Ich bin überzeugt davon, dass die Grünen eine Zukunft haben. Die Zukunftsfrage ist nach wie vor die gleiche wie damals bei der Gründung: Ökologie und das Überleben auf diesem Planeten. Ohne Zweifel wird diese Frage noch an Aktualität gewinnen, auch wenn bereits jetzt immer mehr Menschen aus ökologischen Gründen ihre Heimat verlieren. Dürrekatastrophen, Wassermangel und durch den steigenden Meeresspiegel vom Untergang bedrohte Inseln – die Wetterextreme nehmen zu.
Bei uns ist das ein bisschen schaumgebremst, aber wir merken das auch. Ich kann mich erinnern als ich ein Kind war, waren alle total aus dem Häuschen, wenn es im Sommer einmal mehr als 30 Grad hatte. Jetzt nähern wir uns oft der 40 Grad-Marke. Dass es oft mehr als 30 Grad hat, ist bereits normal geworden. Unsere Pflanzen sind aber nicht darauf eingestellt, unsere Tiere sind nicht darauf eingestellt, unsere Landwirtschaft ist nicht darauf eingestellt. Jetzt spricht man schon darüber, Donauwasser zur Bewässerung des Marchfelds zu verwenden.
Ein Problem der Grünen ist, dass man immer versucht hat, allen Erwartungen zu entsprechen und bei allen Programmen und Lösungsansätzen immer perfekter zu werden. Da gibt es ausgearbeitete Konzepte zu allen möglichen Dingen, auch abseits der grünen Kernthemen. Ich denke, dass es durch die Finanzknappheit ein Gebot der Stunde ist, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Denn bisher gab es zwar eine perfekt funktionierende Maschine, die hat sich aber immer wieder in Details verloren.
Allgemeinen Themen wie die „Ehe für Alle“, wobei ich natürlich gegen jede Diskriminierung bin, haben sehr viel Raum eingenommen. Wenn es im Naturschutz oder Tierschutz massive Übergriffe gab, wie bei den Zieseln beim Heeresspital in Wien, bei dem umkämpften Kraftwerksprojekt in der Schwarzen Mur in der Steiermark oder bei bedrohten, noch halbwegs unberührten Berglandschaften in Tirol, waren wir zu leise. Der aktionistische Aspekt ist zu kurz gekommen. Es hat schon lange niemand mehr Baumaschinen oder der Polizei in Umweltfragen getrotzt. Man kann mit Grips und Intelligenz Formen finden, dass man gerade bei den Umweltthemen wieder stärker gehört wird. Das wird auch so kommen müssen!
Ich selbst werde in egal welcher Rolle, vermutlich hinter den Kulissen, schauen, dass das wieder läuft. Es muss eine starke Konzentration auf Umweltthemen geben und durchaus harte Widerstandsprojekte.
Ein ebenso wichtiges Thema ist die soziale Ungleichheit. Gegen jene, die ein dickes Bankkonto haben und sich über jede Vorschrift hinwegsetzen. Die wirtschaftlich Brutalen haben ein Bündnis mit den politisch Mächtigen geschlossen, während der kleine Mann ständig kontrolliert und überwacht wird. Wir müssen den Mächtigen auf die Finger schauen!
Man fragt dann immer, wer soll das alles bezahlen? Bio-Essen in der Schule zum Beispiel. Es sollen jene bezahlen, die heute ihr Geld auf die Cayman Islands verschieben, denen gehört es weggenommen. Ich frage mich, was mit den Daten-CDs der großen Steuersünder aus der Schweiz passiert ist? Die sind auch nach Österreich gelangt. Seither ist Schweigen im Walde. Die Verteilungsgerechtigkeit muss auch ein Thema der Grünen sein. Denn ein Arbeiter, der nicht viel verdient, eine Alleinerzieherin oder eine Mindestpensionistin kann sich keine ökologischen Produkte kaufen und damit gesünder leben. Das ist auch eine Bildungsfrage, die müssen wir genauso wie die Umweltfrage angehen.
Umweltschutz mit diktatorischen Mitteln umzusetzen ist nicht mein Ziel. Das muss von der Mehrheit gewollt werden. Da geht es nicht nur um uns, sondern um die Zukunft von künftigen Generationen.