Eine liebe Freundin erzählte mir bereits Anfang Jänner ganz traurig, dass sie vor ihrer Haustür einen beinahe noch ungefiederten Jungvogel tot aufgefunden hat. So etwas höre ich selten. Dafür war augenscheinlich der besonders warme Dezember verantwortlich, der Vögeln vorgespielt hat, es wäre bereits Frühjahr. Die darauf folgende Kältewellte hat die Jungen umgebracht. Das beobachten wir aber nicht nur bei den Vögeln, sondern auch bei Pflanzen, die immer früher austreiben. Wenn ein später Frost kommt und die Blüten erwischt, ist es schlimm. Genauso ergeht es Insekten, die zu früh ausfliegen. Bienen etwa erfrieren entweder oder verhungern.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits deutlich sichtbar.
Wir beobachten bei den Katzen ein ganz außergewöhnliches Phänomen. Als ich im Tierschutzhaus begonnen habe, kamen die meisten Jungkatzen im Mai und Juni zu uns. Jetzt haben wir fast so viele Jungkatzen im Herbst als im Frühjahr. Katzen können zwar zwei Mal pro Jahr Junge bekommen, die Herbstkatzen sind allerdings schwächer. Das Fehlen eines richtigen Winters bedeutet auch für Muttertiere Stress.
Wiener Tierschutzverein
Auch Igel halten vielfach nicht mehr den so wichtigen Winterschlaf oder erwachen zu früh. Erst im vergangenen Herbst gab es eine Menge kleiner Igel, die noch Ende November herumgelaufen sind. Das sollten sie nicht. Wenn sie sich zu dieser Zeit nicht längst eingegraben, dick angefressen und unter dreißig Dekagramm haben, haben sie keine Überlebenschance. Wenn man jetzt einen Igel sieht, ist das nicht gut, denn es kann jederzeit noch frieren. Sie sollte man unbedingt mit hinein nehmen, in einer Schuhschachtel mit Blättern unterbringen und in eine geeignete Einrichtung bringen.
In Wien gibt es viel zu wenige Grünflächen, damit Wildtiere ausreichend Futter finden. Das betrifft vor allem die Körnerfresser unter den Vögeln, die Insektenfresser tun sich leichter. Deshalb finde ich es richtig, im Winter und in der Brutphase zu füttern. Wichtig ist, dass man richtiges Vogelfutter verwendet. Unterstützend kann man feste Brutkästen anbringen, allerdings sollte man das in dicht bebautem Gebiet mit den Nachbarn besprechen.
Im Prinzip sollte es gerade in Ballungsräumen ein besseres Wildtiermanagement geben. Bei Tauben sollte man etwa die Bruteier an bestimmten Plätzen entfernen und sie an anderen konzentrieren. So kann der Bestand überwacht und kranke Tiere können herausgefiltert werden. Bei Krähen wäre es sinnvoll, an bestimmten Orten ein Futterangebot bereit zu stellen. Wenn Vögel zu wenig Futter haben, holen sie sich auch Abfälle, was zur Ausbreitung von Krankheiten führt.
Streunerkatzen sind sehr hart im Nehmen. Bei einem Kälteeinbruch kann man Katzenmütter unterstützen, indem man ihnen ein bisschen Trockenfutter und eine Schale Wasser hinstellt. Streuner sollte man ebenfalls an fixe Plätze gewöhnen. Sollte es Nachwuchs geben, bitte wir um Information, denn wir fangen sowohl die Jungtiere als auch die Mutter ein, kastrieren und impfen sie. Danach lassen wir das Muttertier, wenn möglich, an seinem alten Platz wieder frei. Die Jungen, die danach handzahm sind, werden von uns immer paarweise an gute Plätze vermittelt. Jene Jungtiere die wir nicht entdecken, schaffen es oft nicht. Sie verhungern, werden von Autos überrollt oder von Krähen geholt.
Wir bekommen immer mehr Wintergäste, die mit den schwankenden Temperaturen nicht zurechtkommen. Deshalb ist es jetzt, Anfang Februar, wichtig, sich um Tiere zu kümmern. Zu diesem Thema haben wir auch einen Folder herausgebracht, der bei uns angefordert oder von der Homepage heruntergeladen werden kann.