Die Journalistin Isabelle Daniel meint: … „Denn FPÖ-Wähler haben auch Angst: vor Arbeitsplatzverlust, vor der rapide fortschreitenden Technologisierung, davor ihren Standard nicht halten zu können, davor überrollt zu werden. "Der Ausländer" ist "nur" der Sündenbock.“ Mit dem kleinen Bindewort auch wird die Aussage nicht falsch. Mit fällt dazu ein aber ein, der Sündenbock ist mir zu wenig.
- Ja, die FPÖ nährt sich nach wie vor von Vorstellungen und Haltungen vergangener Tage und trommeln es öffentlich: Wir sind die, die wahre Kultur in Österreich leben und schützen, wir sind die, die wissen, was die Menschen in Österreich und im deutschen Sprachraum wollen (und jeden Tag haben sie ein wenig mehr Recht es zu sagen), wir sind die. die die anderen, die euch Österreichern so armselig regieren, vor uns hertreiben, wir sind die, die um eure Sicherheit besorgt sind, … es gäbe noch viele dieser Haltungen, die durchaus von Seinerzeit auf unsere Zeit übertragen werden können, und das können sie gut.
- Oder, um es mit Arno Gruen („Der Fremde in uns“) zu sagen: „Die Pose wird zur einzigen Wirklichkeit solcher Menschen, und sie werden stets darauf bestehen, dass die Pose die einzige Wirklichkeit ist. Ihre Mitmenschen spielen das Spiel mit, da die Pose sie vor der Wirklichkeit ihres eigenen Schmerzes und Opferseins rettet. Das ist die Verknüpfung, die Volk und Herrscher miteinander verbindet und beide dazu bringt, sich gegenseitig zu unterstützen.“
- Der ÖVP hätte man bezüglich Wertvorstellung durchaus glauben können, wäre da nicht der damals noch bemascherlte Kanzler mit Haider und all seiner Gesinnung ins Bett gestiegen. Vielleicht hat er sich vor dem Beischlaf nicht ausführlich über den neuen Partner erkundigt. Aber tut man so etwas, Herr Schüssel? Gemeinsam haben sie nicht nur keine Lösungen gefunden, ja nicht einmal angestrebt, sie haben die Pose inszeniert und ich fürchte, in vielen Köpfen ist sie heute noch Wirklichkeit.
- Die SPÖ hat sich nach dem Verrat von 1934 nie mehr wirklich erfangen, auch wenn Kreisky in den 70ern den Verdacht aufkommen ließ: „Wir sind ein weltoffenes, demokratisches Kulturland“. Ich war Teil dieses Aufbruchs und bis zu den Widerwärtigkeiten der Diskussionen um Waldheim glaubte ich, die Arbeit an der österreichischen Katharsis hätte begonnen. Welch ein Irrtum. Die SPÖ hat bereits nach dem Krieg begonnen für ihr Klientel zu arbeiten, statt mit ihnen. Wenn das Sparschweinsystem, wie aus Mitgliedsbeiträgen und Zugehörigkeiten Sicherheit und Wohlstand „ausbezahlt“ werden, nicht mehr funktioniert, wenden sich die Sparer wieder der Pose zu und vertrauen jenen, die sie bestens spielen können. Wer einst einem Cap oder einem Gusenbauer vertraut hat, kann kaum Gründe finden, warum er oder sie diesen Versuch bei Faymann oder gar bei Nissl nochmals machen sollte.
Auch ich habe jetzt keine Alternativen eingebracht, ja. Ich habe auch keine und sie wären auch wieder nur für irgendjemanden gedacht und nicht mit ihnen erarbeitet und gelebt.
Ich habe nur einen Weg, der mir gefällt, auch wenn er mühsam ist:
- Beleben wir die vielen kleinen, überschaubaren Initiativen mit Beteiligung, Anteilnahme und Veröffentlichungen. Gerade Menschen in kleinen bis mittleren Orten haben bisher schon „ihre Flüchtlinge“ verteidigt, bis hin zu zivilem Ungehorsam. Bravo.
- Sehr oft sind es dieselben Personen, die in ihrem Umfeld auch für eine saubere Umwelt, für demokratische Entscheidungen und dem Wohl der Kinder eintreten.
- Menschen, die sich ausreichende Bildung aneignen konnten, um hinter die Strategie der Konzerne und deren zuarbeitenden Staaten zu schauen, stehen auf gegen TTIP, lassen wir sie nicht alleine, sie wollen ein gerechteres System, die Fremdbestimmung zuminest eindämmen, auch bei uns.
- Und schließlich: Die vielen, vielen Basisinitiativen in Ländern, deren BewohnerInnen in unvorstellbarer Armut leben und damit den grausigen Flüchtlingsstrom weiter füllen werden, sie brauchen unsere persönliche, aber mit unserm Druck auch staatliche Unterstützungen, wenn wir nachhaltige Veränderungen wollen. Das Wort der zivilen Verteidigung, so zynisch es hier klingen mag, heißt in diesem Zusammenhang, die Bedingungen, die zur Flucht führen, zu verändern. Einschnitte dürfen auch bei uns spürbar werden, aber sie müssen für die Zielgruppen Veränderungen im Sinne einer positiveren Zukunftsaussicht bringen.