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Gerade, weil immer mehr Menschen Probleme mit ihrem Essverhalten und dem Gewicht haben, wird zurzeit verstärkt die Frage gestellt, wie das möglich ist. An mangelnder Information über Ernährung kann es kaum liegen, da wir heute, dank Internet und der übrigen Informationsflut kaum darüber hinwegsehen können, wie aufgeklärt wir eigentlich über Ernährung und Essverhalten sind. Trotzdem sind mehr und mehr Menschen unzufrieden mit ihrem Essverhalten.
Angeborene Geschmacksrichtungen
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Die Ausbildung unserer Essgewohnheiten wird zwar vorwiegend durch soziale und kulturelle Rahmenbedingungen gesteuert. Studien hingegen belegen auch, dass bestimmte Ernährungsweisen angeborene Tendenzen aufweisen. Weltweit bevorzugen Neugeborene den süßen Geschmack und verhalten sich ablehnend dem bitteren, saueren und zu stark salzigen Geschmack gegenüber. Dies hat gute Gründe: Paul Rozin bezeichnet dies als den „Sicherheitsgeschmack der Evolution“. Sicherheitsgeschmack deshalb, da es weltweit keine süßschmeckende Pflanze gibt, die gleichzeitig giftig ist. Hinzu kommt noch, dass auch die Muttermilch süß schmeckt.
Pränatale Prägung
Zusätzlich zu den angeborenen Geschmacksvorlieben kommt noch eine pränatale Prägung durch die Mutter. Neueren Studien zufolge wird unser Geschmacksverhalten durch die Essgewohnheiten der Mutter beeinflusst. Durch den indirekten Kontakt über die Nabelschnur und dem Fruchtwasser lernt das noch ungeborene Kind Lebensmittel bereits geschmacklich kennen. In der Folge bevorzugt ein Kind nach der Geburt vorerst Geschmäcker, die ihm bereits vertraut sind. Dadurch sind Kinder, deren Mütter abwechslungsreiche Kost während der Schwangerschaft konsumierten, später potentiell offener was verschiedene Geschmäcker betreffen.
Kulturelle Prägungen
Kinder lernen das zu essen, was ihnen angeboten wird. Es ist bekannt, dass verschiedene Nationen auf sehr unterschiedliche Geschmäcker ansprechen. Der Geschmackvorliebe bestimmter Kulturen, liegt ein biologisches Sicherheitsprinzip zugrunde, dass sich in einem alten Sprichwort ausdrückt: „ Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht“.
Der Beginn unseres Essverhaltens ist im Wesentlichen ganz auf Hunger und Bedürfnis reduziert, wobei nur bestimmte Vorlieben und Abneigungen zum Tragen kommen. Aber mit der Zeit treten innere Reize wie Hunger, in den Hintergrund und äußere Reize, wie Werbung usw. in den Fordergrund. Die äußere Kultur, dass Essverhalten der Familie, gibt dabei den tragenden Rahmen für unser Essverhalten ab. Das wichtigste Lernprinzip von Kindern ist Nachahmung durch Beobachtung. Eingeschränkt wird dieses Prinzip nur durch Sympathie. Denn Kinder eifern nur dem nach, was sie mögen. Aus diesem Motiv heraus übernehmen Kinder das Essverhalten von den Eltern oder von größeren Geschwistern, weil sie einfach auch so sein wollen.
Pädagogische Ratschläge und die Wirkung von Verboten
Zu Kindern und Jugendlichen wird oft gesagt, dass sie dieses oder jenes nicht essen sollten, weil es nicht gesund ist. Oder dass sie nicht so viel Süßes essen sollen, weil es dick macht. Für jüngere Kindern greift dieser Hinweis gar nicht, weil der hergestellte Zusammenhang zu abstrakt ist. Alles was gesund ist, wird meisten von vornherein mit „schmeckt nicht“ verbunden. Jedem ist vermutlich dieses Phänomen bekannt, dass die angeblich gesunden Nahrungsmittel einem nicht so richtig schmecken. Aber Verbote helfen auch nicht weiter.
Verbote haben nicht selten eine verkehrte Wirkung. Der Schuss geht nach hintern los, da einem gerade das Verbotene als besonders reizvoll erscheint, wie aus einem Experiment hervorgeht. Um Kindern Lust auf Nahrungsmittel zu machen ist es sinnvoller, auf Verbote zu verzichtenund selbst als Vorbild zu fungieren. Durch negative Verhaltenskonsequenzen sind nicht einmal Erwachsene zu motivieren, wie sollten es dann Kinder sein?
Die psychologische Paradoxie des „Ich darf nicht“
Sich auf die Dauer Nahrungsmittel zu verbieten, wird durch das Wörtchen Nein leicht vereitelt. Nein ist ein abstrakter Begriff, den das Gehirn nicht in seine Arbeitsweise integrieren kann. Ein Begriff wie Mohnstrudel löst im Gehirn Assoziationsketten aus, die mit der Erinnerung an den Geschmack auch emotionale Bedürfnisse wach rufen. Sagt man sich hingegen, heute esse ich sicher keinen Mohnstrudel, so wird gleichfalls der Gusto auf Mohnstrudel geweckt, da die jeweilige Erinnerung und die Emotion notgedrungen mit dem Begriff Mohnstrudel verbunden sind. Dass heißt, der Satz, „heute esse ich keinen Mohnstrudel“, löst automatisch den Appetit auf Mohnstrudel aus.
Zusammenfassung:
Die Essgewohnheiten setzen sich zusammen aus genetischen Dispositionen, pränatalen Prägungen, kulturellen Werten und Werbung, gleichaltrigen Gruppen und Vorbildern. Kinder lernen, wie bei verschiedenen Kulturen beobachtbar, alles als Nahrung zu betrachten, was generell essbar ist. Abgesehen von einer über die Kulturen hinaus bevorzugende Haltung dem Süßen und eine ablehnende Haltung dem bitteren Geschmack gegenüber scheinen Kinder offen zu sein.
Das wichtigste Lernverhalten bei Kindern besteht darin, zu imitieren, wodurch eben der Vorbildwirkung eine tragende Rolle zukommt. Gerade pädagogische Hinweise auf gesunde Ernährung, gehen leicht in die verkehrte Richtung, wie aus verschiedenen Studien ersichtlich ist, da das Wort gesund, bei vielen, mit „schmeckt nicht“ assoziiert ist. Am Wissen mangelt es nicht. Selbst Volksschulkinder können Nahrungsmittel nach gesund und nicht gesund bereits sehr treffsicher zuordnen. Wenn man mit Wissen und Aufklärung schon nichts erreichen kann, so wohl noch viel weniger mit Geboten und Verboten. Auch hier zeigt sich eindeutig, dass Verbote Vorlieben erzeugen. Nahe liegend ist es daher, das Essverhalten als gewohnheitsbildenden Lernprozess zu betrachten, der kaum über restriktive Maßnahmen wirkungsvoll beeinflusst werden kann.
Informationen zur Behandlung von Essstörungen auf Krankenkasse beim Institut sowhat, der größten Einrichtung Österreichs zu diesem Thema: www.sowhat.at