Österreich und in etwas anderem Maßstab auch Europa können im regionalen und globalen Wettbewerb der Landwirtschaft nur auf eines setzen: Qualität. Um Auswüchse ins Negative zu verhindern, hätte es gerade beim soeben beschlossenen neuen österreichischen Tierschutzgesetz dabei aber mehr Einsatz gebraucht.
Da wäre zum einen die Anbindehaltung von Rindern. Da wäre die Haltung von Kühen. TierschutzützerInnen und KonsumentInnenTierschützerInnem und jedeR KonsumentIn müssten wissen, dass es grausam ist, Rinder 365 Tage im Jahr angebunden zu halten. Das hätte sich ändern sollen. Aber im neuen Gesetz steht stattdessen eine Ausnahme drin. Es ist weiterhin erlaubt, wenn das Tier gefährlich ist. Dafür kann man noch etwas Verständnis aufbringen, oder? Allerdings nur, wenn das beispielsweise ein Amtstierarzt bescheinigt. Im Gesetz heißt es aber, dass das der Landwirt selber entscheiden kann. Das wäre in etwa so, als ob der Raser auf der Autobnahn selbst entscheidet, ob er mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren ist oder nicht.
pixabay Gefährlich oder nicht?
Und so ist es bei vielen Dingen. Tierschutz-Bestimmungen sind zwar im Gesetz enthalten, aber es oft Ausnahmen. Und hier lauert die Gefahr. Denn eine Nivellierung nach unten bei den Standards drückt Preis UND Qualität. Viele Abgeordnete im Parlament, aus fast allen Parteien, haben sich für mehr Tierschutz ausgesprochen. Die ÖVP als Bauernpartei hat aber die Ausnahmen durchbekommen. So wie sie fast alles durchkriegt, auch wenn die SPÖ zunächst dagegen ist.
Es ist aber eben ein Trugschluss zu glauben, dass die weiterhin mögliche, billige Fleischproduktion den Bauern helfen wird. Wie ist denn die heimische Landwirtschaft strukturiert? Sehr kleinteilig. Das gilt wie gesagt auch für Europa. Oder denkt jemand, ein Bauer aus Frankreich, dem Saarland oder dem Waldviertel kann mit süd- und nordamerikanischen, ukrainischen oder russischen Bauern mithalten? Abgesehen von dem Punkt, dass auch die KonsumentInnen immer weniger Lust auf billig produziertes Fleisch und auf Industrietierhaltung haben.
Doch die Ausnahmen hören da ja nicht auf. Jäger dürfen nach wie vor Tiere zum Abschuss, also zum Gaudium betuchter JagdgesellschaftenSpaß, aussetzen. Die Voraussetzung ist, dass diese nicht lebensfähig wären. Wie überprüft man das? Na eben durch aussetzen und abknallen. Raten Sie mal, wer dafür verantwortlich ist?...
Es bräuchte endlich einmal ein echtes Bekenntnis aller Bauern und der Politik zu echter, guter und nachhaltiger Landwirtschaft, die auch per Gesetz geregelt ist. Das ist zwar etwas teurer für die KonsumentInnen, aber erstens, aber nicht in dem Ausmaß, dass sich ärmere Menschen gar kein Fleisch mehr gönnen und zweitens, weil wir Fleisch eben nicht wie Autos produzieren sollten.