Herbert Rosendorfer (1934-2012) zum Gedenken oder der Große Roman!
Kann es denn wahr sein, dass dieser Mensch, dessen Schaffenskraft eine unendliche schien, schon vor über zwei Jahren die Feder abgegeben hat? Ist es nicht eigentlich eine bodenlose Frechheit, dass wir nicht mehr, wie bis zum Jahr 2012, alljährlich auf einen neuen Roman, auf ein Theaterstück oder einen Erzählband warten dürfen? Ist es denn erlaubt, dass jener Schriftsteller, der nachgewiesen hat, dass Hitler eigentlich eine Frau gewesen ist, der uns gezeigt hat, weshalb Weckenbarth eine Ruine bauen musste oder weshalb Ballmanns Leid eigentlich eine Erlösung war, sich von dieser Welt verabschieden durfte, ohne uns den letzten, den ganz, ganz großen Roman hinterlassen zu haben.
Oder irre ich mich völlig und er hat so ein Buch geschrieben.
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Und das ist der Punkt. Rosendorfer schloss keines seiner Bücher mit einem wirklichen Punkt ab. Es ist immer ein Beistrich dagestanden, der uns aufgefordert hat, das nächste Buch in die Hand zu nehmen, um darin wieder völlig unter zu tauchen, etwa in Welten, wo Wahrheiten im buntesten Maskenkleide gezeigt werden. Sei es das Beispiel, wo der (?) Führer einen architektonischen Entwurf Schultze-Naumburgs mit einer riesigen öffentlichen Bedürfnisanstalt verglich und der Architekt fürderhin nur mehr Scheiße-Naumburg genannt wurde. Oder ist es der (Alb) Traum der Frisöre, wenn ein Bürgermeister von München dreimal am Tag rasiert werden muss, weil er aus einer Verbindung einer Prinzessin mit einem Gorilla entstammen könnte.
Dennoch werden in seinen Geschichten und Erzählungen die Wirklichkeiten niemals gänzlich verlassen. Im Gegenteil, es ist alles oft beklemmend wahr, weil die Christian-Webers selbst heute noch in einer Nacht der Amazonen um ein braunes Band reiten. Und auch wenn Anton L. seine Göttlichkeit entdeckt und die Menschheit re-materialisiert, bleibt es doch ein Traum zu glauben, dass den Menschen der Zugang zu schädlichen Naturkräften verwehrt werden könnte. Es wird immer gelingen Kerne zu spalten und Bomben zu bauen.
Rosendorfer war halt ein phantastischer Idealist. Sicher einer der Skurrilsten! Ist doch sein Opus von einer Bandbreite, wie bei keinem anderen Schriftsteller, welcher Zunge auch immer. Es haben nicht nur ein altkluger Dr. Jakobi oder der verblüffte Mandarin Kao-tai etwas zu sagen, auch der Franz Josef Schöninger, der „Bertl“ Moosgruber oder die Ilona und der Helmut Heinl leben sich mit seinen Worten in unsere Herzen hinein. Achtzehn Episoden der „Polizeiinspektion 1“ haben seine Liebe zu seiner langjährigen Wirkungsstätte München gezeigt. Sein juristischer Brotberuf hat ihm dabei sicher nicht geschadet!
Doch was macht diesen Rosendorfer so einzigartig?
Dass alles, was er geschrieben hat, irgendwie an Kompositionen erinnert? Vielleicht, …hat er uns Anfängern doch Bayreuth und Salzburg näher gebracht?
Dass er Dinge so sieht, damit selbst wir, die nicht so eine bezaubernde Phantasie haben, diese sehen können? Möglicherweise, …hat er uns nicht in jenen bayrischen Sportarten unterwiesen, die bei den Olympischen Spielen fehlen?
Dass er sich über die Parallelität der Welten hinweg setzt und niemals den Boden des subtilen Humors verlässt? Wahrscheinlich, …denn ohne ihr voriges Leben hätte Stephanie ihr eigenes gar nicht gefunden!
Oder zeigt sich alles viel einfacher? Rosendorfer liest sich einfach leicht, denn seine Worte verwandeln die Gedanken des Lesers in unendliche Rosengärten.
Und das Wissen, dass sein gesamtes Werk ein einziges, riesengroßes Buch universeller Lebensfreuden ist, kann uns die Trauer, dass auch 2015 kein neuer Rosendorfer erscheint, etwas nehmen (außer irgendein Nachlassverwalter findet doch noch einen Text). Denn in allen seinen Büchern hat er seinen ganz, ganz großen Roman geschrieben und man wird ein Leben brauchen, um diesen zu lesen. Und das wird ein schönes Leben sein!
Danke Herbert Rosendorfer, dass Sie für uns niemals gestorben sind…, nein…, niemals für uns Leser sterben können!