Gut…, man sitzt also in der warmen Stube und beobachtet, wie die Schneeflankerln vorm Fenster herumtänzeln.
Wenn man dann während dieser Betrachtungen auf die Idee kommt, sich Gedanken über die Menschen an der mazedonisch-griechischen Grenze zu machen, dürfte die Idee dahinterstehen, froh zu sein, dass einem dort nicht der Hintern abfriert.
Natürlich könnte man leicht dahingehend argumentieren, dass sie dort gar nicht darben müssten, weil man ja laut Medien Zelte bereitstellt, in denen man halbwegs vor Wind und Wetter geschützt sein soll. Und außerdem wird sicher niemand dem Hungertod preisgegeben, auch wenn man davon ausgehen kann, dass nicht unbedingt eine breitgefächerte Menüauswahl bereitgestellt wird.
Also wäre es nun ein Leichtes, sich keine weiteren Gedanken mehr zu machen, weil man als Normalsterblicher sowieso nur darauf warten kann, dass befugte Persönlichkeiten die Probleme unserer Welt lösen. Und diese gibt es sowieso zuhauf und man kann sich sogar aussuchen, welcher dieser Kapazunder das wirksamste Patentrezept ausstellt.
Ist es jene/r, die/der von einer Gefährdung der europäischen Ordnung spricht, weil The good old Europe nicht jeden Erdenbürger aufnehmen kann, weil sonst der Kontinent den Bach runterrinnt, oder jene/r, die/der mit einer solchen Zuversicht in die Zukunft blickt, die uns weismachen kann, dass eine Völkerwanderung immer wieder vorgekommen ist, weil die Menschen eben stets auf der Suche nach Verbesserung ihrer Lebenssituationen sind.
Verflixt und zugenäht!
Einerseits wollen wir doch selber stets das Beste für uns, andrerseits warnt sogar schon ein bekannter deutscher Philosoph mit holländisch klingendem Namen, dass es keine moralische Pflicht zu Selbstzerstörung gibt, die geschehen könnte, wenn die ganze Welt in sein Heimatland einreisen möchte.
Und wie es nicht nur bei oberflächlicher Betrachtung aussieht, wollen tatsächlich Millionen kommen, weil sie in speziellen Ländern eine Zukunft sehen, die sie sich in ihrem ursprünglichen Zuhause nicht mehr vorstellen können. Dass es Bomben sind, die zur Flucht verleiten, kann man verstehen, doch schwerer tut man sich, wenn man hört, dass viele migrieren, weil sie ihre Lebensbedingungen verbessern möchten.
Aber ist es in Marokko, Algerien oder sonstwo tatsächlich so übel, dass man eine gefährliche Schinackel-Fahrt übers Meer in Kauf nimmt, um dann im Paradies mit Ambrosia verköstigt zu werden.
Höchstwahrscheinlich…, jedenfalls in der Vorstellung derer, die sich von den virtuellen Versuchungen einlullen ließen, in denen die perfekte Welt vorgegaukelt wird, die sich eben jenseits des Mittelmeeres befindet. Dass allerdings der Garten Eden nur deswegen blüht, weil jahrzehntelang ordentlich gegärtnert worden ist, entgeht vielen Träumern. Auch deswegen, da es an der Selbstreflexion fehlt, weshalb im eigenen Zuhause das Chaos herrscht.
Aber kann man jemandem vorwerfen, etwas nicht wissen oder verstehen zu können, wenn ihm gar nicht die Möglichkeit gegeben wurde, ein weiterblickendes Denken zu entwickeln? Wenn also Menschen, wie es in vielen Ländern der Erde geschieht, von der kritischen Bildung ferngehalten werden, können sie doch vieles nicht begreifen, was für uns als Selbstverständlichkeit gilt.
Dummerweise ist genau diese Diskrepanz dafür verantwortlich, dass man sich mit der Solidarität zu jenen, die dort unten im Griechenland im Schlamm sitzen, schwer tut. Hat man nicht schon reichlich Menschen aufgenommen, die sich mit Sicherheit nicht so leicht in die heimische Gesellschaft einfügen werden? Sind nicht die, die bereits da sind, genug, weil man sie ja auch durchfüttern muss? Besteht nicht die Gefahr, dass das Land an seine wirtschaftlichen Grenzen stößt und nicht mehr für seine eigenen Leute sorgen kann?
(Dass natürlich nicht jeder männliche Soloreisende ein potentieller Vergewaltiger ist, ist zwar klar, doch…)
Was aber wäre jetzt zu tun?
Die gängigste Methode besteht darin, einmal abzuwarten, wie unsere und die anderen europäischen Volksvertreter agieren. So haben wir zwei Möglichkeiten, entweder zu schimpfen oder zu applaudieren. Ob es uns jedoch selbst gelingt, eine Idee einzubringen, brauchen wir gar nicht zu hinterfragen, solange wir nicht selber die Schalthebel der Macht umlegen dürfen. Wenn aber…, ja dann würden wir…, dann würden wir!