Der US-deutsche Manager und Multimillionär Nicolas Berggruen erhielt vor einigen Tagen internationale Medienpräsenz, weil er zwei Kinder bestellte. Ja, bestellte, anders kann ich es nicht bezeichnen, wenn ein Mann – Medien zufolge einer der begehrtesten Singles der Welt – Samen hergibt und Mütter „leiht“.
Im März gebaren zwei Frauen in Kalifornien jeweils ein Kind für ihn via künstlicher Befruchtung. Dabei werden einer Frau Eizellen entnommen und in einer Petrischale befruchtet. Anschließend werden zwei bis drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Neun Monate später ist das Baby da.
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„Ich bin Mutter und Vater“
Berggruens Kinder wohnen laut New York Times weder bei ihren Müttern noch bei ihrem Vater. Die Säuglinge sollen gemeinsam mit einem Kindermädchen in einer Wohnung unter der von Berggruen aufwachsen, der sich eigens dafür ein Anwesen in Kalifornien gekauft hatte. Auf die Frage, wer denn die Mutter sei, antwortete der 54jährige: „Ich. Ich bin die Mutter und der Vater.“ Wie er diese Doppelbelastung wahrnehmen kann, wenn er nicht einmal in derselben Wohnung mit seinen Kindern wohnt, ist mir ein Rätsel.
In Deutschland ist dieses Modell der Leihmutterschaft verboten. Bestraft werden „Mutter“ und „Vater“ allerdings nicht, sondern nur der behandelnde Arzt. Die Mutter eines Kindes ist in Deutschland „die Frau, die es geboren hat“. So steht es im Bürgerlichen Gesetzbuch. So schnell wird sich das auch nicht ändern. Doch die Gesellschaft wird sich in naher Zukunft damit befassen müssen.
Reaktionär: Vater, Mutter, Kind
Längst gibt es „alternative“ Familienmodelle. Die Welt am Sonntag zählte auf: Stieffamilien, Adoptivfamilien, Pflegefamilien, Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien und so fort. Traditionelle Familien bestehend aus Vater, Mutter und Kind gelten als altmodisch, reaktionär, irgendwie Nazi.
Dabei wußten schon die Verfassungsväter, wie wichtig die Familie ist. In Artikel 6 des Grundgesetzes steht: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“ Dieser Schutz gilt auch umgekehrt: Ehe und Familie bilden einen besonderen Schutz vor dem Staat. Wer länger in der Obhut seiner Eltern aufwächst, entzieht sich staatlichen Einflüssen in Kita und Schule.
Vor kurzem ist es britischen und US-Wissenschaftler gelungen, Embryonen im Labor wachsen zu lassen. Konkret setzten sich die rund eine Woche alten Embryonen statt in einer Gebärmutter in einer synthetischen Substanz fest. Die Wissenschaftler beobachteten das Wachsen zwei Wochen lang. Noch sei eine Ektogenese, das Heranzüchten eines Kindes außerhalb des Mutterleibes, nicht möglich, betonten die Wissenschaftler. Doch das ist nur eine Frage der Zeit und des Geldes.
Der Staat schafft Kinder
Was das für Folgen haben könnte, ist klar und klingt wie eine Dystopie: Der Staat erzieht nicht nur Kinder, er „schafft“ sie. Von Tag eins in ihrem Leben stehen sie unter seiner Obhut. Ein Albtraum. Umso wichtiger ist es, sich nun mit dem technischen Fortschritt auf dem Feld der künstlichen Befruchtung zu beschäftigen. Die Politik hinkt der Technik ohnehin meist hinterher.
Für die einen ist die künstliche Befruchtung ein Himmelsgeschenk und ermöglicht ihnen, endlich ein Kind zu bekommen. Für die anderen ist sie längst zu einer Art Kauf-Entscheidung und Aufputschung des Lebensfeeling verkommen. „Ich habe Lust auf ein Kind, aber selber machen will ich es nicht, geschweige denn eine passende Partnerin dafür zu finden – Liebe und Verantwortung schon gar nicht.“ Gedanken dieser Art gehören leider schon jetzt dazu.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors.