCC special report on aviation. Der IPCC schlägt sogar vor den Klimawandel zu bekämpfen in dem man (natürliche) Zirren künstlich reduziert.
Was die Wissenschaft sagt..
Die Klimasensitivität gegenüber (künstlichen) Zirren wird extrem hoch eingeschätzt. Beispielsweise Minnis et al 2004 :
"For a 1% change in absolute cirrus coverage with τ = 0.33, the GCM yielded surface temperature changes (DTs ) of 0.438 and 0.588C over the globe and Northern Hemisphere, respectively"
Um das verständlich zu machen: τ = 0.33 meint die optische Dichte, und bei diesem Wert würden Zirren 28% der Strahlung absorbieren, 72% jedoch hindurch lassen, wären also relativ transparent. Dennoch würde alleine schon eine Zunahme um lediglich einen Prozentpunkt für eine Erderwärmung von rund 0.5°C reichen.
Selbst eine moderate Zunahme von Zirren durch die Fliegerei alleine in den Hauptflugkorridoren könnte schon die gesamte Erderwärmung erklären, wie der IPCC versichert:
“The potential effects of contrails on global climate were simulated with a GCM that introduced additional cirrus cover with the same optical properties as natural cirrus in air traffic regions with large fuel consumption (Ponater et al., 1996). The induced temperature change was more than 1 K at the Earth’s surface in Northern mid-latitudes for 5% additional cirrus cloud cover in the main traffic regions.”
Und bei der NASA ist zu lesen, dass zumindest die gesamte Erwärmung in den USA alleine durch Kondensstreifen erklärt werden könnte:
“This result shows the increased cirrus coverage, attributable to air traffic, could account for nearly all of the warming observed over the United States for nearly 20 years starting in 1975.:”
Wer die Wissenschaft nicht kennt und seine “Bildung” von Medien bzw. von Leuten wie Marcus Wadsak bezieht, mag nun ein wenig verwirrt sein. Es gibt doch keine andere Erklärung für die Erderwärmung als CO2, oder??? Ich meine das wurde doch oft genug behauptet und ist einer der Hauptgründe warum CO2 die Ursache sein muss. Ich fürchte nur das stimmt so nicht ganz.
Natürlich wissen wir längst, dass künstliche Zirren wie sie Flugzeuge erzeugen ein weit potenterer Klimatreiber sein könnten. Die Theorie dazu ist in der Tat eindeutig. Die strittige Frage ist vielmehr, ob es diese künstlichen Zirren im relevanten Umfang überhaupt gibt. Der IPCC stellt sich auf den Standpunkt, dass natürliche und künstliche Zirren etwa im Verhältnis 100:1 auftreten würden. Wenn Sie also irgendwo Zirren sehen, seien diese fast immer, fast ausschließlich natürlichen Ursprungs. Wäre es nicht so, würde die CO2 Erderwärmungsthese in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Denn dann gäbe es eine sehr viel zwingendere Erklärung für die Erderwärmung. Sie würde uns sagen warum die Erwärmung erst in den 1970ern begann, warum sie hauptsächlich in der nördlichen Hemisphäre stattfindet, und warum dichte Flugkorridore wie über Europa ganz besonders betroffen sind.
Die runtergelassene Hose..
Und vor diesem Hintergrund würdigen wir nun bitte nochmal was während der lockdowns am Himmel passiert ist. Die Fliegerei reduziert sich bis zu 90% und plötzlich wird der Himmel blau. Dass genau das passieren würde war unschwer vorherzusehen und wurde von mir auch so prognostiziert. Es bedeutet aber eben auch, dass diese Verweißlichung des Himmels gänzlich künstlich ist. Damit ist allerdings auch die tatsächliche Ursache für die (immer noch anthropogene) Erderwärmung benannt, und es ist nicht primär CO2. Die „Klimawissenschaft“ wurde mit runtergelassenen Hosen erwischt und von daher gilt es Schadensbegrenzung zu üben.
An dieser Stelle wird schließlich verständlich warum der Zusammenhang zwischen Covid und blauen Himmeln so ein derbes Politikum ist, und nicht sein kann was nicht sein darf. Genau deshalb wird dieser für viele offensichtliche Zusammenhang mit fragwürdigen Methoden und „Faktenchecks“ verneint. Und deshalb hat alles nur Wetter zu sein. Im gepflegten Doppelsprech ist bei Bedarf halt auch das Gegenteil wahr. Und ja, ich denke das ist wesentlich interessanter und lehrreicher als den Klimawandel anhand eine links-rechts Schemas zu Tode zu diskutieren.
https://www.watson.de/social%20media/wetter/181480572-blauer-himmel-sorgt-das-coronavirus-gerade-fuer-ein-azurblaues-firmament
https://www.nature.com/articles/s43247-021-00110-0.pdf
https://journals.ametsoc.org/view/journals/clim/17/8/1520-0442_2004_017_1671_cctac_2.0.co_2.xml
https://archive.ipcc.ch/ipccreports/sres/aviation/index.php?idp=40
https://www.nasa.gov/centers/langley/news/releases/2004/04-140.html