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Jetzt, wo wieder Blut geflossen ist, brennen die Feuer des Hasses wieder, als hätte man Benzin hinein gegossen. Wut ist die natürliche Reaktion auf Gräueltaten wie die, die sich nun seit Jahren an vielen Orten der Welt, zuletzt in Brüssel, ereignen. Terror ausgeübt von islamischen Extremisten mit einer politische Agenda.
Und bei aller verständlichen Wut, lohnt sich ein Blick auf diese Agenda.
Der Terror in Europa hat sich seit der RAF und der IRA verändert. Damals ging es um Erpressung. Man wollte per Gewaltandrohung eine politische Forderung wie die Freilassung von Gefangenen oder die Unabhängigkeit eines Staates erzwingen.
Der faschistische Terror (zu dem auch der islamistische Terror zählt) agiert aber vollkommen anders. Das Ziel ist nicht eine Regierung zu einem bestimmten Akt zu zwingen, sondern die Gesamtbevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen und zu immer extremeren Aktionen gegen die eigene Freiheit zu drängen. Ziel ist es eine tiefe Spaltung zu generieren, die keinen Raum mehr für ein friedliches Miteinander lässt.
Und diese Strategie der Terroristen ist noch nicht mal ein Geheimnis. Das Bild, das ich zu diesem Artikel gepostet habe, ist ein Cover der Propaganda Zeitschrift von DAESH: Dabiq. Der Leitartikel des Magazins befasst sich mit der Strategie, die Grauzone des gemäßigten Islams auszulöschen.
(Wer den Titel des Artikels „From Hypocris to Apostesy: The Extinction oft he Grayzone“ googelt, findet das Strategiepapier problemlos in all seinem schwulstigen Irrsinn. Es endet mit dem Bild eines abgetrennten Kopfes)
Das erklärte Ziel des Terrors ist es, einen unüberwindlichen Graben zu ziehen und letztendlich einen apokalyptischen Endkampf herauf zu beschwören. Die DAESH Mörder wollen jeden Westler dazu bringen, die gesamte islamische Welt als Feind zu betrachten und jeden der aus einem islamischen Land stammt dazu zu bringen den Westen zu hassen und sich ihrem Blutkalifat anzuschließen.
“Two camps with no third in between” so lautet eine der Unterüberschriften in dem Artikel.
Unsere rechtsradikalen Agitatoren erklären diese Strategie nicht so offen, aber sie fahren sie ganz genauso.
Weitgehend interagieren sie nicht mit radikalislamischen Imamen, sondern attackieren stattdessen den hiesigen politischen Gegner (der nicht fanatisch genug hasst). Demonstrationen der Rechten finden nicht vor den mittlerweile ja auch medial bekannten Terrormoscheen statt, sondern man demonstriert gegen vor dem Islamistischen Terror Geflüchtete. Ist natürlich immer leichter sich an friedlichen Menschen zu vergreifen und auch für unsere Rechten ergibt sich der Bonus der Auslöschung der Grauzone. Für jeden frustrierten Neonazi geht wieder ein junger Muslim zu DAESH und umgekehrt, jeder junge Salafist bringt wieder einen Europäer dazu alle Muslime pauschal verantwortlich zu machen und sich den Rechten anzuschließen. Two camps with no third in between.
Solange bis DAESHs Plan genauso aufgeht wie sie es sich vorstellen und wir alle in zwei zutiefst verfeindeten Lagern sitzen, die sich nur durch gegenseitige Auslöschung befrieden lassen.
Ich bitte alle Menschen, die glauben, sie bekämpfen den Islamismus indem sie Frauen mit Kopftuch anspucken oder gegen Flüchtlingslager demonstrieren, darüber nachzudenken, dass sie sich zum Handlanger von DAESH machen und den Terroristen dabei helfen, die ihnen verhasste Grauzone zu zerstören.
Es gibt Mittel und Wege sich DAESH auf allen Ebenen wirklich entgegen zu stellen und je mehr Menschen das tun desto besser.
Die Politik
Eine Reaktion ist, die die damals der norwegische Premierminister Jens Stoltenberg auf die Breivik Morde gegeben hat (Breivik übte ja genau den gleichen faschistischen Terror und Angriff auf die Grauzone aus, wie die Islamisten).
