Das Holi Festival wird erst seit ein paar Jahren hier in Deutschland gefeiert, doch in Indien handelt es sich um eine alte Tradition. Dabei fasziniert das Holi Festival immer mehr Menschen in unseren Breiten. Und das auch, ohne die religiösen Hintergründe zu kennen. Denn man muss kein Hindu sein, um sich an den Farben und der Botschaft zu erfreuen: Dass wir in unserer Buntheit doch alle gleich sind.
Holi bei uns sieht etwa so aus: Es versammelt sich eine große Menge Menschen. Diese Menschen tragen oftmals weiß, das ist aber nicht zwingend vorgeschrieben. Wichtig ist, dass sie einen Beutel voll mit Farbe mitbringen. Dann kommt der Countdown …
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Und sie schmeißen die Farben in die Luft! Jeder wird bunt, Kleckse von grün, rot, gelb, lila, unterschiedlichste Farben beschmieren Shirts, Hosen, Haare und Gesichter. Und jeder freut sich über diese Sauerei. Es entsteht ein Farbenmeer, in dem der Mensch aufgeht und Grenzen verschwimmen.
Das ist auch einer der wichtigsten Aspekte des Holi Festes in Indien. Hier sind die zwischenmenschlichen Schranken in Form von Kasten noch immer tief verwurzelt. Nach der Farbschleuder jedoch verschwimmen die Grenzen, ein Brahmane feiert neben einer Shudra, Tabus werden umgeworfen. Insgesamt ist Holi eines der am wenigsten religiösen Feste Indiens. Das gefärbte Wasser oder Puder, auch Gulal genannt, wird auf Altären geweiht. Dann beschmieren die Inder Freunde und Verwandte. Nachdem sie sich mit Farben besprengt haben, wird das Fest gerne zum Anlass genommen, etwas die Sau rauszulassen und über die Strenge zu schlagen. Selbst der sonst so verpönte Alkohol darf an diesem Tage getrunken werden. Kasten, Alter, Status und Geschlechter sollen während des Festes keine Rolle spielen. So können die Inder ausgelassen miteinander feiern, ohne ständig auf Reinlichkeitsvorschriften zu achten.
Gefeiert wird das Fest in Indien traditionell fünf Tage nach dem Vollmond im Monat Phalgun. Phalgun liegt hierzulande im Februar und März. Ursprünglich war es ein Frühlingsfest. Die Menschen feierten die Ankunft des Frühlings, wenn die Natur zum neuen Leben erwacht und wieder in aller Farbenpracht erstrahlt. Wie für Indien typisch gibt es mehrere Geschichten, welche den Hintergrund des Brauches erklären. Eine gängige Erklärung berichtet von der Dämonin Holika. Diese hängt mit einem Unhold namens Hiranyakashipu und seinem Sohn Prahlada zusammen.
Hiranyakashipu war ein Feind des Gottes Vishnu, sein Sohn jedoch ein treuer Verehrer des Gottes. Hiranyakashipu wollte seinen Sohn vom Glauben abbringen und versuchte schließlich, seinen Sohn zu töten, doch Vishnu griff mehrmals ein und rettete Prahlada. Schließlich beauftragte Hiranyakashipu die Dämonin Holika, mit seinem Sohn ins Feuer zu springen, damit sie beide umkamen. Jedoch verbrannte nur die Dämonin und Prahlada trat unbeschadet aus dem Feuer. In einer Version der Sage bat Holika Prahlada darum, ihr ihre Tat zu vergeben und Prahlada antwortete, dass ihr jedes Jahr beim Holi gedacht werden würde. In diesem Brauch geht es auch um den Sieg des Guten über das Böse. Darum gehört zum Ritual des Holi, in der Nacht eine Figur aus Stroh in einem heiligen Feuer zu verbrennen. Die Strohfigur steht für Holika.
Andere bringen das Fest mit dem Gott Krishna in Verbindung. Dieser liebende Gott, dessen Name „der Schwarze“ bedeutet, beschwerte sich bei seiner Mutter darüber, warum er so dunkel war, aber seine geliebte Radha so hellhäutig und schön. Seine Mutter riet ihm daher, seine Radha mit Farben zu beschmieren und sie somit mit ganzen anderen Augen zu sehen.
Nach Deutschland kam das Fest erstmals im Jahre 2012. Genauer geht es dabei um den 29-jährigen Jasper Hellmann. Dieser besuchte ein Jahr zuvor ein Holi Fest in Delhi – und war hellauf begeistert. Aus dieser Erfahrung fasste er den Beschluss, das Fest nach Deutschland zu bringen. Mit Freunden traf er sich in Berlin und entwarf ein Konzept. Daraus entstand das erste Holi Festival, welches in Berlin stattfand. Innerhalb kürzester Zeit war die Veranstaltung ausverkauft, die Premiere war ein großer Erfolg. Jasper Hellmann sollte später berichten, dass die Freude und Energie, die ganze Stimmung in Berlin fast genauso wie in Indien war.
Mit Berlin sollte es nicht enden. Das Holi Festival wurde für 2013 nach weiteren Städten gebracht. Nicht nur Berlin, auch Leipzig, Hamburg, Mannheim, Frankfurt, Dortmund und viele mehr erlebten den Farbenrausch. Auch in diesem Jahr waren die Feste ein voller Erfolg. Obwohl die meisten Menschen noch nie etwas von dem indischen Holi Fest gehört hatten oder seine religiösen Aspekte verstanden, nahmen immer mehr Menschen teil und lieferten sich bunte Farbschlachten.
Dieser Hype ist bislang ungebrochen. Ohne religiösen Kontext werden daraus gut besuchte Festivals, deren Tickets schon Wochen im Voraus ausverkauft sind. Dabei wird Musik gespielt und ordentlich getanzt. Zumeist spielen DJs bis in die Nacht hinein elektronische Klänge. Die Holi Festivals starten im Frühling und Enden im Sommer.