Ein Knäuel, aus dem nur die Gliedmaßen hervorschauen. So könnte man sich den menschlichen Körper ohne Wirbelsäule vorstellen. Erst mit ihr sind ein aufrechter Gang, Beuge-, Dreh- und Streckbewegungen möglich. Im Alltag wird der Rücken stark beansprucht – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch.
Im Vergleich zu unseren aktiven Vorfahren bedient sich der Mensch heutzutage einer Reihe an industriellen Möglichkeiten, die seinen natürlichen Bewegungsumfang deutlich dezimieren. Die steigende Lebenserwartung begünstigt natürliche Abnützungserscheinungen der Wirbelsäule. (Fehl-)Belastungen und Stress tun ihr übriges: De facto leiden in Österreich circa zwei Millionen Menschen unter Rückenproblemen unterschiedlichen Schweregrades.
Warum es Rückenmuskeln und Bandscheiben gerne „bewegt“ mögen
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Die rückenansässigen Muskeln erfüllen wesentliche Schutz- und Stützfunktionen. Der Haken an der Sache: Je untrainierter diese Muskeln sind, desto „nachlässiger“ arbeiten sie – es manifestieren sich Verspannungen und Schmerzen. Doch nicht nur die Rückmuskeln fordern eine aktive Aufmerksamkeit. Auch die Bandscheiben protestieren bei körperlicher Passivität. Bei längerer Bewegungslosigkeit wird der notwendige Wasserein- und Wasserausstrom unterbunden. Die Bandscheiben bekommen zu wenig Nährstoffe, verlieren an Elastizität und hungern so quasi aus. Folglich verliert das Gewebe an Festigkeit, wodurch sich Spalten und Risse bilden und in weiterer Folge degenerative Erkrankungen entstehen können.
Fehlbelastung vergrämt den Rücken
Neben Bewegungsarmut zählt auch einseitige Belastung zu den wesentlichen Risikofaktoren für Rückenschmerzen. Anfällig für Dysbalancen sind unter anderem Menschen in Pflegeberufen, die ihre Patienten oft in ungünstigen Körperhaltungen drehen und heben müssen. Durch einseitige Bewegungsmuster werden kleinste Wirbelgelenke überstrapaziert und abgenutzt. Um diesem degenerativen Prozess entgegenzuwirken, ist es notwendig, ausgleichende Maßnahmen zu setzen. Wichtig ist es, das Augenmerk auf jene Trainingsparameter zu setzen, die im Alltag zu kurz kommen. Sprich: Wer den ganzen Tag über am Schreibtisch sitzt, sollte ein Gegenpendant durch Krafttraining setzen. Personen, die in bewegungsintensiven Berufen arbeiten sind hingegen mit entspannenden und ausgleichenden Dehnungsübungen sowie mit Ausdauersport gut beraten.
Stress führt zu Verspannungen
Langes Sitzen und eine schlechte Haltung sind zwei von vielen Ursachen für Verspannungen. Chronischer Stress kommt als weitere Ursache in Frage. Wobei die Natur ja eigentlich gut „mitgedacht“ hat. Ein erhöhter Muskeltonus soll den Organismus nämlich auf Gefahrensituationen vorbereiten. In einer akuten Stresssituation spannen sich die Muskeln im Bereich des oberen Rückens an – an sich nicht weiter tragisch. Unangenehm wird es dann, wenn die notwendige Regeneration aus- und die Anspannung bestehen bleibt. Die Folgen: Die Schmerzen strahlen in den Nacken aus und können sich weiter über die gesamte Kreuzregion ausbreiten.
Wie viel Psyche steckt tatsächlich im Rückenschmerz?
Die Schmerzforschung ist sich heute einig darüber, dass psychische Komponenten einen entscheidenden Einfluss haben – und zwar sowohl auf die Entwicklung als auch auf die Intensität des Schmerzes. Das gilt in zweierlei Hinsicht: Zum einen kann der Schmerz als Ventil für einen innerpsychischen Konflikt fungieren. Das belegen auch die Zahlen: Laut deutscher Gesellschaft für psychologische Schmerztherapie und Forschung sind 80% der Rückenschmerzen auf Dauerstress zurückzuführen. Zum anderen hat aber auch die allgemeine Gefühlslage Einfluss darauf, wie intensiv Schmerzen wahrgenommen werden.
Psyche als wichtiger Baustein in der Schmerztherapie
Interessant ist, dass Menschen mit psychiatrischen Vorerkrankungen stärker gefährdet sind chronische Rückenschmerzen zu entwickeln als psychisch gesunde Menschen. Bestimmte Verhaltensweisen führen außerdem dazu, dass sich die Schmerzzustände chronifizieren, Beispielsweise, indem aus Angst vor Schmerzen ein Vermeidungsverhalten erfolgt oder der Schmerz unbewusst zum Lebensinhalt wird. Insofern ist es auch unbedingt erforderlich, die Psyche in das Schmerztherapiekonzept miteinzubeziehen und den Teufelskreis aus Schmerzerfahrung, Anspannung und Angst vor neuen Schmerzen zu durchbrechen. Eine Kombination aus Schmerzbewältigungs-, Entspannungs- und Bewegungstraining, sowie von psychologischen Maßnahmen unterstützt diesen Prozess.