Ich finde die Personalie Bock insofern interessant, als ihr moralischer Imperativ anscheinend (ich will mir da kein abschließendes Urteil erlauben) exakt an den Sollbruchstellen ihrer Ideologie endete. Hoch anerkannte und geehrte Selbstaufopferung für Migranten da, missbrauchten Heimkindern auch noch ins Gesicht scheißen dort. Irritierend könnte man das nennen. Wie passt das unter einen Hut?

Kann es sein, dass das Gut-sein keinen Makel vertragt? Die missbrauchten Heimkinder stetzen ja nicht bloß ein Fragezeichen hinter die moralische Integrität der SPÖ Wien und der linken Ideologie, sie betrafen Frau Bock höchstpersönlich.

Wer Moral als Kapital betrachtet welches gerafft sein will, der lässt sich nur höchst ungern etwas wegnehmen. Der baut Stacheldrahtzäune um die eigene Legende, und blickt argwöhnisch auf jeden verdächtigen Störenfried. Von daher ist ihre unerbittliche Haltung gegenüber Heimkindern nachvollziehbar. Allein sie hat nichts Edles, kein bisschen.

Was Frau Bock andererseits zur Ikone der Linken macht, ist nicht ihre Aufopferung. Wäre es alleine dieses Kriterium gäbe es unzählige Kandidaten, insbesondere auch solche die sich für die "falsche Sache" geopfert haben. Ein Nazi, der sich im Krieg zur Verteidigung von Heimat und Kameraden auf eine Handgranate warf, wird (no-na-ned) kein Aushängeschild der linken Ideologie sein können. Ein edler Zweck muss es natürlich sein, ganz im Interesse und auf Linie der jeweiligen Ideologie.

Auch sich dem Tierschutz zu widmen wäre da ungenügend, zumal dieses Thema viel zu ambivalent wäre. Damit rennt man beim ideologischen Gegner gar noch offene Türen ein! Nein, es braucht einen zielgerichteten guten Zweck, einen mit dem man den Feind richtig effizient bekämpfen kann.

Migranten ins Land zu holen ist da optimal. Mit dieser Waffe lässt sich die konservative, traditionelle Gesellschaftsordnung nicht nur angreifen, sondern sogar zerstören. Der Schaden ist nicht nur nachhaltig, er ist sogar noch um so größer desto unvereinbarer die Migranten mit der Gesellschaft sind. Um so ungebildeter, um so islamistischer, um so radikaler oder krimineller, desto besser. Ein Schaden wohl gemerkt, der freilich ein Nutzen ist, wenn er gegen ein Feindbild gerichtet ist. Das ist dann allerdings eine Kosten/Nutzen Rechnung die niemals vom ideologischen Kontext getrennt werden kann, auch wenn diverse "Studien" das propagandistisch mehrfach versuchten.

Fraglos hat sich Frau Bock in dieser Sache höchst verdient gemacht. Dass dieser Verdienst gänzlich relativ zum Standpunkt des Betrachters ist, mindert ihn nicht, sondern begründet ihn erst. Würden sie keinem politischen Zweck dienen, wären die Flüchtlinge wertlos, insbesondere unseren linken Gutmenschen.

Natürlich ist das eine infame Unterstellung gegenüber einer Ideologie, die in der Vergangenheit "erst" 100 Millionen Menschen für ihren guten Zweck geopfert hat. Dennoch, so weit wage ich mich schon vor, und weiß mich dabei auf sicherem Boden.

Und hier liegt denn letztlich auch das Problem unserer missbrauchten Heimkinder. Sie sind politisches Antikapital, nicht nur nicht nützlich, sondern vielmehr schädlich. Sie mögen vergessen sein, wie die übrigen Opfer des Sozialismus. Erinnert hingegen sei an das Zerrbild einer Frau Bock.

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