Vergewaltigung – Wieso es immer noch kein Verbrechen wie jedes andere ist.

Eigentlich möchte man meinen, es wäre nicht so schwer mit einem Verbrechen gegen Leib, Willen und Seele eines anderen Menschen umzugehen. Bei anderen Verbrechen ist es für uns ganz selbstverständlich, dass der Täter bestraft und das Opfer weitgehend in Ruhe gelassen wird. Nur nicht bei Vergewaltigung.

Nimmt man ein Delikt, dass nicht so einen starken Genderfaktor hat, zB Raub, zum Vergleich, wird einem die Schieflage schnell bewusst.

Jemand geht gut gekleidet, am Ende betrunken, durch eine dunkle Gasse, spät des Nachts und wird ausgeraubt. Nun wird manch einer sagen: „ja, was geht der auch so spät nachts in dem Armani Anzug betrunken raus“, genauso wie vielen Vergewaltigungsopfern ein kurzer Rock oder ein aufreizender Lippenstift vorgehalten wird. Aber im Gegensatz zu Vergewaltigungen, käme bei dem Taschendieb niemand auf die Idee, den Täter deswegen von jeder Schuld frei zu sprechen.

Niemand käme an und würde sagen: „Die schöne Uhr, da konnte er ja nicht anders als zugreifen.“

Niemand käme an und sagt: „Der war doch betrunken, und der spendet immer wieder mal dem roten Kreuz, vermutlich hat er dem armen Kerl die Uhr einfach geschenkt und nun will er sie zurück und ihn beschuldigt falsch.“

Niemand käme an und sagt: „Der hat sich doch gar nicht gewehrt. Sicher hat er ihm die Uhr geschenkt.“

Niemand käme an und würde sagen: „Nein, Diebstahl können wir nicht unter Strafe stellen, sonst könnte ja keiner mehr Geschenke annehmen, weil hinterher jemand behaupten könnte, man habe sie gestohlen.“

Niemand würde klagen, wie rachsüchtig man doch wäre, weil man den Taschendieb angezeigt hat und damit seinen Ruf beschädigt.

Derlei Unsinn können sich nur Vergewaltigungsopfer anhören.

Einen Taschendieb könnte auch nicht mit der Solidarität von tausenden von Nicht-Dieben rechnen, die sagen, er konnte halt nicht anders. Ein Taschendieb kann nicht damit rechnen, dass er mit der Aussage „das hat er mir geschenkt“ durchkommt. Ein Taschendieb kann nicht damit rechnen, dass die Legislatur mehr darauf abziehlt ihn zu schützen, als sein Opfer.

Warum kann es ein Vergewaltiger?

Wieso gibt es da bestimmte Gruppen von Männern, die derart massive Solidarität mit Vergewaltigern zeigen, dass man sich nur noch wundern kann. Kann es sein, dass es da eine Gruppe Männer gibt, die immer noch auf einer tiefen Ebene glauben, sie hätten ein Recht auf zur Verfügung stehende Frauenkörper? Die nie gelernt haben, wie man mit einem Menschen einvernehmlich Sex hat und immer noch glauben Frauen entweder überwältigen oder austricksen zu müssen um Sex zu haben? Die finden, wenn sie es geschafft haben, die Frau betrunken genug zu erwischen, dass sie sich nicht körperlich wehrt, ist es ihr gutes Recht, ihren Willen einfach zu übergehen? Die finden, dass es komplett unzumutbar ist, sich im Zweifel zu erkundigen, ob jemand einen sexuellen Akt möchte oder nicht? Die finden es ist komplett unzumutbar von jemandem abzulassen, wenn er nicht mehr wirkt, als könnte er vernünftige Entscheidungen treffen? Was treibt Menschen dazu ein Verbrechen zu verteidigen, dass sie wohl selbst nicht begehen würden (wenn ich jetzt mal wohlwollend davon ausgehe, dass die Zahl der Vergewaltigungsapologeten weit über jener der tatsächlichen Vergewaltiger liegt).

Kann es sein, dass manche es mögen, dass das Risiko der Vergewaltigung ständig über den Frauen schwebt? Denn selbst wenn sie selber nicht vergewaltigen, so ist es doch so ein schönes Druckmittel. Ein unterschwelliger Kontrollmechanismus. So sich eine Frau nicht der Geschlechternorm entsprechend benimmt, droht ihr Vergewaltigung. Nach dem Motto, wenn sie sich betrinkt/so anzieht/ so promiskuitiv ist und nicht vergewaltigt wird hat sie Glück gehabt, die braucht nicht glauben das wär ihr gutes Recht.

Korrektive Vergewaltigung ist ein Verbrechen mit dem vorallem Lesben auf der ganzen Welt zu kämpfen haben. Es trifft aber auch Feministinnen und generell jede Frau, die aufmuckt. Per social media werden massenweise Vergewaltigungswünsche und Drohungen abgesondert gegen Frauen, deren Meinung einem nicht passt. Männer bekommmen auch Morddrohugen, aber ohne sexuelle Gewalt als Garnitur. Das ist Frauen vorbehalten, die man zum Schweigen bringen will.

Dieser unerträgliche Zustand muss ein Ende finden. In vielen Ländern durch ein eindeutigeres schärferes Sexualstrafrecht, vorallem aber auch in den Köpfen der Menschen und im medialen Umgang. Niemand hat das Recht den Willen eines anderen Menschen zu übergehen, wenn es um dessen Körper geht.

Vergewaltigung muss endlich ein Verbrechen werden, wie jedes andere.

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