Ich bin mir nicht sicher wie viele Menschen im deutschen Sprachraum überhaupt den Titel meines Posts verstehen, daher erst mal eine kurze Erklärung. Die Hugo awards werden jedes Jahr am Word Science Fiction Convention (Worldcon) verliehen wird. Ein Hugo ist neben dem Nebula award die größte Auszeichnung, die ein fantastisches Buch erhalten kann. Den Preis gibt es seit 1953 und seit ich 12 war und meinen ersten Roger Zelazny Roman gelesen habe, hat ein Hugo auf dem Cover eines Buches für mich immer bedeutet, dass ich ein ganz besonderes Buch in Händen halte.
Die Hugos werden in zahlreichen Kategorien vergeben, die Königsdiziplin ist der Roman, aber auch Kurzromane, Kurzgeschichten, Magazine, Verleger, Comics und Fan-Arbeiten werden ausgezeichnet. Dabei ist es so, dass jeder der den Worldcon unterstützt (mit min. 40$) zunächst Kandidaten nominieren kann. Die 5 meistnominierten Kandidaten stehen dann in jeder Kategorie zur Wahl und der Preis wird am Worldcon verliehen. Bei dieser Wahl kann auch mit No Award gestimmt werden und wenn die No Award Stimmen bei dem Siegerbuch überwiegen, wird der Preis in dem Jahr nicht vergeben.
Bisher war es oft so, dass nicht extrem viele Leute nominiert haben, auch wenn bei der Abstimmung zum Schluß eine rege Beteiligung herrschte. Nach wie vor ist der Hugo eine Auszeichnung, die in der Welt der phantastischen Literatur viel Gewicht hat und für mich persönlich war er immer ein großes Qualitätsmerkmal. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass die Hugos mit den Lesern gewachsen sind.
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Was hat das jetzt alles mit traurigen Welpen zu tun? Nun, 2013 hat sich eine Organisation von rechtskonservativen Schreibern und Fans gebildet, die sich selbst "Sad Puppies" nennen und die lauthals den Verfall der Science Fiction durch Einflüsse von Linken, Liberalen, anderen Ethnien, Frauen und Homosexuellen beklagen. Ähnlich wie Gamergate finden sie, dass ihr Hobby nur für weiße heterosexuelle konservative Männer sein sollte.
Dieses Jahr hat diese Bewegung sich mit Gamergate assoziert und über diverse Social Media Seiten Lobbying für eine bestimmte abgesprochene Nominierungsliste betrieben. Natürlich haben sich auch davor schon Leute für die Nominierung ihres Lieblingsbuches für einen Hugo eingesetzt, aber nicht für eine ganze Liste und aus politischer Motivation heraus. Viele Leute, die die Bücher gar nicht gelesen hatten, haben die Sad Puppies Liste nominiert um den "Social Justice Warriors" (eine Wortschöpfung mit der die Sad Puppies alle bezeichnen, die nicht ihrer Meinung sind) eins auszuwischen.
Dank des vorher nie dagewesenen Block Wählens der Sad Puppies ist diesjährige Shortlist von Sad Puppies Kandidaten dominiert. Viele Unterstützer des Worldcons sind erst jetzt auf das organisierte Nominierungsverhalten aufmerksam geworden und werden dieses Jahr wohl mit No Award stimmen.Ich finde die ganze Sache irrsinning traurig und sehe wie ein guter Preis dieses Jahr vermutlich aufgrund einer konservativen politischen Agenda vor die Hunde geht, weil er nicht mehr das von der breiten Masse der Sci Fi fans getragene Phänomen ist, dass er früher war.
2012 beispielsweise hat ein Buch gewonnen, dass den Sad Puppies wohl ein Dorn im Auge ist. "Among Others" von Jo Walton ist ein vielschichtiger Fantasyroman in dem es um ein heranwachsendes Mädchen geht, das in einer Welt volle Feen und magischer Kräfte aufwächst, bei der man sich nie sicher sein kann, ob sie nun echt sind, oder ihrer Einbildung entspringen. Gleichzeitig geht es darum wie sie immer mehr fantasitsche Literatur der alten Schule verschlingt und Kraft aus Zelazny, Asimov, Delany und all den anderen alten Meistern der Science Fiction schöpft. Ich hatte das Buch gekauft, weil es den Hugo bekommen hatte und war komplett hingerissen. Schon lange hatte ich nichts mehr so orignelles gelesen, dass meine Liebe zu Büchern so genau am Nerv getroffen hat.
Wenn es aber nach den Sad Puppies geht, sind solche Bücher nicht erwünscht. Nicht klassisch genug. Geht nicht um starke Männer, schöne Frauen und Raumschiffe (genau das beklagt einer der Sad Puppies Initiatoren auf seinem Blog). Wen interessiert es schon, dass viele Menschen Science Fiction lieben, gerade weil es so ein aufgeschlossenes Genre ist, in dem ständig neue Ideen und Gesellschaftsformen durchgespielt werden.
Ich finde es sehr schade was dieses Jahr passiert ist und kann nur hoffen, dass nächstes Jahr mehr Fans aus der breiten Basis nominieren werden, um so ein Debakel zu verhindern und den Hugo als Preis für alle Fans zu erhalten.
Wer sich für die Thematik interessiert, aber nicht direkt in einen mit sehr harten Bandagen geführten Online Krieg reinlesen möchte, dem sei der Blog von Game of Thrones Autor George R. R. Martin (http://grrm.livejournal.com/417521.html) ans Herz gelegt, wo er sich als langjähriger SciFi Fan und Hugo Gewinner mit den Vorfällen auseinander setzt.
ETA: Von seinem neuesten Beitrag konnte ich auch noch lernen, denn offenbar ist das nicht das erste mal, dass so etwas passiert ist. Scientology hat 1987 Stimmen für L. Ron Hubbard gekauft, obwohl natürlich kaum jemand von denen wirklich am Worldcon teilgenommen hat.