Wiener Tierschutzverein
Noch immer bedrohen Gift-Aktionen gegen kleine Nager nicht nur das Ökosystem, sondern vor allem freilebende Kleinraubtiere und auch Haustiere. Katzen und Hunde fallen den heimtückischen Giftködern oft genauso zum Opfer wie Füchse, Marder oder Raubvögel. Früher hat man am Land in Bereichen, wo Lebensmittel oder Getreide gelagert wurden, ein Pfeilgift eingesetzt, das die inneren Organe auflöst. Das Tier stirbt langsam an inneren Blutungen, was angeblich schmerzlos sein soll. Ich glaube aber, dass das nicht so ist.
Mittlerweile sind einige Ratten- und Mäusestämme gegen die alten Gifte immun geworden, Köder essen sie also quasi zum Nachtisch. Deshalb sind Gemeinden dazu übergegangen, stärkere Gifte zu verwenden, die aber nach wie vor alle auf Pfeilgift basieren. Während früher Tiere innerhalb einer Woche gestorben sind, wirkt es nun innerhalb von ein bis zwei Tagen. Es wird in dieser kurzen Zeit kaum mehr Gift im Körper der Opfer abgebaut. Wenn Vögel wie Falken oder Bussarde dann verendete Mäuse, Ratten oder andere Nager fressen, bekommen sie so eine hohe Dosis ab. Doch die reicht nicht aus, um sie zu töten, sondern sie überleben mit z.B. Leberschäden und bleiben dauerhaft behindert. Das betrifft natürlich auch Haustiere, die solche Kadaver fressen.
Wir bekommen deshalb viele Beschwerden, die Menschen haben Angst um ihre Haustiere.
Diese Praxis ist unvernünftig.
In Niederösterreich gibt es für Kleinräuber wie Füchse, Marder, Mausmarder, Iltisse oder Hermeline gar keine Schonzeit. Man darf also auch weibliche Tiere, Muttertiere, die zu dieser Zeit garantiert Junge im Bau haben, abschießen. Ich halte das für verfassungswidrig, auch wenn das Jagdrecht eigentlich Landessache ist. Denn wenn man Füchse oder Marder so abschießt, dass im Bau Junge elend verrecken, dann ist Tierquälerei – und das ist ein Bundesgesetz. Tierquälerei ist durch das Jagdrecht nicht gedeckt.
Was wir wollen ist eine Schonzeit für alle Tiere, also auch für kleine Raubtiere. Vor allem für Mausmarder, die die natürlichen Feinde von Ratten und Mäusen sind. Würde man diesen Bestand nicht ständig dezimieren, hätten wir ein ökologisches Gleichgewicht und wir bräuchten nicht diese Mengen an Gift. Was wir brauchen ist ein Naturmanagement, in dem die kleinen Räuber ihren Platz haben. Wir sollten froh sein, dass es diese Tiere noch in freier Wildbahn gibt. Damit könnte man den Gifteinsatz zum großen Teil vermeiden.
Wir haben im Tierschutzhaus ein Freigehege, in dem wir auch an die fünfzig Katzen betreuen. Die leben ganzjährig Draußen, auch im Winter. Solche Katzen können wir nicht an Wohnungsplätze vermitteln, aber sehr wohl an Reitställe oder Bauernhöfe, wo sie die perfekten und ökologisch besten Schädlingsbekämpfer sind. Denn neben den natürlichen Feinden sind Katzen die bessere Alternative zum Giftln.