„Manche der Frauen sagen, dass sie rund zehn- bis zwanzigmal täglich vergewaltigt werden, weiß ich von Sabine Constabel*,“, erwähnt Sr. Christa-Maria beinahe beiläufig, als wir uns darüber unterhalten, dass Prostitution und Menschenhandel oft nah beieinander liegen. Sie habe damals „La Strada“ besucht, einen Treffpunkt und Ort mit offenen Ohren für die Sexarbeiterinnen von Stuttgarts Straßen. Sexarbeiterinnen? Ist das nicht eigentlich euphemistisch, wenn man ihre Schilderung einbezieht? Aber welches Wort ist besser geeignet? Prostituierte? Huren? Nutten auf keinen Fall. Da ist sie wieder, die Suche nach dem Begriff, der verdammt nochmal das beschreiben soll, worum es tatsächlich geht.
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Beim Thema Mädchenhandel und Sextourismus stoße ich ständig auf dieses Problem. Sextourismus, der Begriff löst in mir sofort das Gefühl von Übelkeit aus. Gleichzeitig weiß ich, dass es ganz eindeutig euphemistisch ist, etwas so zu nennen, das bei Leibe gar nichts mit Friede, Freude, Eierkuchen zu tun hat. Sextourismus. Das sind (zumeist) Männer, die irgendwohin fliegen oder auch fahren und dort Geld dafür bezahlen, mit irgendjemandem Sex zu haben. Meist tun sie das anderswo, damit sie zuhause weiterhin ungestört ihr normales Leben führen können. Oft auch deshalb, weil im Inland manche Dinge gar nicht erlaubt sind, die sie sich im Ausland für Geld besorgen können. Minderjährige zum Beispiel. Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren sind besonders betroffen. Natürlich können es auch Jungs sein, auch erwachsene Frauen und Männer werden für Sex wie eine Ware, ein Produkt feilgeboten. Doch die, die am meisten Leid ertragen müssen, das ist eine nicht zu verachtend große Gruppe von 12 bis 16-jährigen Mädchen.
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Es sind zu viele, um von Einzelfällen zu sprechen und die sogenannten „Sextouristen“, die nur deshalb nicht wegen Vergewaltigung verurteilt werden, weil ihre Opfer keine Stimme haben oder diese nicht erhört wird, das sind auch viele. In den letzten zehn Jahren wurden gerade einmal 38 solcher deutschen Sexstraftäter verurteilt.
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Ich wurde oft gefragt, wieso ich mich mit solchen Themen befasse. Ich wurde aber auch beschimpft. Als Männerhasserin oder Kampflesbe. Diese Bezeichnungen verfolgen mich, seit ich selbst Teenagerin war, weil ich mich gern und oft für Frauenrechte ausgesprochen habe. Und weil ich nicht leid wurde, anzusprechen, wie viel Missbrauch und Vergewaltigung es auch auf dem guten deutschen Boden gibt. Und weil ich auch gerne ergänze – besonders wichtig in Zeiten von besorgten Bürgern, AfD und einer stärker werdenden Identitären Bewegung – dass es sich bei den Tätern zum Großteil um weiße westliche Männer handelt. Deutschland liegt übrigens auf Platz 3. Beim Export von solchen Sexmigranten weltweit. Das ist kein schöner Platz auf einem Treppchen.
Übrigens bestätigt das auch die Studie „Offenders on the Move“, die im Mai 2016 rund ums Thema sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismusbereich erschienen ist. Und ganz aktuell hat sich auch gezeigt, wie viel kriminelles Potenzial in westlichen weißen Männern steckt, die augenscheinlich ein ganz normales Leben als heterosexuelle Partner oder gar Familienväter führen – nämlich im Fall „Elysium“, in dem Männer ihre eigenen Kinder online für Pornos und Missbrauch vor laufender Kamera veräußert haben. Von Pädophilie war da die Rede. Ich sehe hier aber keine krankhaften Ausnahmen, ich sehe hier eine erschreckend hohe Anzahl an Dingen, die nicht sein sollten, an Übergriffigkeit, an Belanglosigkeit, an Nichternstnehmen eines sehr ernsten Themas.
Mit einem Künstler des WIK-Kollektivs, das bei der letzten Tuning World in Friedrichshafen nackt gegen Sexismus protestiert hat, und das mit Parolen wie „Sexism sells“ oder „I pimp your products“ auf die nackten Körper geschrieben, habe ich mich über Feminismus unterhalten. Ich habe ihn gefragt, wie er als Mann dazu kommt, sich an einer feministischen Aktion, einer Aktion gegen Sexismus gegenüber Frauen, zu beteiligen. Und er sagte nüchtern: „Ich halte es als Mann für meine Pflicht, Feminist zu sein.“ Wieso? Das sei ganz einfach. Es könne nicht sein, dass Frauen vorgeschrieben werde, wie sie sich verhalten müssten, damit keiner sie diskriminiert. Vielmehr gehe es darum, dass die Männer anfingen umzudenken und aufhörten, Frauen zu diskriminieren und abzuwerten.
Nicht zuletzt deshalb richten sich meine Fotos vorrangig an Männer - ich hoffe auf Umdenker, auf soziale Kontrolleure, auf Erkenntnisse...
Und bin aktuell auf der Suche nach Firmen, die Werbe- und Plakatflächen zur Verbreitung der Bilder zur Verfügung stellen würden oder aber Druck- und Materialkosten für Großplakatflächen finanzeiren würden.
Ich vermisse nämlich bei der gesamten Thematik den Aufschrei. Vielleicht wird es auf diese Weise was.
*Mitgründerin von Sisters e.V., mehr Infos: hier.
Meine Quelle(n) finden sich unter diesem Link.
Inspiriert zur Fotoreihe hat mich die Bono Direkthilfe.