Nachdem ich meine politischen Ämter zurückgelegt habe, bin ich jetzt wieder in meinem neuen, alten Beruf tätig. Ich habe ja bereits während meiner Studienzeit, gleich nach der Matura, im Bundesdienst begonnen. Nachdem ich Jus und mein zweites Studium der Betriebswissenschaften an der WU abgeschlossen hatte, wurde ich vor allem durch das Prinzip der Gewinnmaximierung, das hauptsächlich gelehrt wurde, politisiert. Ich hab‘ mich gefragt: Das kann doch nicht alles sein, immer mehr Gewinn. Für wen? Weshalb? Wie verteilt sich das? Diese Fragen habe ich mir damals bereits gestellt.

Wiener Tierschutzverein

Jus hat mich aber mehr begeistert. Wie ist unser System, wie sind unsere Gesellschafts- und Eigentumsordnung, wie wir sie heute haben, über die Jahrhunderte entstanden? Wie haben sich diese Rechte gebildet? Gab es Phasen in der Geschichte, in denen etwas besser gemacht wurde? Das Privatrecht im alten Rom fasziniert mich noch heute, denn die haben es geschafft, in fünf Jahrhunderten bloß eine Handvoll Gesetze zu erlassen. Nur dort, wo es wirklich zu Konflikten in der Gesellschaft kam. Es gab keine Verordnung oder Norm für jede Kleinigkeit, vom Pommes Frites bis zum Traktorsitz.

„Lernen Sie Geschichte“ - Den Satz von Bruno Kreisky habe ich heute noch in den Ohren und kann ihn nur unterschreiben.

Ich habe damals unter Alfred Dallinger, dem damaligen Bundesminister für Soziales, gearbeitet und ich bin noch heute ein Dallinger-Fan. Er hat nicht nur handfeste Regierungspolitik gemacht, sondern auch über den Tellerrand, in die Zukunft, geschaut und gedacht. Bereits damals habe ich mich mit der Überlegung getragen, mich auch beruflich in der Politik zu engagieren. Es war dann eine Fügung des Schicksals, dass meine älteste Tochter am 27. Februar 1989 geboren wurde, und Alfred Dallinger am 23. Februar ums Leben gekommen ist. Da ich im Mutterschutz war, saß ich nicht im Flugzeug. Das hat mir den Abschied leichter gemacht und ich bin in die Politik gegangen. Ich habe für den Nationalrat kandidiert und den Einzug auf Anhieb geschafft.

Es war mir immer bewusst und ich war darüber froh, dass ich nach einer Politikerlaufbahn in meinen alten Job zurückkehren könnte. Ich habe in all den Jahren harte Oppositionspolitik gemacht und harte Auseinandersetzungen geführt. Noch dazu würde ich in meinem Alter wohl kaum etwas finden. Deshalb bin ich jetzt in den Bundesdienst zurückgegangen.

Ich bin in der Frauenpolitik aktiv, die jetzt wieder im Bundeskanzleramt bei Ministerin Bogner-Strauß beheimatet ist. Mein Job ist der Schutz von Frauen vor Gewalt, da gibt es immer mehr rechtliche Grundlagen, die man wirklich durchsetzen kann. Niemand hat einen fremden Körper anzugrapschen, niemand hat jemanden herabzuwürdigen. Je früher Kinder, vor allem Mädchen, wissen, dass sie ein Recht auf den eigenen Körper haben, desto besser. Meine Eltern dürfen mich nicht schlagen, niemand darf mich unsittlich zu berühren und ich soll mir Hilfe holen. Es gibt dafür die Gleichbehandlungsanwaltschaft, es gibt Notrufnummern – bitte macht Gebrauch davon!

Konkret sehe ich mir neue Gesetze durch, ob sie die Rechte von Frauen berühren und versuche sie positiv zu beeinflussen. Ich bin auch Mitglied einer Task Force gegen Menschenhandel. Man sollte meinen, dass das der Vergangenheit angehört, doch es werden jährlich zig tausende Menschen gehandelt. Kinder werden zum Betteln geschickt oder Taschendiebe, Frauen werden in die Prostitution verschleppt, es gibt Arbeiter, die zu einem Schandlohn und ohne versichert zu sein Baumaterial schleppen. Da gibt es noch eine Menge zu tun.

Das ist übrigens kein politischer Job. Entweder man hat ein wachsames Auge auf Ungerechtigkeiten, oder man hat es nicht.

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