Für Gaza, Srebrenica, irgendwelche Muslimbrüder und überall dort, wo Andersdenkende/Andersgläubige verantwortlich gemacht, offen zum Abschuss freigegeben werden können, laufen sie, sobald der Marschbefehl (aus der Heimat) kommt, in Massen auf die Straßen, betreiben Gesinnungsterror, verbreiten nichts als Hass und Hetze, weil das eigene Dasein offenbar nur ein einziges, großes Fail darstellt. Bildung allerhöchstens Formsache, um sich begierig irgendeinen akademischen Wisch mit Titel einzustecken. Von ehrlichem, aufrichtigem, tiefergehendem Interesse am jeweiligen Fach oft kaum eine Spur, von denjenigen Teilen abgesehen, die in den Dienst schäbigster Ideologien wie religiös/nationalistisch motivierter Unterwanderungsgelüste gestellt, zur Verwirklichung feuchter Unterwerfungsfantasien gebraucht werden können (versuchen Nazis ebenfalls, um ein Gegenstück zu nennen). Geistige Entwicklung? Fehlanzeige.
Ich habe im Dunstkreis verrufener Wettbüros, abgefuckter Cafés, im Umfeld dreckiger Ghettostraßen Menschen getroffen, die, bei all ihrer angeblichen "Unbildung" intelligenter, warmherziger, barmherziger, bei weitem gerechtere Seelen sind als so manche (angehende) Akademiker, von denen zu viele ernsthaft glauben, dass sie mit Universitätsbescheiden gemachte Leute sind, statt einzusehen, dass es damit nicht endet, sondern erst wirklich beginnt. Die gibt's überall, aber bei uns Migrantenkindern/Orientstämmigen ist mir das doppelt schade: Werden doch gerade wir mit je einem Bein in einem Kulturkreis geboren, hätten besonders wir umso bessere Chancen auf ein Weltbürgertum, statt es als Zivilisationskampf aufzufassen, sodass wir uns unbedingt endgültig für eine Seite zu entscheiden hätten.
Verleugnet hingegen, fleißig unter den orientalischen Teppich gekehrt, werden das Millionen an Europäern und Afrikanern fordernde System Sklaverei muslimischer Freibeuter/Menschenhändler, der Völkermord an den Armeniern, Kurdistan (wo man, unter dem Vorwand der "Terrorbekämpfung", das Volk dieser Tage wieder einmal gehörig zur Ader lässt), Al-Anfal, Belutschistan, Darfur, das von Muslimen verursachte Martyrium der Jesiden; generell alles, was nicht ins Weltbild vom ewigen, unschuldigen Opfer passt. Dazu ein "Verständnis" von Fortschritt und Toleranz, welches bestenfalls(!) aus dem 16. Jahrhundert zu stammen scheint.
Religiösen und ethnischen Minderheiten steht ein Dasein zu, das zwischen "effektiv aus der Öffentlichkeit verdrängt" und "alltäglicher Hölle" schwankt -- vorausgesetzt, sie existieren überhaupt noch. Man verlangt von ihnen Unterordnung, Gehorsam, "Landestreue", für de facto kaum vorhandene Gegenleistung. Verrat, selbst bei Verdacht, führt zur Vernichtung, denn Macht verleiht Recht; eine Doktrin, die von ihren Trägern im Angesicht eines noch Stärkeren selbstverständlich kleinlaut revidiert wird. Der kleine, extremistische Anteil führt aus, der bei weitem größere, "konservative", spielt bereitwilligen Steigbügel, schaut weg, ganz genauso wie im Westen. Im Exil selbst in der Minderheit, verlangen sie umgekehrt alles an Rechten und darüber hinaus. Den "Ungläubigen" schmähen, gleichzeitig all seine Errungenschaften schamlos nutzen -- gesetzlich garantierte Rechte, Autos, Smartphones, Internet, Medizin, Flugzeuge, Bordelle. Es gibt sie also doch, die Schweine mit Halal-Zertifikat.
Ich komme aus der Brigittenau, einer im Norden Wiens gelegenen, traditionellen Arbeiterhochburg, bin überzeugter Lokalpatriot. Meine Umgebung atmet Geschichte: Direkt vor meiner Haustür wurde 1848 Robert Blum hingerichtet, wenige Minuten von mir wohnte Adolf Hitler drei Jahre lang; im Otto-Haas-Hof, wo ich sechs Jahre gewohnt habe, lebte der gleichnamige Widerstandskämpfer, den sie eines Tages für immer abholten -- das sind so Dinge, die ich mir permanent zu vergegenwärtigen versuche. Ich lasse mir von niemandem den Mund verbieten. Nicht von Nazis oder Kommunisten, nicht von Pfaffen, nicht von Islamisten/Möchtegern-Neo-Osmanen/terroristischen Grauen Kö-, äh, "Wölfen", nicht von dauerbeleidigten Kulturbereicherern. Mir unserer über Jahrhunderte mühsam erkämpften Freiheiten und Privilegien bewusst, für sie dankbar zu sein, diese erbittert zu verteidigen; das schulde ich nicht nur vorangegangenen Generationen, denen man dies alles vorenthalten, sondern genauso bis zum heutigen Tage tyrannisierten Minderheiten jeglicher Couleur.
(Es hat sich alles im Laufe der letzten Wochen und Monate angestaut. Akademische Ambitionen hielten mich ab. Es musste raus. Ähnlich wie Luther kann ich nicht anders. Ich habe, anders als vielleicht Nietzsche, keine Buchstaben, um auch Blinde sehend zu machen. Aber ich hab's immerhin versucht.)