„Norway will stand firm in defending our values and our open, tolerant and inclusive society. The Norwegian response to violence is more democracy, more openness and greater political participation."
Allerdings ist die derzeit vorherrschende Reaktion in Europa diese:
„Um fanatische Freiheitsfeinde, Frauenverächter, Antisemiten, Schwulenhasser und Antidemokraten abzuwehren, wählen wir fanatische Freiheitsfeinde, Frauenverächter, Antisemiten, Schwulenhasser und Antidemokraten an die Macht.“
von Berhard Torsch heute so zielgenau auf den Punkt gebracht.
Zwei gewaltbereite reaktionäre Lager, genau wie es im Brief an den Weihnachtsmann von DAESH geschrieben steht.
Ja, wir stehen vor einer neuen Bedrohung und ja unsere Polizei wird mehr Mittel brauchen um damit umzugehen. Allerdings bezweifle ich, dass mehr Überwachung und Einschränkung der Bürgerrechte diese Mittel sind. Es sind billige Mittel, zweifelsfrei. Was es aber wirklich braucht, sind nicht neue Befugnisse, sondern mehr Geld.
Um die mafiösen Strukturen der Islamisten zu überwachen und zu zerstören braucht es Beamte, die das Milieu wirklich verstehen und auch die entsprechenden Sprachkenntnisse besitzen. In die Terrormoschee in Graz hätte sich jeder reinsetzen können, der die Sprache versteht. Passiert ist es nicht.
Auch im Umgang mit Belastungszeugen muss man an den Umgang mit der italienischen Mafia denken. Es braucht Zeugenschutzprogramme und Anzeigen aus der Szene müssen extrem ernst genommen werden.
Austiegshilfen aus dem islamistischen Milieu müssen angeboten werden. Da es sich dabei um stark patriarchale Strukturen handelt, spielen hier Frauenhäuser eine große Rolle, die ja lustigerweise genau die FPÖ verbieten will „weil sie die Familie zerstören“.
Es gibt zahlreiche Berichte auch von Flüchtlingen, über Übergriffe und salafistische Rekrutierer die dort ihr Unwesen treiben. Denen muss nachgegangen werden, schnell und gründlich.
Das ist mit Sicherheit teurer als neue Gesetze, die einfach pauschal jeden draußen halten, aber das wird uns unsere Menschlichkeit, Freiheit und Sicherheit wohl hoffentlich wert sein.
Der Einzelne
Der Einzelne kann nichts Besseres tun als Dialog aufzumachen. Dafür zu sorgen, dass Schweigemauern erst gar kein Fundament finden. Mit Muslimen im Bekanntenkreis über den Terror zu reden. Über die kulturellen Konflikte. Über den Rassismus. Meiner Erfahrung nach funktioniert das wesentlich besser als betretenes Schweigen und schiefes Anschauen.
Es wird auch den Menschen aus den islamischen Ländern nicht erspart bleiben mehr in Dialog zu treten. Die Stimmen der Menschen aus diesen Ländern (ob es Muslime oder Anders und Nichtgläubige sind) sind schon jetzt die wichtigsten und ernstzunehmensten (ich denke da an Menschen wie Necla Kelek, Seyran Ates, Shirin Ebadi, Hamed Abdel-Samad und viele andere). Sie dürfen nicht zulassen, dass Extremisten für den Islam und schlimmer für ganze Volksgruppen sprechen.
Die meisten Musliminnen tragen beispielsweise keine Kopftücher, aber vertreten werden sie stets von Kopftuchträgerinnen. Das muss aufhören und es ist gleichzeitig extrem schwierig. Denn natürlich liegt es in einer Natur einer Religion, dass diejenigen, die sie fanatischer verfolgen, in ihr aufsteigen. Darum ist es besonders wichtig das säkulare und auch einfach unreligiöse Menschen mehr Gehör finden. Wofür wir kämpfen müssen, wenn wir den DAESH wirklich den Gar ausmachen wollen, ist eine Vergrößerung der verhassten Grauzone.
Im Grunde bin ich so naiv zu glauben, dass die meisten Menschen Tod und Terror zum Kotzen finden, so schwierig kann es also nicht sein.