Gedanken zum S. C. (man kommt einfach nicht vorbei…)

Eine vorsichtige Enttäuschung macht sich breit, dass Pertti Kurikan Nimipäivät nicht das Finale des Song Contests erreicht haben. Mittlerweile weiß jeder, selbst der an diesem Event Desinteressierteste, dass hinter diesen schwer auszusprechenden Worten, eine beeindruckende Formation steht, welche trotz sogenannter geistiger Behinderungen Finnland und vielleicht auch dem Anliegen besonderer Menschen zum Sieg und zur notwendigen Aufmerksamkeit verhelfen sollte.

Nichts wurde draus! Obwohl wahrscheinlich eine stattliche Anzahl an Wettbüros gerade diese Band, als sicheren Gewinner sahen, weil sie als logischer Nachfolger eines Herrn/Frau Wurst auf ein andres wichtiges gesellschaftspolitisches Thema hinweisen könnte.

Doch weshalb kam es zu diesem Einschätzungsirrtum? Lag es eventuell an der Qualität der Musik, die dem Niveau eines so weltweit beachteten Musikwettbewerbs nicht entsprach? (An dieser Stelle muss leider der Autor dieser Zeilen einen Lacher setzen!) Oder könnten doch andere Gründe dafür sprechen, dass man vier sympathische Männer, die eine tadellose Bühnenshow abgeliefert haben, nicht in die Endausscheidung kommen ließ?

Mit Sicherheit! Nicht dass jemand irgendetwas dagegen gehabt hätte, Menschen mit Down-Syndrom das Siegertreppchen hinaufsteigen zu sehen. Im Gegenteil, ein gewaltiger Applaus von Publikum und Presse wäre sicher gewesen und viele Menschen, als Eltern oder sonstwie hätten eine Bestätigung erlebt, zu was für phantastischen Leistungen Personen fähig sind, die doch mit einem etwas schwereren Startnachteil auf diese Welt gekommen sind.

Nur ein klitzekleines Problem darf man dabei keineswegs vergessen. Man kann diese (sog.) Behinderten bewundern, ihnen Achtung entgegenbringen oder sogar lieben…, aber was wirklich schwierig, ja nahezu unmöglich scheint, ist eine Identifikation mit ihnen.

Das heißt natürlich nicht, dass jeder Bartträger mit dem Hang zum Bleistiftrock und BH sich nach Wurstens Sieg endlich in die Gesellschaft getraut hat, weil er wusste, dass nicht mehr über solche lächerlichen Kleiderzwänge gelästert und gelacht wird. Aber irgendwie gelingt es vielen, dem Thomas Neuwirth seine Qualitäten anzusprechen… und überhaupt, eine Kultfigur der Toleranz kann keiner Gesellschaft schaden. Schon gar nicht wenn diese vielseitig verwendbar und in Talk-Shows und auf der Bühne absolut herzeigbar ist.

Herzeigbar sind Pertti Kurikan Nimipäivät natürlich auch, doch bereits ein banales Fernsehinterview ist außerhalb des finnischen Sprachraums nur mit einem Dolmetscher zu bewältigen und auch, wenn es gerne nur in Nebensätzen erwähnt wird, die vier fröhlichen Männer benötigen eine 24 Stunden Betreuung…

So darf halt nicht sein, was grundsätzlich schön wäre! Ein/e Songcontestsieger/in muss in unserer heutigen Gesellschaft absolut vermarktbar sein, und darf keine zu starke Individualität mehr zeigen. Aber gerade durch diese scheinbaren Krankheiten sind diese vier Finnen ein wunderbares Beispiel dafür, wie man sich dem ungeheuren Druck eines Individualitätsverlustes zur Wehr setzen kann!!!

Durch ihren Auftritt haben sie gewonnen!!!

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Silvia Jelincic

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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