An sich ist es eine gute Idee, ein Gütesiegel zu haben, das österreichische Qualität signalisiert. Doch ich glaube, dass KonsumentInnen mit dem AMA-Gütesiegel verbinden, dass es deutlich über den europäischen Mindeststandards liegt, die auch in nicht so umweltbewussten Ländern gelten.

Im Bereich der Hühner und der Eierproduktion, beim Geflügel, ist das auch so. Da garantiert das AMA Gütesiegel, auch dank der UmweltschützerInnen, eine Tierhaltung weit über den Mindeststandards. In Österreich ist die Käfighaltung von Legehennen verboten. Auch das Schnabelkupieren der Legehennen wird in Österreich nicht mehr praktiziert. Und in der Hühnermast dürfen nur bis zu 30kg/m2 Stallfläche gehalten werden (EU bis zu 42kg/m2). Bei den Puten dürfen in Österreich bis zu 40kg/m2 Stallfläche gehalten werden. In der EU gibt es für Puten überhaupt keine Mindeststandards. Bei der Geflügelhaltung ist Österreich wirklich Europaspitze.

In allen anderen tierischen Produktionen schaut es wesentlich schlimmer aus. Aber auch diese tragen das AMA-Gütesiegel.

Milch: Das neue Tierschutzgesetz erlaubt nach wie vor die 365-Tage-24 Stunden-Anbindehaltung von Rindern. Je nach Molkerei werden ca. drei bis 10 Prozent der AMA-Gütesiegel-Milch unter diesen tierquälerischen Bedingungen erzeugt. Genau weiß das derzeit niemand. Es wird sogar bis ins Jahr 2019 dauern bis man überhaupt erhoben hat, wie viele Rinder in Österreich nach wie vor 365 Tage im Jahr 24 Stunden lang angebunden sind. Denn das neue Tierschutzgesetz, das noch die alte Regierung durchgedrückt hat, verlangt nur die Erhebung dieser Betrieb. Nicht einmal der Neubau solcher Ställe ist verboten worden. Aber auch in Laufställen ist nicht verpflichtend, dass Milchkühe Zugang zu natürlichem Licht oder natürlicher Luft haben müssen. Weder Zugang zu Auslaufflächen noch Zugang zu Weideflächen gehören zu den Mindestanforderungen für das AMA-Gütesiegel. Nur in der Werbung schaut das ganz anders aus...

Rindermast: Auch hier können Rinder in permanenter Anbindung gehalten werden, wobei gerade diese Jungtiere einen hohen Bewegungsdrang hätten. Die Mast auf Vollspaltenböden ohne jede Einstreu ist möglich. Ein 650 kg schwerer Stier lebt in diesem Fall auf 2,7 m2. Erst über 650 kg werden einem solchen Stier dann drei Quadratmeter zugebilligt. Damit sich die Tiere in diesen Vollspaltenboxen nicht gegenseitig an den Schwänzen verletzen, können diese amputiert werden. Einer Auszeichnung mit dem AMA-Gütesiegel tut dies keinen Abbruch.

Zuchtsauenhaltung: Die Fixierung der Sauen im Kastenstand vor und nach der Geburt ist nach wie vor möglich. Solche Stallsysteme dürfen auch nach wie vor installiert und in Betrieb genommen werden.

Mastschweine: Die Haltung auf Vollspaltenböden ohne jegliche Einstreu ist für Schweine eine einzige Tierquälerei. Diese Tiere wären in der Natur mit ihrem empfindlichen Rüssel und ihrem guten Geruchssinn acht bis zehn Stunden täglich auf Futtersuche am Boden und im Boden. So haben sie Betonspalten und die aus der darunter liegenden Gülle aufsteigenden Gase. Hier gibt es das AMA-Gütesiegel für den untersten europäischen Mindeststandard. In Dänemark ist der Bau solcher tierquälerischen Ställe gar nicht mehr erlaubt. In Österreich aber gar kein Problem - und das AMA-Gütesiegel gibt es noch dazu.

Alexas_Fotos/pixabay

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